Wenige Minuten nachdem Geri Müller angekündigt hatte, er werde als Stadtammann von Baden nicht zurücktreten, veröffentlichte der Stadtrat seinerseits eine Stellungnahme: Geri Müller würden als Stadtammann alle Ressorts entzogen. Die Stadtregierung entschied, dass Vizeammann Markus Schneider (CVP) vorübergehend seine Ressorts führen werde und diese später unter den übrigen Regierungsmitgliedern aufgeteilt werden sollen.
Über den Entscheid der Stadtregierung war aber nicht einmal Geri Müllers Partei Team Baden vorab informiert: Für Olivier Funk, Parteipräsident von Team Baden, kam der Stadtratsbeschluss überraschend. «Ich habe bis heute Nachmittag nichts davon gewusst, dass Geri Müller als Stadtammann keine Ressorts mehr leiten darf», sagt er zu watson. Er sei zumindest froh, dass er jetzt wisse, dass es Geri Müller gut gehe.
Was es für Geri Müller allerdings bedeute, als Stadtammann ohne Ressorts dazustehen, kann Funk noch nicht beurteilen: «Wir müssen zuerst die nächsten Schritte in der Fraktion und mit der Parteileitung besprechen.»
Auf bürgerlicher Seite irritierte der Entscheid von Geri Müller, ins Amt zurückzukehren. Den Entscheid des Stadtrates, dem Stadtammann alle Ressorts zu entziehen, stösst auf Zustimmung. «Der Entscheid ist ein starkes Zeichen. Dass der Stadtrat die Geschäfte von Geri Müller übernimmt, zeigt, dass die Stadt gut geführt ist, und es garantiert eine reibungslose Weiterführung der Geschäfte», sagt Matthias Bernhard, Badener FDP-Präsident.
Geri Müller wäre laut Bernhard besser beraten gewesen, wie aufgefordert, zurückzutreten. «Nun macht er einen Umkehrschluss und sagt, er könne aufgrund einer Denunziation nicht zurücktreten. Dabei ist er es gewesen, der die ganze Sache ausgelöst hat. Das ist mir unverständlich», sagt Bernhard.
Serge Demuth, Präsident der Badener SVP, sagt, er habe den Entscheid von Geri Müller ebenfalls mit «Unverständnis» zur Kenntnis genommen. Ob der Stadtrat mit dem Entzug der Dossiers den richtigen Entscheid getroffen hat, wollte Demuth nicht kommentieren. «Das kann der Stadtrat besser beurteilen», sagte Demuth auf Anfrage von watson.
Auch Geri Müllers Chat-Gespielin N. W. reagierte am Abend. Sie könne dazu nicht viel sagen, schreibt sie watson. Sie habe aber «Bedenken», nicht wegen der Nacktbilder, sondern weil Geri Müller «gelogen» habe. «Die Jagd nach meinem Handy ist und war sehr eigentümlich für einen Stadtpräsidenten», meint sie.
Sie habe keine «Rufschädiungsabsichten», es sei nie ihr Ziel gewesen, Müller aus seinen Ämtern zu vertreiben. «Ich habe mich nur gewehrt, weil er nicht bloss den Chat löschen lassen wollte, sondern weil er mehrfach auch mein Handy einziehen wollte.»
Der Zürcher PR-Berater Sacha Wigdorovits, der des Drahtziehertums in der Affäre bezichtigt wurde, sagt: «Ich möchte mich zu diesem Fall nicht weiter äussern. Es ist nun Sache der Aargauer und insbesondere der Badener Bevölkerung, ihren Politbetrieb nach bestem Wissen und Gewissen zu organisieren.» (thi/egg)