Die heutige Bundesratssitzung wird mit Spannung erwartet. Ist das der Beginn vom Ende der Pandemie? Welche Corona-Massnahmen werden gelockert? Erwartet wird, dass als Erstes die Homeoffice-Pflicht fällt und die Kontaktquarantäne aufgehoben wird. Dies hat Gesundheitsminister Alain Berset bereits vergangene Woche in Aussicht gestellt. Ob es darüber hinaus zu weiteren Lockerungen kommt, ist noch unklar.
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Der Wegfall der Homeoffice-Pflicht wirkt sich auf die Mobilität aus. Das zeigen Daten von vergangenem Jahr: Mit der Einführung der Homeoffice-Pflicht Mitte Januar 2021 nahmen die Pendlerströme deutlich ab. Als die Pflicht Ende März in eine Empfehlung abgeändert wurde, nahm auch die Mobilität wieder zu. Die erneute Einführung der Homeoffice-Pflicht Mitte Dezember 2021 wirkte sich in der Konsequenz auch wieder auf den Pendlerverkehr aus.
Derzeit liegt die Nutzerfrequenz am Bahnhof Hardbrücke in Zürich bei etwas über 80 Prozent. Peter Moser vom Kantonalzürcher Statistik-Amt geht davon aus, dass das vor allem mit der Homeoffice-Pflicht zu tun hat. «Nach deren Aufhebung wird sich die ÖV-Nutzung normalisieren.»
Nicht nur ist mit mehr Pendlerinnen und Pendlern in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu rechnen. Gilt am Arbeitsplatz wieder Präsenzpflicht, kommt es auch zu mehr Kontakten vor Ort. Insbesondere mit der hoch ansteckenden Variante Omikron muss davon ausgegangen werden, dass das zu einer erhöhten Viruszirkulation führt.
Jan Fehr, Infektiologe und Professor an der Universität Zürich und Leiter des Referenzimpfzentrums, sagt, es sei schön, dass man sich nun mit dem Massnahmen-Rückbau auseinandersetzen könne. «Vor lauter Freude dürfen wir jetzt aber nicht den Kopf verlieren und sollten diesen Rückbau schrittweise und besonnen angehen: so schnell wie möglich, aber auch so sorgfältig wie nötig.»
Fehr geht davon aus, dass mit der Aufhebung der Massnahmen auch die Zahl der Ansteckungen hochgehen wird und rät zu einer «Flexit-Strategie», einem flexiblen, situationsangepassten Masterplan des Ausstiegs. Das Infektionsgeschehen müsse abgebremst werden, bis sich die Lage weiter entspannt hat. Das dürfe durchaus zügig passieren, aber eben: schrittweise.
Gleichzeitig sämtliche Massnahmen aufzuheben, wäre in seinen Augen ein schwierig kalkulierbares Risiko. Omikron sei zwar glücklicherweise weniger schwer im Verlauf, aber enorm ansteckend. Das berge die Gefahr, dass gleichzeitig sehr viele Leute zu Hause bleiben müssen. «Nicht wegen der Isolationsregeln, sondern weil sie sich doch so krank fühlen, dass sie nicht arbeiten können. Ich erlebe das aktuell gerade tagtäglich.»
Weil die Gefahr einer Ansteckung mit Omikron nach wie vor gross ist und viele den Personalausfall aufgrund der Isolationsmassnahme fürchten, ist davon auszugehen, dass grosse Unternehmen weiterhin an Homeoffice-Regelungen festhalten. Swisscom-Sprecherin Sabrina Hubacher sagt: «Unsere Mitarbeitenden können auch in Zukunft an bis zu vier Tagen Homeoffice machen.»
Aktuell würden bei der Swisscom rund 85 Prozent der Angestellten aus dem Homeoffice arbeiten. Und um Ansteckungen und Personalausfälle zu reduzieren, gelten auch in den Swisscom-Büros Maskenpflicht. Trotz voraussichtlicher Lockerung der Homeoffice-Pflicht werde sich das wohl nicht gross ändern: «Wir erwarten nur eine sanfte Verschiebung zurück an den Arbeitsplatz und ein neues Normal», so Hubacher.
Infektiologe Fehr sagt, es sei eine Tatsache, dass quasi alle mit Omikron in Kontakt kommen werden. «Entscheidend ist dabei: nicht alle gleichzeitig und möglichst gut geschützt gegen einen schweren Verlauf.» Sobald der «Personenmangel-Flaschenhals» umschifft und in der Bevölkerung ein breiter Immunschutz aufgebaut sei, könne sehr rasch weiter gelockert werden. «Natürlich immer vorausgesetzt, dass wir nicht wieder mal überrascht werden. Aber unter dem Strich schaue ich klar zuversichtlich in die nahe Zukunft», sagt Fehr.
Nützt dem Arbeitgeber, nützt mir.
Leider gibt es noch einige Arbeitgeber, die das nicht so sehen...