Der Bundesrat will für Pädosexuelle in allen Sprachregionen Beratungsangebote subventionieren und eine schweizweite Koordination des Angebots unterstützen. Das hat er in einem am Freitag verabschiedeten Bericht festgehalten. Genügend Therapieangebote müssen seiner Ansicht nach aber die Kantone schaffen.
Für Pädosexuelle fehlt laut dem Bundesrat ein strukturiertes, alle Sprachregionen umfassendes Behandlungsangebot. Er will in der ganzen Schweiz ein spezialisiertes Präventionsangebot aufbauen. Dafür ist er bereit, den Kredit «Kinderschutz/Kinderrechte» zu erhöhen. In welchem Umfang, dazu lagen keine Angaben vor.
Bereits heute richtet der Bund Finanzhilfen aus an das Beratungsangebot «Dis no» in der Romandie. Vor allem in der Deutschschweiz und im Tessin bestünden Lücken im Präventionsangebot, schrieb der Bundesrat. Zudem fehle es in der ganzen Schweiz an Therapeutinnen und Therapeuten, die solche Fälle behandeln wollten.
In der Schweiz gibt es bereits einzelne spezialisierte Beratungs- und Therapieangebote, etwa am Unispital Basel, in Frauenfeld TG und an den Universitätsspitälern Genf und Lausanne. Der Bundesrat will diese ergänzen und die Angebote aufeinander abstimmen. Zudem will der Bundesrat prüfen, inwieweit das Thema in der Weiter- und Fortbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie Psychologinnen und Psychologen mehr Gewicht erhalten soll.
Internationale Analysen gehen davon aus, dass weltweit etwa 15 bis 20 Prozent der Mädchen und rund 8 Prozent der Knaben von sexuellem Missbrauch betroffen sind. In der Schweiz registrierte die Polizei 2019 974 Fälle von sexuellen Handlungen mit Kindern mit total 1082 Geschädigten.
Landesweite Präventionsprojekte wie etwa in Deutschland («Kein Täter werden») wenden sich an Personen, die eine pädosexuelle Neigung empfinden, aber nicht straffällig werden wollen. Menschen mit sexuellen Interessen an Kindern stehen Forschern zufolge oft unter einer hohen psychischen Belastung. Psychische Probleme und soziale Isolation erhöhen demnach das Risiko für das Begehen von sexuellen Handlungen an Kindern.
Die Bereitstellung von Therapieangeboten für Personen mit sexuellen Interessen an Kindern liegt laut Bundesrat in der Kompetenz der Kantone. Diese seien für die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung zuständig.
Mit dem Bericht, der sich auf eine Studie unter der Leitung der Hochschule Luzern im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherungen stützt, beantwortete der Bundesrat zwei Postulate der ehemaligen Nationalrätin Natalie Rickli (SVP/ZH) und von Ständerat Daniel Jositsch (SP/ZH). Das Innendepartement soll bis im Frühling 2025 einen neuen Bericht über die bis dahin erfolgten Entwicklungen unterbreiten. (sda)