Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Zusammenhalt des Landes sind der Kernpunkt der bundesrätlichen Ansprachen zum 1. August gewesen. Sämtliche fünf Bundesräte, die auftraten, lobten die Bevölkerung und dankten ihr für das Engagement. Es gelte, weiter wachsam zu bleiben und nicht nachzulassen. Das Virus sei nach wie vor da.
Die grösste Präsenz hatte naturgemäss Simonetta Sommaruga in ihrer Funktion als Bundespräsidentin. An der wegen des Coronavirus im kleinen Rahmen gehaltenen Bundesfeier auf dem Rütli lobte sie am Samstagmittag die Bevölkerung für ihr Verhalten während des Lockdowns. Sie habe gezeigt, dass die Schweiz zusammenstehe und «verhäbt».
Sommaruga ehrte 54 Personen, die aus allen Kantonen und der sogenannten fünften Schweiz stammten, also aus dem Ausland, als Heldinnen und Helden des Alltags. Sie hätten alle geholfen, dass die Krise habe bewältigt werden können, sei es im Spital, im Verkauf, in der Schule oder in der Nachbarschaft.
«Wenn es darauf ankommt, sind wir mehr als 26 Kantone und achteinhalb Millionen Einwohnerinnen und Einwohner», resümierte Sommaruga in ihrer offiziellen Radio- und Fernsehansprache die Solidarität und Hilfsbereitschaft der vergangenen Monate angesichts der Corona-Pandemie. Am Abend wurde die Bundespräsidentin bei einem weiteren Auftritt in Lausanne regelrecht bejubelt.
Sommaruga erhielt aber auch Post von US-Präsident Donald Trump. In einer von der US-Botschaft in der Schweiz veröffentlichten Grussnote gratulierte Trump zum Nationalfeiertag. Darin erinnerte Trump an den Wert der Schweiz als Vermittlerin zwischen den USA und dem Iran. Weiter würdigte er die Unterstützung der Schweiz bei der Rückführung von US-Bürgern während des Corona-Lockdowns.
Justizministerin Karin Keller-Sutter sagte am Samstagmorgen in Schaffhausen, der Zusammenhalt habe sich in den vergangenen Monaten eindrücklich gezeigt. Etwa als die Bevölkerung von Kantonen wie Schaffhausen bereit gewesen sei, einschneidende Massnahmen zum Schutz der gesamten Bevölkerung solidarisch mitzutragen, obschon sie deutlich weniger stark betroffen waren vom Coronavirus als etwa das Tessin oder die Romandie.
Die Schweiz ist laut Keller-Sutter nur deshalb eine Erfolgsgeschichte, weil die verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Kräfte es bisher geschafft haben, «sich immer wieder zusammenzuraufen». Das gelte auch für die Bewältigung der Corona-Krise.
Die Krise führe vor Augen, wie fragil die heutigen Gesellschaften seien, sagte Bundesrat Alain Berset in seiner Ansprache am Samstagabend in Bellinzona. Aber sie beweise auch, «dass wir zäh sind». Besonders das Tessin habe eindrücklich bewiesen, welch enge und solidarische Gemeinschaft es sei. Aber auch der Zusammenhalt der Landesteile sei stark.
Berset forderte die Zuhörenden auf, jetzt nicht nachzulassen. Alle müssten nun gemeinsam den Aufwärtstrend bei den Corona-Zahlen bekämpfen. Das Virus sei noch da. Es sei kein gewöhnlicher Sommer, sondern «eine Zeit des Abwartens, des Hoffens und des Bangens», denn die Krise könne noch länger dauern.
Wirtschaftsminister Guy Parmelin bezeichnete in seiner Ansprache zum 1. August im Südbündner Dorf Cavaione die gegenwärtigen gemeinsamen Opfer wegen der Corona-Krise als «patriotische Geste». Ein Opfer, «das wir offensichtlich auch weiterhin erbringen müssen». Der Magistrat erinnerte an die bisher rund 1700 Todesopfer der Krise und forderte die Anwesenden zu einem kurzen Gedenken auf.
Die letzten Wochen und Monate hätten gezeigt, «dass wir nicht alles kontrollieren können», sagte Parmelin weiter. Die Gesellschaft gebe sich gerne der Illusion hin, das Risiko lasse sich durch entsprechende Regeln völlig eliminieren. «Am liebsten würde sie Vorsichtsmassnahmen bis zum Gehtnichtmehr ergreifen.»
Vor seinem Abstecher ins Puschlav nahm Parmelin in Chur auf dem Plantahof der Familie Salis zusammen mit einer Delegation des Schweizer und Bündner Bauernverbandes am dortigen Brunch teil.
Trotz der Coronavirus-Gefahr boten rund 150 Bauernbetriebe auch in diesem Jahr ihren traditionellen Brunch an. Wegen der besonderen Schutzmassnahmen und des geringeren Platzangebotes waren viele Höfe schon im Voraus ausgebucht, wie der Schweizer Bauernverband (SBV) mitteilte. Die Brunches fanden zum 28. Mal statt. Die Anlässe sollen mithelfen, Brücken zwischen Stadt und Land zu bauen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.
Die meisten grossen Städte verzichteten in diesem Jahr auf 1.-August-Feiern und Feuerwerke. Einige Gemeinden liessen sich etwas Besonderes einfallen. La Chaux-de-Fonds NE zum Beispiel schickte für zwei Stunden einen mit Schweizer Fahnen beflaggten Touristenzug durch die Stadt, in dem Schutzmasken tragende Musiker mit dem Akkordeon die Nationalhymne spielten.
Im Berner Münster fand ein Naturjodelkonzert statt. Die Zuhörer sassen zwar dicht gedrängt, aber ausnahmslos maskiert. Am Säntis wurde wie jedes Jahr eine riesige Schweizer Fahne ausgerollt. In der Nacht auf Samstag wurden bei Evolène im Wallis dreieinhalb Minuten lang die Berge mit einer Pyrotechnik-Show beleuchtet. Und in der Region Adelboden wurden rund 30 Höhenfeuer entzündet. (sda)
Und ganz offensichtlich hat sich der guete alte Ueli der Frage "1. August-Rede: Ja oder nein?" wieder mal am Lustprinzip orientiert 🤣