Die Berner Inselgruppe hat 2022 einen Verlust von 80 Millionen Franken geschrieben. Die Gruppe will deshalb zwei Spitäler schliessen. Betroffen sind die Spitäler Tiefenau in Bern und Münsingen. 200 Stellen werden voraussichtlich gestrichen.
Von den beiden Schliessungen sind 1000 Mitarbeitende betroffen, wie die Spitalleitung am Mittwoch vor den Medien in Bern mitteilte. Für 600 Beschäftigte sei ein Stellenangebot innerhalb der Gruppe garantiert. Für die restlichen 400 Personen brauche es individuelle Lösungen oder sie würden freigestellt.
Am Mittwoch ging die Unternehmensleitung von 200 Kündigungen aus. Für die Betroffenen ist ein Sozialplan vorgesehen. Den Standort Tiefenau will die Inselgruppe bis Ende Dezember schliessen, bei Münsingen soll das bereits Ende Juni der Fall sein. Der Beschluss fällt voraussichtlich Ende April.
Die Spitäler in Münsingen und in Tiefenau seien wirtschaftlich nicht tragbar, erklärte Bernhard Pulver, Verwaltungsratspräsident der Inselgruppe. In Münsingen könnten 35 Betten von etwa 80 belegt werden. Grund dafür sei die schwierige Personalrekrutierung.
Die zwei Standorte hätten in den vergangenen Jahren hohe finanzielle Verluste geschrieben. Zudem seien in Münsingen die Instandhaltungskosten hoch und in Tiefenau könne nach 2024 aus Sicherheitsgründen der Betrieb nicht mehr weitergeführt werden.
Auch künftig sei eine genügende geografische Abdeckung für die Bevölkerung gegeben. Von Münsingen seien das Inselspital, das Spital in Thun oder das Spital in Riggisberg in 22 Minuten erreichbar, sagte Pulver. Auch die anderen Standorte wurden geprüft. Die Gruppe betreibt auch die Spitäler in Aarberg, Belp und Riggisberg.
Neben der Schliessung der zwei Spitäler sieht die Gruppe weitere Sparmassnahmen vor. So soll auf den Bau eines Service- und Logistikgebäudes verzichtet werden. Über die nächsten fünf Jahren sollen 200 Millionen Franken gespart werden.
Den Verlust nach 25,3 Millionen Franken Gewinn im Vorjahr begründet die Spitalgruppe hauptsächlich mit einem drastischen Fachkräftemangel. Die Covid-19-Pandemie verschärfte das zusätzlich.Zusammen mit der Höchstzahl an Corona-Patientinnen und -Patienten erreichte die Zahl der krankgeschriebenen Mitarbeitenden im Frühjahr 2022 den Höchststand. Das führte zu Kapazitätseinschränkungen. Einen geringeren Anteil am Verlust hatten auch ausgebliebene pandemiebedingte Entschädigungen durch den Bund.Die Kapazitätsengpässe schlugen sich in den Patientenzahlen nieder. Statt rund 62'000 Patientinnen und Patienten behandelte die Gruppe 2022 noch knapp 60'000 stationär, ein Rückgang um 3,6 Prozent. Ambulant hingegen stieg die Patientenzahl um 2 Prozent auf 929'000.Steigende Kosten für 2023Pulver appellierte an die Politik und verlangte eine korrekte Tarifsituation, damit das Spital seine Leistungen zu einem besseren Preis verrechnen könne. Sonst komme die Inselgruppe nicht in die schwarzen Zahlen.Für das kommende Jahr geht die Gruppe von einer Zusatzbelastung bei den Kosten von 59 Millionen Franken aus. Einerseits bedeutet die Verbesserung der Anstellungsbedingungen Mehrkosten von 25 Millionen Franken, wie die Spitalleitung vorrechnete. Weiter geht sie von zusätzlichen Stromkosten von 17 Millionen Franken aus und eine Mehrbelastung von 15 Millionen Franken aufgrund der Inflation.
Zusammen mit der Höchstzahl an Corona-Patientinnen und -Patienten erreichte die Zahl der krankgeschriebenen Mitarbeitenden im Frühjahr 2022 den Höchststand. Das führte zu Kapazitätseinschränkungen. Einen geringeren Anteil am Verlust hatten auch ausgebliebene pandemiebedingte Entschädigungen durch den Bund.
Die Kapazitätsengpässe schlugen sich in den Patientenzahlen nieder. Statt rund 62'000 Patientinnen und Patienten behandelte die Gruppe 2022 noch knapp 60'000 stationär, ein Rückgang um 3,6 Prozent. Ambulant hingegen stieg die Patientenzahl um 2 Prozent auf 929'000.
Steigende Kosten für 2023Pulver appellierte an die Politik und verlangte eine korrekte Tarifsituation, damit das Spital seine Leistungen zu einem besseren Preis verrechnen könne. Sonst komme die Inselgruppe nicht in die schwarzen Zahlen.
Für das kommende Jahr geht die Gruppe von einer Zusatzbelastung bei den Kosten von 59 Millionen Franken aus. Einerseits bedeutet die Verbesserung der Anstellungsbedingungen Mehrkosten von 25 Millionen Franken, wie die Spitalleitung vorrechnete. Weiter geht sie von zusätzlichen Stromkosten von 17 Millionen Franken aus und eine Mehrbelastung von 15 Millionen Franken aufgrund der Inflation.
In ersten Reaktionen zeigten sich FDP, SP und GLP des Kantons Bern nicht überrascht von den Schliessungen. Die Spitäler seien unter einem grossen wirtschaftlichen Druck aufgrund unterfinanzierter Tarife, aber auch als Folge der Covid-Krise, erklärte Manuela Kocher, Vize-Präsidentin der SP des Kantons Bern, auf Anfrage. Als Folge der beiden Schliessungen werde die Gesundheitsversorgung zentraler angeboten und in den Regionen im Raum Bern künftig weniger gut sein.
Für die FDP sind die Schliessungen eine Folge von verschiedenen Ereignissen in den letzten zehn Jahren (Fusionsgeschichte und fehlende Investitionen). Spitalschliessungen seien, wenn möglich zu verhindern, könnten aber aus wirtschaftlichen Gründen angezeigt sein, teilten ausserdem die Grünliberalen des Kantons Bern auf Anfrage mit. Entscheidend sei, dass die Versorgungssicherheit für die ganze Bevölkerung gewährleistet sei.
Die Zukunft Münsingens sei schon seit Jahren immer wieder im Gespräch gewesen, wegen tiefer Auslastung, Renovationsbedarf und Personalwechseln, erklärte Meret Schindler, Gewerkschaftssekretärin Gesundheit des VPOD Bern Region, auf Anfrage. Die Schliessung des Tiefenauspitals sei hingegen auch für sie überraschend in dieser Kurzfristigkeit. (sda)