Poulet-Spiessli, Entrecôte, Cervelat: Die Grillsaison läuft aktuell auf Hochtouren. Der Fleischkonsum steigt dieser Tage, auch bei jenen, die sich eigentlich vorgenommen haben, diesen zu reduzieren. Kein Wunder: In den Metzgereien gibt es vor allem tierische Produkte. Und kaum Sojawürste und Erbsensteaks.
Coop möchte dies nun ändern. Der Detailhändler bietet derzeit in ausgewählten Supermärkten vegane Grillprodukte im Offenverkauf der Metzgertheke an. So gibt es vegane Steaks und Filets mit verschiedenen Marinaden sowie Filet- und Steak-Spiessli mit Gemüse. Je nach Filiale sind es bis zu neun vegane Produkte, wie es im hauseigenen Magazin heisst.
Laut Coop-Sprecherin Melanie Grüter handelt es sich dabei vorläufig um einen Test insbesondere im Raum Zürich und Basel. Danach werde das weitere Vorgehen bestimmt. Grösste Herausforderung für die Mitarbeitenden in der Metzgerei: dass die strikte Trennung zwischen den veganen Alternativen und den Fleisch- sowie Fischprodukten jederzeit sichergestellt sei, sagt Grüter. Was das im Alltag bedeutet, erklärt ein Fleischchef einer Testfiliale in der «Coopzeitung». So würden morgens immer zuerst die veganen Produkte zubereitet. «Dafür haben wir natürlich separate Schneidbretter, Schalen und Messer», sagt der Angestellte.
Bei der Medienstelle heisst es zwar, dass es für ein Fazit noch zu früh sei. Doch gemäss dem Mitarbeitenden habe es in den ersten Wochen einige Gespräche mit der Kundschaft gegeben. «Das Interesse, Neues auszuprobieren, ist da.»
Mit dem Test erhöht Coop den Wunsch von Pascal Bieri, dem Mitgründer und Co-Chef des Schweizer Start-ups Planted mit seinen Fleischalternativen aus Erbsenproteinen. Insgesamt gibt es Planted-Produkte inzwischen an 6500 Verkaufsstandorten in Europa.
In einem Interview mit CH Media sagte Bieri kürzlich: «Ich arbeitete eine Zeit lang in den USA und sah dort Supermärkte, die vegane Burger-Patties gleich neben den Fleisch-Patties platzierten, sodass die Kundschaft stets die vegane Alternative zur Auswahl hat.» Ein solches Protein-Regal fände er auch in der Schweiz eine gute Idee, die man zumindest prüfen sollte.
Allerdings ist auch Bieri bewusst, dass dies eine Gratwanderung ist: «Manchen Leuten wird es fast schlecht, nur schon wenn sie ein Fleischstück sehen.» Aber der positive Effekt für einen nachhaltigeren Konsum wäre mit dieser Massnahme enorm, weil heute nach wie vor viele Leute am veganen Regal vorbeilaufen würden, sagt Bieri. «Auch unsere Hauptzielgruppe sind Fleischesser.»
Das Potenzial ist aus Sicht von Firmen wie Planted nach wie vor gross. Denn mengenmässig kommen die Verkäufer von veganen Fleischalternativen hierzulande auf einen Marktanteil im Fleischmarkt von gerade mal 2.8 Prozent. Coop führt laut Sprecherin Grüter über 2000 vegetarisch oder vegan gekennzeichnete Produkte im Sortiment, wovon 1800 vegan sind. Davon wiederum seien über 100 vegane Fleisch- und Fisch-Alternativen. Migros nennt keine Zahlen.
Allerdings ist die Migros ihrer Konkurrentin Coop insofern voraus, als sie den Verkauf von veganen Fleischalternativen bereits einmal getestet hat. Laut Migros-Sprecherin Carmen Hefti wurde dieser Schritt in der Genossenschaft Basel vor zwei Jahren unternommen - allerdings ohne Erfolg. Sie erklärt dies damit, dass das Selbstbedienungsregal bei der Kundschaft beliebt ist und diese deshalb die veganen Produkte nicht bei der Bedientheke gesucht haben. «Deshalb wurde das Projekt nicht weitergeführt.»
Als Herausforderung nennt Hefti denn auch, dass einige Kundinnen und Kunden Mühe damit haben dürften, die Fleischalternative neben dem offen liegenden Fleisch zu finden. Dabei könnte ein solches gemischtes Angebot insbesondere Flexitarier, die an der Theke normalerweise ihr Fleisch kaufen, dazu verleiten, die veganen Optionen zu probieren. Zudem würden Produkte im Offenverkauf die Chance bieten, Informationen weiterzugeben, die auf der Verpackung meist aus Platzgründen nicht aufgedruckt werden können, wie beispielsweise Rezeptideen.
Sarah Moser, Geschäftsleiterin des Vereins Vegane Gesellschaft Schweiz, begrüsst die Versuche, bei denen in der Fleischtheke auch vegane Alternativen zu finden sind. Denn: «Gerade beim sommerlichen Grillieren liesse sich der persönliche CO2-Fussabdruck mit dem Griff zur pflanzlichen Alternative beträchtlich minimieren - vom Tierleid, das dadurch verhindert wird, einmal abgesehen.» Aus Erfahrung würden zwar viele der vegetarisch oder vegan lebenden Menschen selber zwar nicht oder nur ungern in die Nähe von Fleischprodukten gehen, sagt Moser. «Sie befürworten solche Entwicklungen aber dennoch, wenn damit mehr Menschen für die pflanzlichen Alternativen begeistert werden können.»
Aus Sicht der Förderung einer nachhaltigeren und tierfreundlicheren Ernährungsweise wäre laut Moser auch beim abgepackten Sortiment eine Platzierung im selben Regal sinnvoll. Dort sind die beiden Bereiche heute komplett getrennt.
In Österreich setzt derweil einer der grössten Lebensmittelhändler bereits konsequent auf gemischte Proteinregale. Verena Wiederkehr, Managerin des pflanzlichen Produktesortiments bei der Supermarktkette Billa, sagte kürzlich an einem Branchenanlass in Zürich, dass pflanzliche Produkte direkt neben ihrem tierischen Pendent platziert würden. Dies habe zwar zuerst einen Aufschrei in der Vegan-Community ausgelöst. Doch mit den pflanzlichen Produkten wolle man eine breitere Gesellschaftsschicht ansprechen wolle. (aargauerzeitung.ch)
Ich frage mich aber nur immer, z.B bei den durchaus leckeren veganen Burger Pattis, wie gesund die am Ende für einem selber sind, mit dem ganzen Prozess der da nötig ist damit es wie Fleisch schmeckt. Besser mehr Grillgemüse im Zweifelsfall.