«Ich wusste, was ich tue», sagte Angela Magdici gleich zu Beginn in der Sendung «TalkTäglich», und löste damit alle Erwartungen, dass sie ihre Tat vielleicht doch bereue und sich doch nicht unsterblich in den Häftling Hassan Kiko verliebt hatte, in Luft auf. Es sei ihr klar, dass sie einen Fehler gemacht habe, sagte Magdici, doch sie würde nichts anders machen. «Es ist, wie es ist.»
Magdici hatte anscheinend keine Mühe, von Moderator Markus Gilli gegrillt zu werden. Die 32-Jährige trat selbstbewusst auf, sprach deutlich, und wandte sich nicht ein einziges Mal hilfesuchend an ihren Anwalt Urs Huber, der Magdici ins Studio begleitet hatte.
Von Reue sprach Magdici nie, sie verstieg sich aber auch nicht zu der Aussage, dass sie es wieder so machen würde. Sie sagte: «Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, ob das vertretbar ist, was ich gemacht habe. Ich bin zum Schluss gekommen, ich kann das nicht. Leute dermassen zu enttäuschen, ihr Vertrauen zu missbrauchen. Das ist das, was mir leid tut.»
Magdici führte mehrere Motive ins Feld. Zum einen die Liebe zu Hassan Kiko, zum anderen die Überzeugung, dass er zu Unrecht in Haft sitzt und der Wunsch, auf den Fall aufmerksam zu machen.
Gilli versuchte hinter diese Fassade von der Ritterin der Gerechtigkeit (im Namen der Liebe, natürlich) zu blicken. «Wie konnte es so weit kommen? Haben sie nicht nur Hassan befreit, sondern auch sich?», fragte Gilli. «Natürlich», antwortete Magdici. «Mein Privatleben war z'underobsi.» Damals, als ihre Beziehung in Trümmern gelegen hatte, sei ihr Kiko aufgefallen, sie seien gegenseitig aufeinander zugekommen, hätten die Anziehung aber beide zunächst nicht wahrhaben wollen. Dass Kiko unhehre Absichten gehabt haben könnte, verneinte Magdici auch nach der dritten Nachfrage noch.
Sie sei zum Schluss gekommen, dass sie Kiko die Gefängnistür öffnen müsse, dass es die beiden in Italien versuchen sollten. Doch das war schwieriger, als der Ausbruch selber. «Zum Leben braucht man Geld», sagte Magdici, und dabei entfuhr ihr ein Lächeln, weil sie vielleicht eben doch weiss, dass es ein bisschen naiv war, für Kiko nach Arbeit als Coiffeur zu suchen.
Man habe sich deshalb nach Hause gewendet, mit einer Videobotschaft, um auf seinen Fall aufmerksam zu machen, eine Kommunikation aufzubauen, zu zeigen, dass er, entgegen des von Magdici etwas scheinheilig verhassten Boulevards, nicht der gewissenlose Triebtäter sei. «Ich habe einen noch viel besseren Hassan kennengelernt, als er im Gefängnis war», sagte die 32-Jährige.
Liebe hin oder her, das sei kein Rechtfertigungsgrund, rückte Anwalt Huber die Geschichte dann doch noch ein bisschen ins rechte Licht. Seine Mandantin rechne mit einer Strafe von drei Jahren bedingt, ausserdem habe sie hohe Verfahrenskosten zu tragen. Man müsse aber auch bedenken, dass es keinen Kollateralschaden gab, sagte Huber, und schloss damit, seine eigene Botschaft noch in der Sendung zu platzieren: «Man sollte diesen Fall nicht ins Lächerliche ziehen. Das ist nicht Bonnie und Clyde.» (dwi)
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