Die Bevölkerung in der Schweiz wird sich noch eine Weile auf einen Impfstoff gedulden müssen. «Wir machen so schnell wie möglich, wahrscheinlich wird es aber erst im Verlauf des ersten Halbjahrs 2021 eine Impfung geben», sagte Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Die Kantone lösten in Erwartung eines Impfstoffes derzeit konkrete Fragen zu Logistik, Abgabe und Verteilung.
Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, sieht die Schweiz bei der Eindämmung des Coronavirus auf dem richtigen Weg. Momentan halbierten sich die Fallzahlen alle zwei Wochen. Der R-Wert stehe aktuell bei 0.78. Das heisst: 100 infizierte Personen stecken derzeit 78 Personen an.
«Das erste Etappenziel ist erreicht», sagte Ackermann am Dienstag vor den Bundeshausmedien. Es sei grossartig, wie viele Menschen dazu beitrügen. Wenn die Entwicklung so weitergehe, erreiche man viel: «Wir bekommen mehr Luft, die Kapazitäten beim Contact Tracing, in den Spitälern, aber auch für die Unternehmen werden grösser.»
Aktuell verzeichnet die Romandie die tiefste Reproduktionszahl. Ackermann erklärt das mit den strengen Massnahmen, die in den Westschweizer Kantonen seit Wochen in Kraft sind.
Wie Martin Ackermann von der @SwissScience_TF heute am PdP erläutert, weisen 2 von 7 Grossregionen der Schweiz (Region lémanique und Espace Mittelland) eine Reproduktionszahl unter 0,8 auf. Dies erlaubt ihnen, die bestätigten Fälle in weniger als zwei Wochen zu halbieren. pic.twitter.com/dYDh2aA6pJ
— Christian Althaus (@C_Althaus) November 24, 2020
Laut Masserey hat sich die Belegung der Betten auf Schweizer Intensivstationen stabilisiert. Die Lage bleibe aber angespannt.
Seit einer Woche bräuchten rund 530 Covid-Patienten in der Schweiz Intensivpflege, sagte Masserey am Dienstag vor den Bundeshausmedien. «Die Spitäler sind immer noch stark beansprucht.»
Die Fallzahlen seien stabil bis sinkend. Die 14-Tage-Inzidenz sei mit 740 pro 100'000 Einwohner aber noch immer hoch. «Im Verhältnis zur Anzahl Fälle ist die Anzahl der Todesfälle eher niedrig bei uns im Vergleich zu anderen Ländern», sagte Masserey. Das zeige, dass die Qualität der Pflege sehr gut sei.
Das Getriebe laufe wieder, sagte Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und -ärzte. Gemeint war damit das Contact Tracing, welches in den vergangenen Wochen aufgrund der hohen Fallzahlen ins Stocken geriet.
Im Hinblick auf die anstehenden Festtage zeigte sich der oberste Kantonsarzt besorgt über die Disziplin. «Überhaupt stellen wir fest, dass das Bewusstsein für die kompromisslose Einhaltung der Massnahmen gestärkt werden muss», erklärte er. «Aus dem Contact-Tracing wissen wir, dass es in vielen Unternehmen gute Schutzkonzepte gibt, sich aber Arbeitende in der Pause oder beim Mittagessen anstecken.»
Zudem werde zu wenig getestet. Die noch immer hohe Posititvitätsrate lasse den Schluss zu, dass bei weitem nicht alle Fälle entdeckt werden.
In den Altersheimen gäbe es besorgniserregende Situationen, so Masserey. Sie spricht vor allem auf die hohe Anzahl Todesfälle an, welche in den letzten Wochen berichtet wurde. Es seien Massnahmen getroffen worden, dass sich das Virus in den Heimen nicht weiterverbreitet. Das Personal müsse den eigenen Gesundheitszustand und den der Bewohner und Bewohnerinnen immer Auge behalten. Man müsse sich testen lassen, sobald man Symptome habe.
(cma/aeg/sda)