Nicole Lamon wird die erste Bunderatssprecherin. Die Westschweizer Journalistin und frühere Kommunikationschefin von Alain Berset tritt die Nachfolge von Andrea Arcidiacono an, der das Amt vor Kurzem niedergelegt hat.
Die 53-jährige Lamon war von Medienbeobachtern vor Jahresfrist bereits als prädestinierte Nachfolgerin des im Amt verstorbenen Bundesratssprechers André Simonazzi gehandelt worden. Sie sagte damals aber ab. Nun hat sie der Bundesrat zu seiner neuen Sprecherin ernannt.
Mitte April enthüllten Recherchen der «Schweiz am Wochenende» eine mögliche Kandidatur Lamons als Nachfolgerin von Arcidiacono. Die heutige Inlandchefin der Westschweizer Zeitung «Le Temps» war demnach von der Findungskommission kontaktiert worden.
Wie Lamon am Mittwoch in Bern vor den Medien festhielt, habe sie nicht unmittelbar auf Simonazzi folgen wollen, dessen Tod ihr nahegegangen sei. Im laufenden Jahr habe sie eine neue Motivation verspürt für den Posten. Insbesondere der internationale Kontext des Amts reize sie.
Arcidiacono amtete nur wenige Monate als Bundesratssprecher. Sein Rücktritt erfolgte auf eigenen Wunsch und vor allem aus privaten Gründen, wie es Ende Januar vonseiten des Bundesrats hiess. Sie habe grossen Respekt vor dem Entscheid Arcidiaconos, sagte Lamon, die nach eigenen Angaben im Bewerbungsprozess keinen Kontakt mit ihrem Vorgänger gehabt hat.
Die Ernennung von Lamon durch den Bundesrat erfolgte auf Antrag von Bundeskanzler Viktor Rossi. Insgesamt habe er Gespräche mit vier Personen beider Geschlechter und aus allen Sprachregionen geführt, sagte er. Lamon sei mit ihren Kompetenzen und ihrer Erfahrung sowohl im Journalismus als auch in der Bundesverwaltung herausgestochen.
Rossi zeigte sich erfreut darüber, dass das Leitungsteam der Bundeskanzlei nun wieder komplett sei und erstmals in der Geschichte beide Vizekanzlerposten mit sehr qualifizierten Frauen besetzt seien. Neben Lamon amtet Rachel Salzmann als Vizekanzlerin. Sie leitete die Findungskommission.
Sie sei stolz, die erste Bundesratssprecherin zu sein, sagte Lamon. Sie verspüre Respekt und Freude zugleich. Das Ziel der Regierungskommunikation müsse sein, die Entscheide des Bundesrats klar, verständlich und transparent zu machen. «Das ist zentral für das Vertrauen in unsere Institutionen.»
Bis Ende Juli bleibt Lamon Journalistin. Sie ist seit 2023 Inlandchefin der Zeitung «Le Temps». Sie werde in den restlichen zwei Monaten nicht über bundespolitische Themen berichten, sagte sie.
In ihrer neuen Funktion ab 1. August trägt Lamon in Abstimmung mit dem Bundeskanzler die Verantwortung für die Information der Medien und Öffentlichkeit im Auftrag des Bundesrats. Sie berät die Mitglieder der Landesregierung in Kommunikationsfragen und steuert die Informationen der Departemente sowie der Bundeskanzlei.
Es ist bereits der dritte Seitenwechsel Lamons, die ihre berufliche Karriere im Journalismus startete, dann sieben Jahre lang Bersets Kommunikationschefin war, bevor sie 2020 in die Medienwelt zurückkehrte. Künftig leitet sie in der Bundeskanzlei den Bereich Kommunikation und Strategie mit rund siebzig Mitarbeitenden.
Ursula Eggenberger, die das Amt der Vizekanzlerin und Bundesratssprecherin bereits nach dem Tod von Simonazzi ad interim übernommen hatte, wird ab Lamons Amtsantritt wieder als Kommunikationsleiterin der Bundeskanzlei tätig sein. Zudem wird sie die Stellvertreterin von Lamon. (dab/sda)