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Du willst nur das Beste? Voilà:
Am letzten Freitag
landete der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi eher überraschend auf
dem Dreierticket der SVP für die Bundesratswahl am 9. Dezember. Die
Freude währte kurz, denn bereits sieht sich der Senkrechtstarter mit unbequemen Fragen konfrontiert. Zum einen geht
es um einen Leserbrief, in dem Aeschi sich gegen ein Asylzentrum in
seiner Heimatgemeinde Baar ausgesprochen und dabei vertrauliche
Informationen publik gemacht hat.
Zu reden gibt auch
Aeschis berufliche Tätigkeit als Unternehmensberater. Er arbeitet
seit 2008 für die Firma PwC Strategy&, die bis zur Übernahme
durch den Giganten PricewaterhouseCoopers (PwC) vor einem Jahr den
Namen Booz & Company trug. Sie entstand 2008 durch
Abspaltung vom US-Technologiekonzern Booz Allen Hamilton. Dieser
erbringt unter anderem Dienstleistungen für das
US-Verteidigungsministerium und den umstrittenen Nachrichtendienst NSA.
Besonders pikant:
Booz Allen Hamilton war der letzte Arbeitgeber des Whistleblowers
Edward Snowden, bevor er sich vor zwei Jahren nach Hongkong absetzte
und sein Wissen über die Schnüffelaktivitäten der NSA publik
machte. Die mögliche NSA-Connection des
SVP-Kandidaten sorgt für Stirnrunzeln, selbst die FDP-nahe NZZ stellte die Frage: «Arbeitet Thomas Aeschi für PwC oder für die
NSA?»
Aeschi war am Montag
telefonisch nicht erreichbar. Gegenüber der NZZ betonte er, er habe «nie für eine ausländische Regierung oder einen Nachrichtendienst
gearbeitet bzw. diese beraten». In einem Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag» erklärte der Zuger, er habe während
seiner gesamten Karriere immer für den Privatsektor gearbeitet. «Einzige Ausnahmen waren eine Zentralbank und ein Staatsfonds, die
wir beraten haben.»
Ausgestanden ist die
Sache für den smarten Nationalrat damit kaum, denn er hat den Namen
seines Arbeitgebers weder im Interessenregister der Parlamentsdienste
noch auf seiner persönlichen Website angegeben. «Ich fand einfach
nicht, dass mein Arbeitgeber für die Öffentlichkeit wichtig ist»,
rechtfertigte sich Aeschi in der «Zentralschweiz am Sonntag».
Mit dieser Antwort
dürften sich die Parlamentarier, die ihn in den Bundesrat wählen
sollen, kaum zufrieden geben. «Thomas Aeschi wird sich im
CVP-Hearing kritischen Fragen zu seinen beruflichen Verwicklungen
stellen müssen», sagte CVP-Präsident Christophe Darbellay.
Ähnlich äusserte sich der neue FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis: «Er wird zu allem, was in den nächsten Tagen über ihn bekannt
werden wird, Auskunft geben müssen.»
Thomas Aeschi steht im Gegenwind. Seine Karrierekurve zeigte bislang steil
nach oben: Erst vor fünf Jahren stieg er als Zuger Kantonsrat in die
aktive Politik ein, und bereits rüttelt er an der Tür zu den
höchsten politischen Weihen. Mit 36 Jahren wäre er der viertjüngste
Bundesrat der Geschichte. Er gilt als umgänglich und gescheit, aber
auch als streberhaft. Politisch liegt er klar auf Parteilinie, ihm
wird eine Nähe zu SVP-Übervater Christoph Blocher nachgesagt.
Diese Tatsache
könnte für Aeschi zu einem grösseren Problem werden als seine
beruflichen Aktivitäten. Im Bundeshaus sorgt die Aussicht auf einen
strammen «Blocherianer» im Bundesrat für wenig Begeisterung. Den
Ausschlag am 9. Dezember werden die Mitte-Parteien geben. Ein
Sprengkandidat aus ihren Reihen, den sich viele Linke erhoffen, ist
nicht in Sicht. Und trotz Ärger über die Ausschlussklausel der SVP ist es fraglich, ob sie zur Wahl eines «wilden» SVPlers – etwa Thomas Hurter oder Heinz Brand – bereit sein werden.
Deshalb rücken die
beiden anderen Bewerber des Dreiertickets in den Fokus. Die «NZZ am
Sonntag» sieht den Waadtländer Nationalrat und Weinbauern Guy
Parmelin in der Favoritenrolle. «Ich
spreche Parmelin gute Chancen zu. Er ist von den dreien sicher der
Kandidat mit der grössten Distanz zu Christoph Blocher», sagte der
einflussreiche CVP-Nationalrat Gerhard Pfister, der wie Thomas Aeschi
aus Zug stammt, im Gespräch mit der Zeitung.
Parmelins grösster
Nachteil ist seine Herkunft, er wäre neben Alain Berset und Didier
Burkhalter der dritte Romand im Bundesrat. Das ist nicht unmöglich,
aber die Westschweiz wäre damit deutlich übervertreten. Vor allem
könnte er die Hoffnungen der Tessiner zunichte machen, die nach 16
Jahren Abwesenheit auf eine Rückkehr in die Landesregierung drängen.
Mit drei Welschen dürfte ein Sitz für einen Lateiner jedoch auf
absehbare Zeit ausser Reichweite sein.
Eröffnet sich hier eine Chance für Lega-Regierungsrat Norman Gobbi, der im Trio als klarer Aussenseiter gilt? In den Hearings der Fraktionen ist dem eloquenten und mehrsprachigen Tessiner ein starker Auftritt zuzutrauen. Selbst der ehrgeizige CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi, dem Ambitionen auf die Nachfolge von Doris Leuthard nachgesagt werden, will Gobbi unterstützen.
Vorerst aber bleibt Thomas Aeschi der Favorit, allen Vorbehalten zum Trotz.
Entweder ist dieser SVP-Politiker extrem naiv oder dann brandgefährlich für die Schweiz. Unwählbar.
Aeschi hat keinen langfristigen Leistungsausweis in der Politik, macht sich über K.O.-Tropfen-Vergewaltigungen lustig und ist Blocherianer.
Parmelin scheint mir der einzig wählbare auf dem Ticket zu sein.
Sehr witzig fände ich Blocher himself als Sprengkandidat, wenn er annähme müsste die svp ihn rausschmeissen :-)