Er hätte zu einem der grossen Gewinner des Jahres werden können. Doch plötzlich stand Iqbal Khan im Zentrum eines Beschattungsskandals, der den Schweizer Finanzplatz beschäftigte wie kein anderer Fall in diesem Jahr. Sein Wechsel von der Credit Suisse zur UBS sorgte ohnehin für Aufsehen. Ein Wechsel auf dieser Stufe von der einen zur anderen Grossbank geschieht schliesslich nicht alle Tage. Khan verliess die CS als Chef der internationalen Vermögensverwaltung, um bei der UBS als Co-Leiter der globalen Vermögensverwaltung zu arbeiten.
Mitte September platzte die Bombe: Das Portal «Inside Paradeplatz» machte publik, dass die Credit Suisse ihren ehemaligen Topmanager beschatten liess. Wie eine Untersuchung der Bank zeigt, soll die rechte Hand von CS-Chef Tidjane Thiam die Überwachung angeordnet haben, worauf dieser zusammen mit dem Sicherheitschef gehen musste. CS-Präsident Urs Rohner stellte sich hinter Thiam und sprach von einem isolierten Einzelfall.
Erst diese Woche muss die Bank eingestehen, dass sie diesen Februar auch ihren damaligen Personalchef Peter Goerke beschattet hatte. Erneut stellt sich Rohner und der restliche Verwaltungsrat hinter Thiam. Dieser habe auch von der zweiten Beschattung nichts gewusst. Die Zweifel der Öffentlichkeit an dieser Darstellung sind gross. Der ganze Fall hinterlässt einen enormen Imageschaden und lässt Rohner und Thiam angeschlagen zurück.
Wenig zu lachen hatte auch UBS-Chef Sergio Ermotti, zumindest zu Beginn des Jahres. Im Februar sprach ein Pariser Gericht die UBS wegen Steuerdelikten schuldig. Die Rechnung ist happig: Die Bank soll total 4,5 Milliarden Euro Busse und Schadenersatz zahlen. Rasch kommt die Frage auf, ob die UBS nicht besser einen Vergleich geschlossen hätte. Ermotti hält in seiner gewohnten Art dagegen: «Es wäre ein katastrophales Signal gewesen, Milliarden zu zahlen, wenn es keinen Beweis für Fehler gibt.» Die Aktionäre zeigen sich von der Argumentation unbeeindruckt. Sie verweigern der UBS-Spitze an der Generalversammlung Anfang Mai die Entlastung.
Zu den Aufsteigerinnen bei der UBS gehört Sabine Keller-Busse. Sie ist die operative Chefin der Bank und trägt seit Oktober zusätzlich die Verantwortung für das Geschäft in Europa, dem Nahen Osten und Afrika. Keller-Busse gehört neben Iqbal Khan zu den Favoriten für die Nachfolge von Ermotti, dem nachgesagt wird, frühestens 2021 oder 2022 als UBS-Chef abzutreten.
Frauen sind noch immer rar an der Spitze von Schweizer Firmen. Geschafft hat es Ursula Nold. Sie wurde im März zur Migros-Präsidentin gewählt. Die Bernerin setzte sich gegen die ehemalige SBB-Personenverkehrschefin Jeannine Pilloud deutlich durch. Die Wahl Nolds kam einigermassen überraschend, wurde doch Pilloud von der Migros als offizielle Kandidatin aufgestellt. Doch Nold konnte auf ihre langjährige Erfahrung bei der Detailhändlerin und die Unterstützung prominenter Ex-Migros-Manager wie Herbert Bolliger oder Anton Scherrer zählen.
Zu den Aufsteigerinnen darf sich auch Marie-France Tschudin zählen. Sie leitet seit Juni das Pharmageschäft von Novartis. Die Schweizerin folgt auf den Briten Paul Hudson, der seinerseits mit dem Wechsel auf den Chefposten des französischen Pharmakonzerns Sanofi einen Karrieresprung machte.
Weniger rund lief es für Novartis-Chef Vas Narasimhan. Das Unternehmen wurde von der wichtigen US-Zulassungsbehörde FDA scharf kritisiert. Mitarbeiter fälschten Testverfahren mit lebenden Mäusen, die für die Zulassung der neuen Gentherapie namens Zolgensma eine Rolle spielten. Doch der Pharmakonzern wartete über drei Monate, bis er sich an die Behörde wandte. Der Fall gilt als erster grosser Fehler des Vorzeigemanagers, der auch viel Privates auf den sozialen Medien von sich preisgibt.
Ein schwieriges Jahr hat SBB-Chef Andreas Meyer hinter sich. Stichworte dazu sind die zunehmenden Verspätungen, fehlende Lokführer und gröbere Anlaufschwierigkeiten mit dem Pannenzug FV Dosto. Im August kommt ein tragischer Unfall in Baden hinzu. Ein Zugbegleiter wird wegen eines defekten Einklemmschutzes einer Zugtür mitgeschleift und tödlich verletzt. Im September gibt Meyer seinen Rücktritt bekannt, bestreitet jedoch einen Zusammenhang mit den Problemen. Er habe seinen Rücktritt schon länger geplant. Auf Meyer folgt Vincent Ducrot. Der Direktor der Freiburger Verkehrsbetriebe steigt damit zum höchsten Bähnler auf.
Bereits in Amt und Würden ist der neue Post-Chef Roberto Cirillo. Der Tessiner übernimmt im April von Interims-Chef Ulrich Hurni, der wiederum Susanne Ruoff ablöste, die über den Postauto-Skandal stolperte. Bislang ist Cirillo noch nicht sehr konkret geworden, was die Strategie oder neue Projekte anbelangt. Beleben will er das Filialnetz, wie er in einem Interview mit dieser Zeitung sagt. Künftig sollen sich die Kunden in den Poststellen zu Kranken- oder Reiseversicherungen beraten lassen. Zudem holt Cirillo das Beratungsunternehmen McKinsey ins Haus, um den Betrieb der Post zu durchleuchten.
Zu den Gewinnern des Jahres gehört Peter Spuhler. Mit dem Börsengang des Zugbauers Stadler Rail nimmt der Unternehmer rund 1,4 Milliarden Franken ein. «Ich habe es nie nachgezählt, aber es ist in dieser Grössenordnung», sagt er in einem Interview. Auch nach der Publikumsöffnung ist er mit einem Anteil von rund 40 Prozent noch immer der grösste Aktionär. Der Börsengang wird zum Erfolg. Die Aktien kommen mit 38 Franken an die Börse, am ersten Handelstag schliessen sie über 43 Franken. Im November nominiert Stadler Rail die ehemalige Bundesrätin und Verkehrsministerin Doris Leuthard für den Verwaltungsrat. Spuhler wehrt sich gegen die Kritik. Er brauche für Stadler unabhängige Verwaltungsräte, die der Geschäftsleitung und ihm auf die Finger schauten.