Schweiz
Gesellschaft & Politik

Das sind die Sonntagsnews vom 25. September 2022

Personalmangel in Pflege, Negativzinsen, milder Winter – das sind die Sonntagsnews

Die Aussicht auf einen milden Winter, der grosse Personalmangel im Gesundheitswesen und die Gewinne der Banken in Zeiten der Negativzinsen: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
25.09.2022, 05:16
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Wetterforscher prognostizieren milden Winter

Die Wetterforscher prognostizieren einen milden Winter. Das ist eine gute Nachricht für alle, die Angst vor kalten Stuben wegen des Gas- und Strommangels im kommenden Winter haben. Die Prognosen der Meteorologen für die ganze Schweiz deuten tendenziell im Zeitraum Oktober bis Dezember auf eine Mitteltemperatur über dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre hin, sagte Stephan Bader von MeteoSchweiz in der «NZZ am Sonntag». Die staatliche US-Wetterbehörde sagt ihrerseits lauf der «SonntagsZeitung» einen warmen Herbst und einen milden Winter voraus. Die Vorhersagen reichen hier bis Ende Februar. Das gleiche Institut hatte bereits den heissen Sommer vorausgesagt.

Führungskräfte in der Pflege sehen Versorgung gefährdet

Die Lage in den Schweizer Spitälern ist angespannt. Führungskräfte in der Pflege sehen die Versorgung im Gesundheitswesen gefährdet. Die Pflegequalität in den Akutspitälern ist nicht mehr zu halten. Sie nimmt laut einer Umfrage rapide ab. Es herrscht ein akuter Personalmangel, wie die «SonntagsZeitung» und die Westschweizer «Le Matin Dimanche» schreiben. Die 150 befragten Personen sagten, in ihren Institutionen seien im letzten Jahr knapp 1500 Stellen unbesetzt geblieben. Aktuell seien es sogar 2300 offene Stellen. In den kindermedizinischen Abteilungen der Deutschschweizer Spitäler zeigt sich laut «NZZ am Sonntag» das gleiche Bild. Die Kindernotfallstationen sind chronisch überlastet. So extrem wie jetzt sei es noch nie gewesen, sagte eine Pflegefachfrau.

Nach Putins Wutrede warnt der NDB: «Der Druck auf die Schweiz nimmt zu»

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) nimmt die jüngste Eskalation im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sehr ernst. In der vergangenen Woche habe der Schweizer Nachrichtendienst eine Analyse über die Lage und die zu erwartenden Folgen vorgelegt, wie der «SonntagsBlick» schreibt. In den kommenden Monaten dürfte der Druck auf die neutrale Schweiz steigen. Einen Einsatz von russischen Nuklearwaffen schätzt der NDB als sehr unwahrscheinlich ein. Einschneidender als die atomare Bedrohung wirke sich die bereits laufende russische Teilmobilmachung aus. Sie habe Konsequenzen für Diplomatie, Politik, Wirtschaft und Migration. Das Sicherheitsumfeld der Schweiz stehe unter Druck. Die Lage sei volatil.

Schweiz nicht gut genug auf atomare Angriffe vorbereitet

Die Schweiz ist ungenügend auf die atomare Schläge vorbereitet. Nun reagiert die sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, spricht eine Auslegeordnung des Bundes von 230 Defiziten im Zusammenhang mit dem Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Dazu komme der schlechte Zustand der Zivilschutzräume. An einer Sondersitzung wird die SIK des Nationalrats über den Zustand des Bevölkerungsschutzes beraten. Deren Präsident, SVP Nationalrat Mauro Tuena, hat Klagen über fehlendes und mangelhaftes Material erhalten. Unter die Lupe nehmen will er auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz. «Wir werden kritische Fragen stellen», sagte Tuena.

Bekämpfung von Menschenhandel: Kritik an Graubünden, Jura und Schaffhausen

Die Schweiz hat sich völkerrechtlich verpflichtet, die moderne Form der Sklaverei zu bekämpfen. Die Umsetzung liegt in den Händen der Kantone. Laut «SonntagsBlick» nehmen sie ihre Verantwortung jedoch sehr unterschiedlich wahr, wie eine Untersuchung des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschenrechte zeigt. Gemäss einer Studie, die das Bundesamt für Polizei in Auftrag gegeben hat, hängt der Menschenhandel von wirtschaftlichen Strukturen der Kantone ab. Je bedeutender in einem Kanton das Sexgewerbe ist, desto höher das Risiko für sexuelle Ausbeutung. Je wichtiger das Gast- und Baugewerbe, desto höher das Risiko für Ausbeutung am Arbeitsplatz. Schlecht schneiden die Kantone Graubünden, Jura und Schaffhausen ab.

Ära der Negativzinsen: Gebühren pro Bankkunde deutlich gestiegen

Für die meisten Banken war die Ära der Negativzinsen ein voller Erfolg. Sie konnten ihre Erträge deutlich ausbauen, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, das die Gebühreneinnahmen aus der Vermögensverwaltung, die Kreditvergabe, den Zahlungsverkehr und die Kontoführung umfasst, trug massgeblich zum Erfolg bei. Bei der Postfinance etwa legte dieses Geschäft von 2014 bis 2021 von 175 Millionen auf 398 Millionen Franken zu. Einen Zuwachs von 25 Prozent erzielte auch die Raiffeisenbank. Höhere Kontogebühren waren einer der Gründe für die gestiegenen Einnahmen. Der Preisüberwacher hatte Ende August eine Senkung von Gebühren gefordert.

