Fulya Demir war zweifache Mutter und gerade einmal 30 Jahre alt, als sie am 13. Oktober 2021 vor ihrer Haustüre in Zürich-Altstetten erstochen wurde. Tatverdächtig ist ihr Ehemann (48), für den bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung gilt.
Er muss sich am 25. Oktober vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten, wie der «Beobachter» schreibt. Der Fall erschütterte als «Femizid von Altstetten» die Schweiz. Sogar im Nationalrat wurde darüber diskutiert, ob man den Tod von Fulya Demir hätte verhindern können.
Über den Fall erschien bei watson diese preisgekrönte Recherche:
Bundesrätin Karin Keller-Sutter sagte damals, dass dem «Bundesrat dieser Tötungsfall bekannt» sei, und dieser durch die «kantonalen Behörden aufgearbeitet» werde. Aus der Anklageschrift, die dem «Beobachter» vorliegt, werden nun einige Details zum Fall konkret.
So sitzt der tatverdächtige Ehemann mittlerweile seit zwei Jahren in Untersuchungshaft. Die Staatsanwältin fordert wegen einer «Tötung, die eigentlich einer Hinrichtung gleichkam», eine lebenslange Freiheitsstrafe und danach einen Landesverweis für 15 Jahre.
Die Staatsanwaltschaft argumentiert damit, dass die Beweggründe des Ehemanns absolut nichtig gewesen seien und einzig der Rache gedient hätten, weil er sich in seiner Ehre beschmutzt fühlte. Das Vorgehen bezeichnet die Staatsanwältin als «krassen Egoismus, verbunden mit einer Geringschätzung für das menschliche Leben in höchstem Masse».
Für die Gegenseite, den Pflichtverteidiger des Ehemanns, gibt es immer noch offene Fragen zum Tatablauf. Begründet wird das mit einer Bauchverletzung des Ehemanns, die noch abgeklärt werden muss. Als diskutabler Strafbestand sieht der Pflichtverteidiger Totschlag, allenfalls eine vorsätzliche Tötung.
Der vorbestrafte Angeklagte hatte seine Frau schon vor ihrem Tod gestalkt, beschimpft und bedroht. Auch aus dem Gefängnis heraus, wo er eine Haftstrafe absass, – unter anderem, weil er eine Frau monatelang gestalkt hatte.
Zwischen seiner Haftentlassung und dem mutmasslichen Mord an Fulya Demir vergingen 18 Tage. In dieser Zeit lauerte der Tatverdächtige seiner Frau auf, war trotz Kontakt- und Rayonverbot vor ihrer Wohnung und bedrohte sie und ihren Freund.
Die Geschichte, die von watson und SRF-Rundschau aufgearbeitet wurde, stellt eine Chronologie von jahrelangem häuslichem Missbrauch dar.
(kma)