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Epstein-Skandal: Trump fordert Ende der Debatte

President Donald Trump, far right, speaking during a cabinet meeting with Secretary of Housing, Eric Scott Turner, left, and Attorney General Pam Bondi, center, at the White House, Tuesday, July 8, 20 ...
Der amerikanische Präsident und seine Justizministerin: Donald Trump und Pam Bondi während einer Kabinettssitzung im Weissen Haus am 8. Juli.Bild: keystone

Die «Enthüllungen» über Jeffrey Epstein sind für Trump eine tickende Zeitbombe

Sein Tod ist so umstritten wie der von John F. Kennedy. Nun will US-Präsident Donald Trump der anhaltenden Debatte über den Selbstmord von Jeffrey Epstein ein Ende setzen. Kann das gelingen?
14.07.2025, 07:3014.07.2025, 07:30
renzo ruf, washington
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Donald Trump will nicht mehr über Jeffrey Epstein sprechen. Das hat der amerikanische Präsident am Wochenende erneut klargestellt.

Trump schrieb auf seinem Internetdienst Truth Social: Der ehemalige Vermögensverwalter und vorbestrafte Sexualstraftäter, der im August 2019 in einer New Yorker Haftanstalt seinem Leben ein Ende gesetzt hatte, sei die Aufmerksamkeit nicht wert, die ihm immer noch zukomme: «Verschwenden Sie keine Zeit und Energie mit Jeffrey Epstein», rief Trump seinen Anhängerinnen und Anhängern zu, in einer Stellungnahme, die fast 400 Wörter zählte. «Niemand» interessiere sich für Epstein.

Das ist Wunschdenken. Für Epstein interessiert sich halb Amerika, erst recht seit Trumps Wiedereinzug ins Weisse Haus. Und dafür verantwortlich ist zum einen der Präsident selbst. Im Wahlkampf des vorigen Jahres deutete Trump an, dass er die ganze Wahrheit über Epstein erzählen werde, falls er erneut gewählt würde.

Zum andern existiert im Umfeld von Trump und seiner «Make America Great Again»-Bewegung (Maga) auch ein eigentliches Ökosystem, das finanziell vom Interesse an Epstein profitiert. Kommentatoren wie Tucker Carlson, Benny Johnson, Megyn Kelly, Steve Bannon oder Dan Bongino hielten die Geschichte am Köcheln, mit immer neuen Spekulationen über den Financier.

So behauptet diese illustre Riege von Meinungsmachern schon lange, dass Epstein unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen sei – sprich: ermordet wurde.

Denn der 66 Jahre alte Financier habe während seiner Karriere den Reichen und Mächtigen als Zuhälter gedient und einflussreiche Menschen mit Minderjährigen verkuppelt. Dabei fallen normalerweise Namen von Ex-Präsident Bill Clinton, Filmstar Leonardo DiCaprio und Microsoft-Gründer Bill Gates – Lichtgestalten des linken Amerikas, die von der anderen Hälfte der US-Bevölkerung verachtet werden. Dokumentiert seien diese perversen, illegalen Machenschaften auf einer «Klientenliste», die Epstein während seiner langen Laufbahn angefertigt habe.

Die «Liste», die es so nicht gibt

Allein: Für die Existenz einer solchen Liste gibt es keine Beweise. Epstein war zwar ein Sexualstraftäter, der von der Justiz zu milde angefasst wurde, nachdem er Dutzende von Minderjährigen geschändet und sich an jungen Frauen vergangen hatte. Er führte aber nicht Buch darüber und diente dem Jetset auch nicht als Zuhälter. Kenner der Materie, zuvorderst die Journalistin Julie K. Brown, haben schon lange darauf hingewiesen.

Vorige Woche kam auch das Justizministerium von Präsident Trump zu dieser Schlussfolgerung. Ministerin Pam Bondi veröffentlichte ein zweiseitiges Memorandum, in dem das «Department of Justice» festhielt: «Es wurden keine glaubwürdigen Beweise dafür gefunden, dass Epstein im Rahmen seiner Aktionen prominente Personen erpresst hat.» Die Theorie, dass der Financier 2019 (während der ersten Trump-Amtszeit) von seinen mächtigen Freunden ermordet worden sei, aus Angst, dass er auspacken werde, für die gebe es keine Beweise. Sämtliche Ermittlungen würden deshalb eingestellt.

Der Versuch, mit dieser Stellungnahme die anhaltende Debatte über Epstein zu beenden, misslang gründlich. Zu hoch waren die Erwartungen des Trump-Lagers, die zuletzt auch von Bondi selbst geschürt worden waren. Noch im Februar hatte die Justizministerin ein grosses Aufheben um die angebliche «Epstein-Liste» gemacht und in einem Interview mit dem Sender Fox News neue Enthüllungen versprochen.

Trump hält zu seiner Justizministerin

Nun fordern zahlreiche Figuren im Dunstkreis des Präsidenten die Entlassung von Bondi. Zuletzt sei es im Justizministerium auch zu einem grossen Zusammenprall zwischen Bondi und Bongino gekommen. Letzterer wurde als Radiomoderator bekannt, derzeit amtiert Bongino aber als Nummer zwei der Bundespolizei FBI.

Trump will aber nichts von einem Rücktritt von Bondi wissen. «SIE IST GROSSARTIG», schrieb er am Wochenende über die Justizministerin auf Truth Social.

Aber seine Anhängerinnen und Anhänger werden sich mit solchen Aussagen nicht zufriedengeben. Sie wollen das ganze Ausmass der angeblichen Verschwörung aufdecken – auch wenn Trump nun behauptet, dass der ehemalige Präsident Barack Obama den ganzen Skandal erfunden habe. Falls der Präsident diese tickende Zeitbombe nicht umgehend entschärft, droht eine Spaltung seiner Anhängerschaft.

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Donald Trump: Das Leben (und die Psyche) des US-Präsidenten in Bildern
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Sicherlich hatte er bereits 1987 in seinem Trump Tower Office davon geträumt, dass er einmal die ganze Welt in Händen halten würde.

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90 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chris_A
14.07.2025 08:39registriert Mai 2021
Das ist das Problem von allen Rechtspopulisten. Im Laufe eines Wahlkampfes steigern sie sich immer mehr in Verschwörungsgeschichten um ihre Gefolgschaft bei Laune zu halten. Diese Räubergeschichten fliegen ihnen dann, wenn sie an der Macht sind, um die Ohren. Ist jedoch eine gute Strategie, bildungsferne Kreise fallen immer wieder darauf rein.
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Jacques #23
14.07.2025 07:59registriert Oktober 2018
Ich glaube, dass Trump diese Zeitbombe nicht entschärfen kann.

Obama hätte diese Geschichte erfunden? Da bereitet er sich die Verschwörung vor für:

The Big Epstein Lie 2025.
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ReMoo
14.07.2025 07:55registriert Dezember 2020
Da wird nichts rauskommen, das ganze Material ist doch schon längst durch den Schredder gelaufen, oder verbrannt worden, dafür hat Trump gesorgt
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