Schweiz
Energie

Schiff mit Wasserstoff auf Vierwaldstättersee: H2 Energy gibt Auskunft

«Grosses Potenzial»: Bald fährt das erste Wasserstoffschiff auf einem Schweizer See

Wird der Wasserstoff die Schweizer Seen erobern und auch die grossen Dreckschleudern auf den Ozeanen ersetzen? Auskunft gibt der Chef von «H2 Energy».
26.02.2024, 11:15
Bruno Knellwolf / ch media
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Auf dem Vierwaldstättersee wird in zwei Jahren das erste Wasserstoffschiff der Schweiz fahren. Die 2012 gebaute «MS Saphir» wird nächstes Jahr in einer Luzerner Werft auf den Betrieb mit Wasserstoff (H2) umgerüstet. Gemäss der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) soll das H2-Schiff im Sommer 2026 den Betrieb wieder aufnehmen.

Motorschiff Saphir Vierwaldstättersee Wasserstoff
Bild: zvg / Axpo

Wie man das von Wasserstoffautos von Hyundai und Toyota kennt, werden auf dem Schiff Brennstoffzellen den Wasserstoff in Strom umwandeln. «Die Wasserstofftechnik wird als ‹Range-Extender› eingesetzt, welche die Batterien lädt, die den Elektromotor mit Strom versorgen», erklärt Rolf Huber. Er ist der Gründer von H2Energie, einer Firma, die europaweit an Wasserstoff-Projekten beteiligt ist. Die «Saphir» ist dann somit komplett ohne CO₂-Ausstoss unterwegs.

Betrieben mit einheimischem Wasserstoff

Das erste mit Wasserstoff betriebene Schiff auf Schweizer Seen soll dabei mit einheimischem Wasserstoff betrieben werden. Dafür baut die Stromanbieterin Axpo zusammen mit der Schifffahrtsgesellschaft und anderen Partnern eine H2-Produktionsstätte im urnerischen Bürglen. Genutzt wird dort wie zum Beispiel auch in St.Gallen ein bestehendes Wasserkraftwerk, um aus dessen Strom Wasserstoff herzustellen.

Das Wasserstoffschiff Saphir sei auf keinen Fall nur als PR-Effekt gedacht, sagt Rolf Huber. «Wir sehen ein grosses Potenzial für den Einsatz von nachhaltig produziertem Wasserstoff auf Schweizer Seen». Durch dieses Projekt auf dem Vierwaldstättersee entstünden wichtige Erkenntnisse für den operativen, CO₂-freien Einsatz des Schiffsbetriebs mit Wasserstoff.

Noch steckt die Wasserstoffproduktion in der Schweiz in den Kinderschuhen. Die Anlage in Bürglen wird etwa eine ähnliche Kapazität haben wie die Wasserstoffproduktion beim Kraftwerk Kubel in St.Gallen. Im Betrieb wird die Anlage in Bürglen mit einer Leistung von 2 Megawatt (MW) jährlich bis zu 260 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.

In Domat-Ems entsteht die grösste Produktionsanlage

Gemäss Huber besteht in der Schweiz ein grosses Interesse daran, Wasserstoffproduktionsanlagen aufzubauen, sobald der Absatz von Wasserstoff gesichert ist. «Langsam pendeln sich auch die Strompreise wieder auf das Niveau früherer Jahre ein. Damit gibt es wieder eine ausreichende Wirtschaftlichkeit.» Die Axpo wird in Domat-Ems bald die bisher grösste H2-Produktionsanlage der Schweiz eröffnen. Beim Wasserkraftwerk Reichenau wird eine 2,5 MW-Wasserstoffproduktionsanlage in Betrieb gehen, die jährlich bis zu 350 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren wird.

Generell ist die Produktion von H2 noch teuer und aufwendig, weshalb als grüne Alternative auch über E-Schiffe nachgedacht wird. «Beide Technologien haben ihre Daseinsberechtigung. Bei kurzen Distanzen bis zu rund 50 Kilometer pro Tag und Streckenverbindungen, die längere Ladezeiten erlauben, eignen sich Batterieschiffe gut», sagt Huber. «Bei längeren Distanzen und dem Bedarf nach höherer Autonomie kommen dann eher H2-Schiffe in Betracht.»

Grosse Klimasünder sind die grossen Schiffe auf den Ozeanen. Für Container- und Kreuzfahrtschiffe werden Batterien für E-Motoren nie ein Thema sein. Um auch auf den Ozeanen langfristig fossile Treibstoffe zu reduzieren, werden deshalb künstliche CO₂-neutrale Treibstoffe und Wasserstoff als mögliche Alternativen erforscht. «Für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sind durchaus Wasserstoffschiffe denkbar, welche den Wasserstoff gasförmig speichern. Wir sind von der dänischen Schifffahrtsgesellschaft für die Konzeption einer Wasserstofffähre beauftragt, welche von Dänemark nach Grossbritannien verkehren soll», sagt Huber.

Wasserstoff steht mit E-Methanol in Konkurrenz. «Viele Schifffahrtsunternehmen beschaffen heute methanolbetriebene Schiffe, welche sie dann mit fossilem Methanol betreiben, um dann auf E-Methanol umzustellen», sagt Huber. Und zwar sobald E-Methanol günstig und häufig genug zur Verfügung steht.

Gemäss dem Wasserstoffexperten gibt es etliche Unternehmen, die auf den Einsatz von nachhaltig produziertem Ammonium setzen. Entweder durch Verbrennung von Ammonium oder dem Cracking zu Wasserstoff, das dann mit Brennstoffzellen zu Strom gemacht wird. Da gebe es aber noch Fragen wegen der Personensicherheit. «Auch Schiffe, die mit flüssigem Wasserstoff betrieben werden, werden sich aus unserer Sicht kaum durchsetzen», sagt Huber.

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