Bundeskanzler Walter Thurnherr hat auf Ende Legislatur seinen Rücktritt bekannt gegeben. Bei einer Pressekonferenz erzählte der «achte Bundesrat», dass er auf acht befriedigende Jahre zurückgeblickt. Er sei gerne Bundeskanzler.
Das sagt Walter Thurnherr über …
Als Schnittstelle zwischen Regierung und Parlament, bei der Beratung der Bundesräte, der digitalen Transformation und anderem mehr habe er viele Aufgaben gehabt. Er werde jetzt noch einige Projekte abschliessen und andere weiterentwickeln.
Laut Bundeskanzler Walter Thurnherr habe seine Rücktrittsankündigung nichts mit der Ambiance im Bundesrat zu tun. «Die Stimmung ist sehr gut.» Er bezeichnete die laufende Legislatur jedoch als «schlimmste seit dem Zweiten Weltkrieg».
Eine Krise habe die nächste gejagt, sagte Thurnherr am Mittwoch vor den Medien in Bern. Thurnherr hob die «sehr dramatische Pandemiephase» hervor, und auch die CS-Notübernahme sei nicht spurlos am Land vorbeigezogen.
Für Thurnherr hat sich das Krisenmanagement des Bundes in dieser Zeit beschleunigt und verbessert. Gerade im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Grossbank Credit Suisse sieht er Fortschritte.
Als die Probleme der Credit Suisse im Herbst bekannt geworden seien, hätten die «Ohren aber gewackelt», sagte Thurnherr am Mittwoch vor den Bundeshausmedien. Auch bei den sich abzeichnenden Schwierigkeiten wegen der Helsinki-Kommission in den USA seien bundesrätliche Reaktionen schnell erfolgt. Ob das gerechtfertigt sei, könne man sich fragen. Aber: «Besser einmal früher wach als zu spät.»
Thurnherr kritisierte das «Silo-Denken» in den Departementen. Die Angestellten müssten lernen, dass sie für die Bundesverwaltung als Gesamtes arbeiteten – und nicht alleine für den Departementschef.
Er habe eigentlich mehr Ambitionen gehabt, dieses Silo-Denken zu überwinden, sagte Thurnherr auf die Frage, was ihm ihn seiner Amtszeit nicht gelungen sei. «Doch das Silo-Denken hat eventuell sogar zugenommen.»
Lustigerweise funktioniere es in Krisenzeiten manchmal sehr viel besser. Dann merkten die Leute, dass keine Zeit für solche Federführungsprobleme vorhanden sei. «Wir haben zu viele ‹Kompetenzstürmereien›, die nicht nötig sind.»
Laut Bundeskanzler Walter Thurnherr spielt es keine Rolle, welcher Partei seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger angehört. Viel wichtiger für das Amt seien die Persönlichkeit und fundierte Kenntnisse der Bundesverwaltung.
Man müsse die Abläufe, die Leute und Dossiers kennen, sagte Thurnherr am Mittwoch vor den Medien in Bern. «Der Parteihintergrund spielt überhaupt keine Rolle.» Letztlich müsse das aber das Parlament entscheiden.
Der Bundeskanzler muss laut Thurnherr beim Parlament Verständnis für Verwaltung kreieren und umgekehrt. Zudem nähmen die Probleme zu, die nur mit internationaler Zusammenarbeit gelöst werden könnten. «Wenn Sie sich einbringen wollen, müssen Sie dort sein, wo sich die Leute einbringen», sagte Thurnherr.
Bundeskanzler Walter Thurnherr hat noch keine Pläne geschmiedet, was nach seiner Zeit in der Verwaltung kommen wird. «Ich habe keine Ahnung, was ich tun werde.» Für ihn gebe es aber auch Dinge neben der Politik, die ihn interessierten.
«Es gibt sehr intelligente Leute ausserhalb Berns», sagte Thurnherr am Mittwoch vor den Medien in Bern. Dieser Kontakt nach aussen habe ihm auch in seiner Funktion als Bundeskanzler geholfen. Er habe beispielsweise den Kontakt zur Wissenschaft immer geliebt.
Bevor er sich um seine persönliche Zukunft kümmere, wolle er zuerst sauber die Dinge beenden, die er mitverantworte. Thurnherr nannte etwa die Planung der Wahlen, der nächsten Legislatur, verschiedene Strategien und Projekte.
Thurnherr appellierte an die Gesellschaft, zu gewissen Dingen Sorge zu tragen. Die Voraussetzungen für den sozialen Ausgleich müssten gesichert bleiben. Die Aussicht auf die kommenden Jahrzehnte könne einen aber etwas skeptisch machen.
(yam/sda)