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Ein Leben in Armut: In der Schweiz sind mehr als eine halbe Million Personen davon betroffen

Mit der Aktion «Eine Million Sterne» rief die Caritas am 14. Dezember 2013 in Bern zur Solidarität gegenüber Armut Betroffener auf. 
Mit der Aktion «Eine Million Sterne» rief die Caritas am 14. Dezember 2013 in Bern zur Solidarität gegenüber Armut Betroffener auf. Bild: KEYSTONE
Zahlenüberblick

Ein Leben in Armut: In der Schweiz sind mehr als eine halbe Million Personen davon betroffen

Ab wann gilt ein Mensch in der Schweiz als «arm», wie viele Personen sind davon betroffen und welche Gruppen sind besonders gefährdet? Der aktuelle Bericht «Armut in der Schweiz» des Bundesamt für Statistik liefert einen Überblick.
15.07.2014, 17:23
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590'000 Personen in der Schweiz

haben im Jahr 2012 ein Leben in Armut geführt. Das entspricht jedem 13. Einwohner beziehungsweise jeder 13. Einwohnerin. Somit waren

7,7 Prozent der Wohnbevölkerung 

von Einkommensarmut betroffen, gegenüber 7,4 Prozent im Vorjahr. 2007 lag dieser Wert noch deutlich höher bei 9,3 Prozent.

Als arm gilt gemäss Bundesamt für Statistik, wer nicht genügend Geld hat, «um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben».

Bei 2200 Franken pro Monat

lag die Schwelle im Jahr 2012 für Einzelpersonen, für zwei Erwachsene mit zwei Kindern lag diese bei 4050 Franken.

16,5 Prozent 

der alleinerziehenden Erwachsenen und

17,9 Prozent

der alleinlebenden Erwachsenen litten im Jahr 2012 unter Armut. In diesen Gruppen ist die Armutsquote besonders hoch. Auch ein dünner Schulsack erhöht das Armutsrisiko: Mit einer Quote von

13,9 Prozent

waren Personen ohne nachobligatorische Bildung fast doppelt so häufig arm wie der Durchschnitt. Ebenfalls eine hohe Armutsquote wiesen Personen in Haushalten ohne Erwerbstätige (20,2 Prozent) und Personen über 65 Jahren (16,4 Prozent) auf. 

Da Rentner und Rentnerinnen jedoch häufiger auf Vermögen zurückgreifen können als andere Altersgruppen, darf diese Zahl gemäss BFS nur mit Vorsicht interpretiert werden.

Drei Viertel aller Senioren

verfügten demnach über flüssige Mittel von mehr als 10'000 Franken, ein Drittel sogar über mehr als 100'000 Franken, heisst es im Bericht «Armut in der Schweiz».

Die generell tiefsten Armutsquoten zeigen sich bei Personen in Haushalten mit mehreren Erwerbstätigen. Unabhängig davon vermag laut BFS bereits die eigene Erwerbstätigkeit vor Armut zu schützen. Dennoch litten

3,5 Prozent 

der erwerbstätigen Bevölkerung im Jahr 2012 unter Armut. Dieser Wert liegt markant tiefer als die Armutsquote der nicht erwerbstätigen Personen ab 18 Jahren (15,7 Prozent). Trotzdem waren entsprechend

130’000 Erwerbstätige

von Armut betroffen.

Um die Situation mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die international gebräuchliche Armutsgefährdungsquote verwendet: Als armutsgefährdet gilt, wessen Verdienst deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau des Landes liegt

15,9 Prozent der Schweizer

galten dementsprechend im Jahr 2012 als armutsgefährdet. Der EU-Durchschnitt liegt bei 16,9 Prozent. Im Hinblick auf die materielle Versorgung, die durch die Quote der erheblichen materiellen Entbehrung gemessen wird, weist die Schweiz mit 0,8 Prozent sogar die geringste Quote aller Länder auf (EU-Durchschnitt: 9,9 Prozent). (viw/sda)

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