Die US-Immigration Behörde hat seit dem Amtsbeginn von US-Präsident Donald Trump zehntausende Immigranten festgenommen und in ihre Heimatländer abgeschoben. Ein grosser Teil von ihnen stammt aus Südamerika. Zwei Flugzeuge, eines Ende Juli und eines Mitte August, brachten auch russische Staatsbürger zurück nach Moskau.
Der Zweite dieser beiden Flieger startete am 27. August in Louisiana. Er flog erst nach Kairo und von da aus weiter in die russische Hauptstadt. Dies berichtete «The Guardian».
Wie einer der abgeschobenen Asylbewerber gegenüber dem Guardian sagt, seien sie mit Handschellen gefesselt und in ein Flugzeug der «ICE» gesetzt worden. Zusätzlich seien ihnen ihre Dokumente abgenommen worden. Der Betroffene möchte, dass seine Identität anonym bleibt.
Bei der Ankunft in Moskau seien sie alle «gefiltert» und von russischen Behörden befragt worden, jene ohne strafrechtliche Vorverurteilung seien freigelassen worden.
Einer der Asylbewerber sei der 25-jährige, ehemalige russische Soldat, Andrei Vovchenko gewesen. Er habe im Oktober 2022 seinen Militärdienst quittiert und sei in die USA geflohen. Laut einer offiziellen Mitteilung des Verteidigungsministeriums sei er wegen Fahnenflucht von russischen Behörden gesucht worden. Somit drohten ihm 10 Jahre Gefängnis.
Laut Aussagen von anderen russischen Asylsuchenden, die nach Moskau zurückgebracht wurden, sei Vovchenko nach der Ankunft in Moskau umgehend inhaftiert worden. Während des Flugs von Kairo nach Moskau habe er ununterbrochen geweint und die Behörden angefleht, ihn gehen zu lassen. Daraufhin sei er von der ägyptischen Polizei an seinen Sitz gefesselt worden. «The Guardian» konnte den 25-Jährigen nach dem Flug nach Moskau nicht mehr erreichen.
Die US-Heimatschutzbehörde habe auf eine Anfrage des Guardian für eine Stellungnahme nicht reagiert.
Der russische Menschenrechtsaktivist Vladimir Osechkin äussert sich über die Plattform «Gulagu.net» zu den Ausschaffungen. Er sagt, dass es grausam und beschämend sei, dass Russen, die vor Putins Krieg fliehen, in den USA als Kriminelle behandelt werden.
Er appellierte an die US-Behörden, dass sie die Abschiebungen stoppen und gründliche Überprüfungen zu den Betroffenen durchführen würden.
Am Mittwoch, dem 3. September, veröffentlichten die russischen Oppositionellen Julia Nawalnaja, Wladimir Kara-Murza und Ilja Jaschin eine Erklärung an den kanadischen Premierminister. In dieser fordern sie, dass Russen, denen die Abschiebung aus den USA droht, in Kanada Asyl erhalten.
Julia Nawalnaja ist die Witwe des verstorbenen russischen Antikorruptionsaktivisten Alexej Nawalny. In den vergangenen Jahren wurde er als Oppositionspolitiker gegen das autoritäre Regime Wladimir Putins bekannt. Nawalny verstarb 2024 in einem russischen Straflager, in welches er wegen Unterschlagung und Betrug inhaftiert wurde.
Am Mittwoch gab die kanadische Regierung bekannt, keine Versprechen machen zu können, die russischen Asylbewerber aufzunehmen. Stattdessen erklärte sie, dass jeder Asylantrag einzeln geprüft werde.
Seit dem Start des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben rund 8300 russische Staatsangehörige in den USA Asyl beantragt. Laut der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde wurde etwa 85 Prozent der Russen, die Asyl beantragt hatten, im Jahr 2024 auch Asyl gewährt. (nib)
Läuft wie am Schnürchen.