Schweiz
Gesellschaft & Politik

FDP wirbt um Wähler der FDP und vermeldet markanten Mitgliederzuwachs

SVP umgarnt freisinnige EU-Skeptiker – und vermeldet markanten Mitgliederzuwachs

Mit einem provokativen Inserat will die SVP enttäuschte Freisinnige abwerben. Der neue FDP-Co-Präsident Benjamin Mühlemann kontert mit Ironie.
31.10.2025, 06:1931.10.2025, 06:23
Kari Kälin / ch media

Sie preist sich als politische Alternative für enttäuschte Freisinnige: Mit grossen Inseraten in der Schweizer Presse lud die SVP am letzten Wochenende FDP-Wähler und -Mitglieder dazu ein, sich der SVP anzuschliessen. Mit dem unkonventionellen Politmarketing reagiert die SVP auf einen europafreundlichen Entscheid der FDP-Delegierten in Bern. Vor zwei Wochen hiessen diese mit einer Dreiviertelmehrheit das neue Vertragspaket mit Brüssel gut. Auch das Ständemehr lehnten die Delegierten relativ klar ab.

Marcel Dettling spiesst einen Teil des neuen Europavertgs mit einer Hellebarde auf, anlaesslich des Fraktionsausflug der SVP Schweiz in die Zentralschweiz wie hier auf den Rutli am Urnersee, am Mittwo ...
SVP-Präsident Marcel Dettling spiesst einen Teil des neuen EU-Abkommens beim Fraktionsausflug seiner Partei aufs Rütli auf.Bild: keystone

Fruchten die Bemühungen der SVP? «Das Inserat hat noch einmal zu einem Mitgliederschub geführt», sagt Präsident Marcel Dettling, der neuerdings vermehrt mit Hellebarde unterwegs ist, um die EU-Verträge medienwirksam aufzuspiessen. Der Tenor laute, die SVP sei noch die einzige Partei, die sich für Freiheit und Unabhängigkeit einsetze. Wie viele Neo-Mitglieder tatsächlich von der FDP stammen, weiss der Schwyzer Nationalrat nicht. Auch verrät er keine konkreten Wachstumszahlen.

Das Inserat der SVP erschien am letzten Wochenende in der Schweizer Presse.
Das Inserat der SVP erschien am letzten Wochenende in der Schweizer Presse.

Recherchen von CH Media zeigen: Aktuell dürfte der SVP-Mitgliederbestand pro Woche um eine hohe dreistellige Zahl wachsen. Sprunghaft angestiegen ist der Zustrom nach dem Entscheid der FDP-Delegierten. Zum Vergleich: Bevor die SVP am 1. August ihre Kampagne gegen das EU-Paket intensivierte, stiess wöchentlich bloss eine zweistellige Zahl neuer Mitglieder zur Partei.

Spurlos ist die Delegiertenversammlung nicht an der FDP vorbeigegangen. Filippo Leutenegger, Präsident der Zürcher FDP, war Wortführer gegen das EU-Paket. In seinem Kanton habe es nach der DV mehrere Dutzend Austritte gegeben, sagte er gegenüber CH Media. Es ist ein Szenario, vor dem sich der Schwyzer Kantonsrat Reto Keller auf X befürchtet hat: «Und wir an der Basis ernten Parteiaustritte.»

Allein in seinem Wohnort Einsiedeln hätten einige wenige Mitglieder der Partei den Rücken gekehrt, darunter auch langjährige Mandatsträger. Zur SVP hinübergelaufen sei aber niemand von ihnen. Keller gehört im Freisinn zum Lager der EU-Skeptiker.

Dettling findet es nicht unfair, per Inserat im Teich der politischen Konkurrenz zu fischen. «Wir bieten politisch heimatlos gewordenen Freisinnigen quasi Asyl im Schnellverfahren. Wir sind um jedes Mitglied froh, das den Unterwerfungsvertrag bekämpft.»

Neuer FDP-Co-Präsident nimmt es mit Humor

Mit einem Augenzwingern reagiert der neue FDP-Co-Präsident Benjamin Mühlemann auf die Inserateaktion. «Ich bin begeistert. Die SVP verbrennt Hunderttausende Franken an Vereinsvermögen für eine Kampagne, von der niemand anderes profitiert als die Zeitungsverlage.» Das Schönste daran sei, «dass wir bei der FDP sogar Eintritte von Leuten hatten, die das Formular im Inserat kurzerhand umetikettiert haben». Viele hätten einfach genug von diesem Hellebarden-Klamauk.

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Der neue FDP-Co-Präsident Benjamin Mühlemann und seine Co-Präsidentin Susanne Vincenz-Stauffacher an der Delegiertenversammlung der Freisinnigen.Bild: keystone

Auch die FDP lässt sich keine genauen Angaben zur Mitgliederentwicklung entlocken. Die Partei habe nach der DV in den Kantonen vereinzelt Austritte, aber auch neue Eintritte verzeichnet, teilt sie mit. Und Mühlemann sagt: «Wir haben sehr viele und fast ausschliesslich positive Rückmeldungen zur Delegiertenversammlung erhalten.» (aargauerzeitung.ch)

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184 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Allkreis
31.10.2025 06:40registriert Januar 2020
Mit der SVP wird die Freiheit definitiv kleiner, da werde ich schon schickaniert, wenn ich Mitglieder:innen schreibe. Dieser Partei ist die Qualität meines Trinkwassers egal, und wissenschaftliche Erkenntnisse diffamiert sie. Kurz: wenn ich anders denke, bin ich ein zu schickanierender Linker.
Diese Partei nimmt mir Freiheiten weg und versteht das Wesen der Demokratie nicht. Was sie perfektioniert hat, ist Angst zu schüren und die Verängstigten zu verblenden. Nachhaltige Lösungen hat diese Partei nicht zu bieten.
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Chnebeler
31.10.2025 06:35registriert Dezember 2016
Fü die FDP ist es mittelfristig ein Gewinn, wenn sie ihren rechten Flügel etwas stutzen und sich wieder auf Wirtschafts- nd Sachpolitik statt auf SVP light Populismus fokussieren. Ich hoffe Christian Wasserfallen bekennt sich auch endlich zu seiner wahren Gesinnung und wechselt zu der Partei die besser zu ihm passt.

Vieleicht ist dann wieder ein Schulterschluss der Vernünftigen mit der Mitte, GLP und der breite der Grünen und der SP möglich und die Schweiz kann endlich wieder nach vorne statt zurück blicken.
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Maverich
31.10.2025 07:16registriert August 2021
Die SVP sei die einzige Partei die sich für Freiheit und Unabhängigkeit einsetze. Dabei sehnen sie sich nach Zuständen wie in Russland, China, USA und anderen Unrechtsstaaten und Abhängigkeiten von denen.
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