Krankenkassen haben ihre eigenen Kosten nicht im Griff

Zahlreiche Krankenkassen haben ihre eigenen Kosten nicht im Griff. Das schreibt die «SonntagsZeitung» gestützt auf die jüngsten verfügbaren Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit vom Juni 2021. So wies etwa die KPT vor fünf Jahren noch Verwaltungskosten pro versicherte Person von 200 Franken aus. Aktuell sind es 274 Franken. Das entspricht einer Zunahme von 37 Prozent. Noch deutlicher ist der Kostenanstieg bei Mutuel Assurances. Deren Verwaltungskosten pro Kopf nahmen im gleichen Zeitraum von 151 auf 236 Franken zu, eine massive Zunahme von 56 Prozent.Teilweise deutliche höhere Kosten hatten auch Assura, Concordia, CSS und Progrès, die zur Helsana gehört. Bei Helsana, Swica und Visana nahmen die Kosten ab.

Untersuchung an HSG eingeleitet

An einem Institut der Hochschule St. Gallen ist es in den letzten Jahren zu einer Machtballung gekommen. Das berichtet die «NZZ am Sonntag». Der Leiter des Instituts führt gleichzeitig eine eigene Firma, die wie das Institut Beratungen anbietet. Die Geschäftsfelder der Firma und des Instituts überlappen sich. Auch einzelne Doktoranden beklagten, sie hätten deutlich mehr Arbeitszeit für die Privatfirma des Chefs aufgewendet als für das Institut. Die Ehefrau des Institutsleiters ist ebenfalls an beiden Orten tätig. Nun reagiert die Hochschule. Sie leitete eine Untersuchung ein - mit externer Unterstützung. Die HSG nehme die Vorwürfe sehr ernst.

Axpo handelt in grossem Stil mit Gas und Öl

Der Energiekonzern Axpo hat sich weiter vom Kerngeschäft der Stromversorgung entfernt, als bisher bekannt ist. Wie Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen, handelt Axpo nicht nur mit Strom, sondern in grossem Umfang auch mit Gas. Das geht aus dem Nachhaltigkeitsbericht der Axpo 2020/2021 hervor. Zum Kundenkreis gehören Industriefirmen und Energieversorger. Als besonders heikel entpuppen sich die Axpo-Verträge mit der russischen Gasprom. Da Russland seine Gaslieferungen inzwischen weitgehend eingestellt hat, muss die Axpo das nicht gelieferte Erdgas seit Monaten unter finanziellen Verlusten auf dem Markt beschaffen, um die bestehenden Verträge mit Kunden einhalten zu können.

Bund lässt Dokumente im Ausland übersetzen

Seit 2007 verpflichtet das Sprachengesetz die Departemente und die Bundeskanzlei, Informationen in allen Landessprachen zugänglich zu machen. Dafür beschäftigt die Verwaltung eigens Übersetzer. Da die Sprachdienste regelmässig am Anschlag sind, vergibt die Bundeskanzlei auch Aufträge an externe Dienstleister, wie der «SonntagsBlick» schreibt. Die meisten externen Sprachfachleute sind laut Bundeskanzlei in der Schweiz ansässig, einzelne jedoch auch jenseits der Schweizer Grenze. Das dies unter das öffentliche Beschaffungswesen falle, könne bei der Vergabe kein Unterschied gemacht werden, schreibt die Bundeskanzlei. Tatsächlich liess der Bund über 43'000 Seiten in den Jahren 2019 bis 2021 im Ausland übersetzen. Das kostete 4.2 Millionen Franken. (saw/sda)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pümpernüssler
25.09.2022 09:03registriert Juli 2018
Führungskräfte in der Pflege sehen die Versorgung im Gesundheitswesen gefährdet. Können Führungskräfte den Job nicht attraktiver machen? Den Lohn erhöhen, Zufriedenheit erhöhen, fairere pensen. Seit Jahren ändert sich nichts, aber oben wird fett abkassiert. Und die Prämien steigen jedes Jahr.
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M.Ensch
25.09.2022 10:39registriert März 2020
Das Gesundheitssystem in Dauerkrise. Prämien schlagen auf, die Kassen haben die Kosten nicht im Griff. Spitäler: Führungskräfte jammern. Okay. Die Arbeitsbedingungen sind so mies, dass keineR mehr dort arbeiten will ausser den überzahlten Führungskräften, die den andern die Knochenarbeit delegieren. Ärzten und Pharma gehts dank Tariflobby toll. Dieses Prämienkarussell ist nur noch katastrophal daneben zusammen mit der Parlamentslobby.
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no-Name
25.09.2022 09:09registriert Juli 2018
“Führungskräfte in der Pflege sehen Versorgung gefährdet“

Tja. 🤷🏽‍♂️
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