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Long-Covid-Medikament von Schweizer Firma erhält Genehmigung für Studie

Long-Covid-Medikament von Schweizer Firma erhält Genehmigung für Studie

Im zweiten Quartal dieses Jahres erhalten ein paar wenige Long-Covid-Patientinnen und Patienten in Deutschland das Medikament BC 007 im Rahmen einer ersten Studie. Wenn es einst tatsächlich im Handel ist, wird die akute Infektions-Phase vorbei sein.
17.03.2023, 07:4417.03.2023, 10:51
Sabine Kuster / ch media
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Illustration of the antigen binding fragment (Fab) of a rheumatoid factor autoantibody bound to the tail, or Fc (fragment crystallisable), region of its target immunoglobulin G antibody. Rheumatoid ar ...
Ein Antigen-Fragment eines Rheuma-Autoantikörpers. Ähnliche Autoantikörper sollen auch gewisse schwere Fälle von Long Covid verursachen.Bild: Science Photo Library RF

Gegen schwere Long-Covid-Symptome gibt es auch fast drei Jahre nach den ersten Fällen keine sehr wirksame Therapie. Die Hoffnungen ruhen aber unter anderem auf einem Medikament namens BC 007 der kleinen Schweizer Firma Berlin Cures. Das Medikament soll jene Autoantikörper bei gewissen Patienten neutralisieren, die eine Art Autoimmunerkrankung verursachen. Diese greifen körpereigene Zellen an.

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Ulf Berg ist im Verwaltungsrat von Berlin Cures.Bild: KEYSTONE

Oft schon hoffte man, dass die Zulassungsstudie bald starten würde - nun gibt Berlin Cures bekannt, dass sie das Okay der Deutschen Behörden und Ethikkommissionen erhalten haben. «Wir sind erfreut, wie gut das gelaufen ist», sagt Ulf Berg Vize-Vorstandsvorsitzender bei Berlin Cures, «die Behörden haben die Dringlichkeit der Lage sofort erkannt.» Rainer Boehm, neuer Vorstandsvorsitzender bei Berlin Cures sagt, die Studie werde im zweiten Quartal dieses Jahres starten.

Auch in der Schweiz werden ein paar Patienten rekrutiert

Noch ausstehend sind die Genehmigungen der übrigen Länder, wo ebenfalls Patientinnen und Patienten rekrutiert werden: von der Schweiz, Spanien, Österreich und Finnland. Insgesamt werden über hundert Personen an der Studie teilnehmen. Ein Drittel wird ein Placebo erhalten, zwei Drittel, 76 Personen, werden das Medikament erhalten, aufgeteilt in zwei unterschiedliche Dosierungen.

Teilnehmen können nur Patientinnen und Patienten, deren Infektion erst drei bis zwölf Monate zurückliegt. «In diesem Zeitfenster haben wir die grösste Chance, mit dem Medikament viel zu bewegen», sagt Boehm. Denn bei Long-Covid-Patienten, bei denen sich die Symptome chronifiziert haben, wird erwartet, dass das Medikament weniger gut wirkt. Dennoch sollen auch diese das Medikament erhalten, wenn es dereinst zugelassen ist.

Das dürfte noch dauern: Bis Ende Jahr sollen zwar die Studienresultate vorliegen, doch dann muss die Studien-3-Phase mit deutlich mehr Patientinnen und Patienten folgen. Es sei denn, es zeichnet sich eine derart gute Wirksamkeit des Medikaments ab, dass Notzulassungen realistisch würden. Dazu will Boehm aber nicht unnötig Hoffnung schüren. Boehm, der Mediziner ist und dreissig Jahre beim Novartis gearbeitet hat, sagt: «Wir können den Zulassungsprozess voraussichtlich nicht abkürzen.»

Das Medikament wird eigentlich zu spät kommen

Die Frage ist, ob BC 007 somit nicht schmerzhaft verspätet auf den Markt kommen wird, sofern die Studienergebnisse denn auch überzeugen. Denn die meisten Personen haben sich jetzt schon ein erstes Mal mit Sars-Cov-2 infiziert, und jene die Long Covid entwickelten bräuchten jetzt Hilfe. Bei Reinfektionen ist das Risiko doch noch Long Covid zu entwickeln tiefer: Eine neuere pessimistische Studie geht von einem 28 Prozent geringeren Risiko aus, andere von einer deutlicheren Reduktion. «Neue Fälle von Long Covid wird es auch in den nächsten Jahren noch geben», ist Boehm überzeugt, «und wir hoffen, dass BC 007 auch die Symptome mildert, deren Infektion schon länger zurückliegt.» (aargauerzeitung.ch)

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Diese Medikamente braucht ein Covid-Patient auf der Intensivstation
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