SVP-Glarner ist Schulpräsident und sieht sich mit mehreren Ausfällen konfrontiert
Eigentlich hätte am Dienstag an der Kreisschule Mutschellen (KSM) ein Elternabend zum Übertritt von der Primarschule in die Oberstufe stattfinden sollen. Doch der Anlass wurde kurzfristig abgesagt – gemäss Informationen der AZ wurde den umliegenden Schulen mitgeteilt, die Veranstaltung könne nicht stattfinden, weil alle drei Schulleiter der KSM krankgeschrieben seien.
Die Mitteilung erfolgte letzte Woche, deshalb liegt der Schluss nahe, dass keine kurzfristigen Ausfälle wegen Grippe vorliegen, sondern die Krankschreibungen längerfristiger Natur sind.
Andreas Glarner, der seit dem 1. September den Vorstand der Kreisschule präsidiert, bestätigt die Absage und den Grund dafür auf Anfrage. «Die Informationen sind korrekt», sagt der SVP-Nationalrat und frühere Gemeindeammann von Oberwil-Lieli. Glarner hat auch die Eltern und die Lehrpersonen informiert, in seinen Schreiben, die er der «Aargauer Zeitung» (AZ) weitergeleitet hat, heisst es: «Im Moment stehen wir vor einer aussergewöhnlichen Situation: Alle drei Mitglieder unseres Schulleitungsteams sind ausgefallen.»
Lektionen ausgefallen, niemand informiert
Was normalerweise auf mehrere Schultern verteilt sei, laste nun vorübergehend auf wenigen Personen, schreibt Glarner. Zudem würden sich derzeit aussergewöhnlich viele Lehrpersonen krank melden, heisst es weiter. Dies sei eine Häufung, «welche mit normalen Aushilfs-Pensen einfach nicht bewältigt werden kann», räumt der Schulpräsident ein. Dies führte dazu, dass ganze Lektionen ohne Information an die Eltern oder die Schülerinnen und Schüler ausgefallen seien.
«Dies ist ein unhaltbarer Zustand und wird auch Konsequenzen haben», schreibt Glarner weiter an die Eltern. Er versichert, dass die Verantwortlichen der Schule alles daran setzten, «diese Zustände umgehend zu ändern». Die KSM funktioniere derzeit nicht wegen Titeln oder Positionen, sondern wegen den Lehrpersonen und der Schulverwaltung. Nur deren Engagement mache es möglich, den Schulbetrieb einigermassen aufrechtzuerhalten.
Als bekannt wurde, dass Glarner neuer Schulpräsident wird, gab es Kritik an den Gemeinderäten, welche den SVP-Mann in diese Position gewählt hatten. Manfred Kaufmann, Vorstandsmitglied der SP Mutschellen-Kelleramt, reichte bei der kantonalen Gemeindeabteilung sogar eine Beschwerde ein. Glarner sei ungeeignet, um die herausforderungsreichen Aufgaben als Präsident des Schulvorstands zu erfüllen, schrieb die Partei.
Glarner sieht keine Reaktion auf seine umstrittene Wahl
Was die Schule in der gegenwärtig schwierigen Situation brauche, sei eine integrative Persönlichkeit mit Erfahrung im Bildungsbereich, die Ruhe und Vertrauen bringe. Glarner fehle die fachliche Qualifikation, er habe keine pädagogische Erfahrung und es mangle an sozialen Voraussetzungen, kritisierte die SP. Sind die Krankschreibungen aller Schulleiter und diverser Lehrpersonen also ein negativer «Glarner-Effekt», eine Reaktion der Angestellten auf den SVP-Hardliner?
Der Schulpräsident bestreitet dies und sagt, er habe nach Gesprächen mit Lehrpersonen, dem Verband Bildung Aargau, dem kantonalen Bildungsdepartement und Eltern viele positive Rückmeldungen erhalten. Um die schwierige Situation zu meistern, suche er Stellvertretungen für die Schulleiter und sei selber bei der Anstellung von Lehrpersonen tätig. «Zudem gibt es eine gute Nachricht: Seit Montag hat mit Florian Stähli ein neuer Co-Schulleiter für den Bereich Dienste angefangen», sagt Glarner.
«Hinstehen und Verantwortung übernehmen»
In einem internen Schreiben lanciert der Schulpräsident einen Aufruf an die Lehrpersonen: «Wir brauchen jetzt Zusammenhalt, Mut und Initiative. Wir brauchen Menschen, die hinstehen, Verantwortung übernehmen, mitdenken, mittragen und sich gegenseitig unterstützen.» Jede und jeder könne einen Unterschied machen – im Umgang mit den Kindern, in der Organisation des Schulalltags oder im offenen Ohr füreinander.
«Lasst uns nicht fragen, wer fehlt, sondern was wir gemeinsam schaffen können», schreibt Glarner. An einem internen Anlass am Montagabend stellte er den neuen Co-Schulleiter vor und versuchte zusammen mit den Lehrpersonen die nächsten Wochen zu planen. Und im Schreiben rief Glarner auf: «Lasst uns zeigen, was unsere Schule stark macht: Teamgeist, Kompetenz und Herzblut. Wenn wir jetzt zusammenstehen, schaffen wir nicht nur den Übergang – wir wachsen daran.»
(aargauerzeitung.ch)
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