Donald Trump will nicht mehr über Jeffrey Epstein sprechen. Das hat der amerikanische Präsident am Wochenende erneut klargestellt.
Trump schrieb auf seinem Internetdienst Truth Social: Der ehemalige Vermögensverwalter und vorbestrafte Sexualstraftäter, der im August 2019 in einer New Yorker Haftanstalt seinem Leben ein Ende gesetzt hatte, sei die Aufmerksamkeit nicht wert, die ihm immer noch zukomme: «Verschwenden Sie keine Zeit und Energie mit Jeffrey Epstein», rief Trump seinen Anhängerinnen und Anhängern zu, in einer Stellungnahme, die fast 400 Wörter zählte. «Niemand» interessiere sich für Epstein.
What’s going on with my “boys” and, in some cases, “gals?” They’re all going after Attorney General Pam Bondi, who is doing a FANTASTIC JOB! We’re on one Team, MAGA, and I don’t like what’s happening. We have a PERFECT Administration, THE TALK OF THE WORLD, and “selfish people”…
— Trump Truth Social Posts On X (@TrumpTruthOnX) July 12, 2025
Das ist Wunschdenken. Für Epstein interessiert sich halb Amerika, erst recht seit Trumps Wiedereinzug ins Weisse Haus. Und dafür verantwortlich ist zum einen der Präsident selbst. Im Wahlkampf des vorigen Jahres deutete Trump an, dass er die ganze Wahrheit über Epstein erzählen werde, falls er erneut gewählt würde.
JUST IN—President Trump tells Lex Fridman he would "be inclined to do the Epstein thing" and that he would have "no problem" releasing the Epstein list of people who visited the island. pic.twitter.com/EsADWt9pdo
— Charlie Kirk (@charliekirk11) September 3, 2024
Zum andern existiert im Umfeld von Trump und seiner «Make America Great Again»-Bewegung (Maga) auch ein eigentliches Ökosystem, das finanziell vom Interesse an Epstein profitiert. Kommentatoren wie Tucker Carlson, Benny Johnson, Megyn Kelly, Steve Bannon oder Dan Bongino hielten die Geschichte am Köcheln, mit immer neuen Spekulationen über den Financier.
So behauptet diese illustre Riege von Meinungsmachern schon lange, dass Epstein unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen sei – sprich: ermordet wurde.
Bongino does a complete U-turn on Epstein
— Chay Bowes (@BowesChay) July 7, 2025
2023 "Please do not let the story go. We need to keep the heat on."
2025 "Epstein killed himself. No client list. End of story" pic.twitter.com/nB0xuYiVD4
Denn der 66 Jahre alte Financier habe während seiner Karriere den Reichen und Mächtigen als Zuhälter gedient und einflussreiche Menschen mit Minderjährigen verkuppelt. Dabei fallen normalerweise Namen von Ex-Präsident Bill Clinton, Filmstar Leonardo DiCaprio und Microsoft-Gründer Bill Gates – Lichtgestalten des linken Amerikas, die von der anderen Hälfte der US-Bevölkerung verachtet werden. Dokumentiert seien diese perversen, illegalen Machenschaften auf einer «Klientenliste», die Epstein während seiner langen Laufbahn angefertigt habe.
Allein: Für die Existenz einer solchen Liste gibt es keine Beweise. Epstein war zwar ein Sexualstraftäter, der von der Justiz zu milde angefasst wurde, nachdem er Dutzende von Minderjährigen geschändet und sich an jungen Frauen vergangen hatte. Er führte aber nicht Buch darüber und diente dem Jetset auch nicht als Zuhälter. Kenner der Materie, zuvorderst die Journalistin Julie K. Brown, haben schon lange darauf hingewiesen.
Vorige Woche kam auch das Justizministerium von Präsident Trump zu dieser Schlussfolgerung. Ministerin Pam Bondi veröffentlichte ein zweiseitiges Memorandum, in dem das «Department of Justice» festhielt: «Es wurden keine glaubwürdigen Beweise dafür gefunden, dass Epstein im Rahmen seiner Aktionen prominente Personen erpresst hat.» Die Theorie, dass der Financier 2019 (während der ersten Trump-Amtszeit) von seinen mächtigen Freunden ermordet worden sei, aus Angst, dass er auspacken werde, für die gebe es keine Beweise. Sämtliche Ermittlungen würden deshalb eingestellt.
We don't care.
— Diligent Denizen 🇺🇸 (@DiligentDenizen) July 12, 2025
WHERE ARE THE EPSTEIN FILES? pic.twitter.com/CoCorN27mQ
Der Versuch, mit dieser Stellungnahme die anhaltende Debatte über Epstein zu beenden, misslang gründlich. Zu hoch waren die Erwartungen des Trump-Lagers, die zuletzt auch von Bondi selbst geschürt worden waren. Noch im Februar hatte die Justizministerin ein grosses Aufheben um die angebliche «Epstein-Liste» gemacht und in einem Interview mit dem Sender Fox News neue Enthüllungen versprochen.
Nun fordern zahlreiche Figuren im Dunstkreis des Präsidenten die Entlassung von Bondi. Zuletzt sei es im Justizministerium auch zu einem grossen Zusammenprall zwischen Bondi und Bongino gekommen. Letzterer wurde als Radiomoderator bekannt, derzeit amtiert Bongino aber als Nummer zwei der Bundespolizei FBI.
Trump will aber nichts von einem Rücktritt von Bondi wissen. «SIE IST GROSSARTIG», schrieb er am Wochenende über die Justizministerin auf Truth Social.
Benny Johnson: "So President Trump has acknowledged that the Epstein files exist...and that there is something there. He says they were written, however, written by his enemies and therefore will not be released. What?" pic.twitter.com/JmOINCQ7fu
— Republican Accountability (@AccountableGOP) July 13, 2025
Aber seine Anhängerinnen und Anhänger werden sich mit solchen Aussagen nicht zufriedengeben. Sie wollen das ganze Ausmass der angeblichen Verschwörung aufdecken – auch wenn Trump nun behauptet, dass der ehemalige Präsident Barack Obama den ganzen Skandal erfunden habe. Falls der Präsident diese tickende Zeitbombe nicht umgehend entschärft, droht eine Spaltung seiner Anhängerschaft.
Obama hätte diese Geschichte erfunden? Da bereitet er sich die Verschwörung vor für:
The Big Epstein Lie 2025.