Schweiz
Aargau

SVP-Glarner ist Schulpräsident im Aargau: Nun fallen Lehrpersonen aus

Nationalrat Andreas Glarner (SVP-AG) kurz vor seiner Anhoerung bei der Kommission fuer Rechtsfragen des Staenderats (RK-SR) am Freitag, 27. Juni 2025, im Bundeshaus in Bern. Die Kommission beriet zwei ...
Nationalrat Andreas Glarner (SVP-AG) im Bundeshaus in Bern.Bild: keystone

SVP-Glarner ist Schulpräsident und sieht sich mit mehreren Ausfällen konfrontiert

Seit dem 1. September amtiert Andreas Glarner als Präsident der Kreisschule Mutschellen. Schon die Wahl des SVP-Nationalrats löste Kritik aus, nun sieht er sich mit Ausfällen und Krankschreibungen konfrontiert. Was der umstrittene Politiker dazu sagt.
21.10.2025, 16:3022.10.2025, 10:09
Fabian Hägler / ch media

Eigentlich hätte am Dienstag an der Kreisschule Mutschellen (KSM) ein Elternabend zum Übertritt von der Primarschule in die Oberstufe stattfinden sollen. Doch der Anlass wurde kurzfristig abgesagt – gemäss Informationen der AZ wurde den umliegenden Schulen mitgeteilt, die Veranstaltung könne nicht stattfinden, weil alle drei Schulleiter der KSM krankgeschrieben seien.

Die Mitteilung erfolgte letzte Woche, deshalb liegt der Schluss nahe, dass keine kurzfristigen Ausfälle wegen Grippe vorliegen, sondern die Krankschreibungen längerfristiger Natur sind.

Die Kreisschule Mutschellen, aufgenommen am Dienstag, 13. Mai 2025 in Berikon AG. Eine 14-Jaehrige soll am Sonntagnachmittag in Berikon AG eine 15-Jaehrige getoetet haben. Sie fuegte dem Opfer gemaess ...
An der Kreisschule Mutschellen (KSM) musste ein Elternabend abgesagt werden.Bild: keystone

Andreas Glarner, der seit dem 1. September den Vorstand der Kreisschule präsidiert, bestätigt die Absage und den Grund dafür auf Anfrage. «Die Informationen sind korrekt», sagt der SVP-Nationalrat und frühere Gemeindeammann von Oberwil-Lieli. Glarner hat auch die Eltern und die Lehrpersonen informiert, in seinen Schreiben, die er der «Aargauer Zeitung» (AZ) weitergeleitet hat, heisst es: «Im Moment stehen wir vor einer aussergewöhnlichen Situation: Alle drei Mitglieder unseres Schulleitungsteams sind ausgefallen.»

Lektionen ausgefallen, niemand informiert

Was normalerweise auf mehrere Schultern verteilt sei, laste nun vorübergehend auf wenigen Personen, schreibt Glarner. Zudem würden sich derzeit aussergewöhnlich viele Lehrpersonen krank melden, heisst es weiter. Dies sei eine Häufung, «welche mit normalen Aushilfs-Pensen einfach nicht bewältigt werden kann», räumt der Schulpräsident ein. Dies führte dazu, dass ganze Lektionen ohne Information an die Eltern oder die Schülerinnen und Schüler ausgefallen seien.

«Dies ist ein unhaltbarer Zustand und wird auch Konsequenzen haben»
Andreas Glarner

«Dies ist ein unhaltbarer Zustand und wird auch Konsequenzen haben», schreibt Glarner weiter an die Eltern. Er versichert, dass die Verantwortlichen der Schule alles daran setzten, «diese Zustände umgehend zu ändern». Die KSM funktioniere derzeit nicht wegen Titeln oder Positionen, sondern wegen den Lehrpersonen und der Schulverwaltung. Nur deren Engagement mache es möglich, den Schulbetrieb einigermassen aufrechtzuerhalten.

Nationalrat Andreas Glarner an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz in der Sporthalle Schachen in Aarau am Samstag, 12. Oktober 2024. KEYSTONE/Walter Bieri )
Andreas Glarner an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz im Jahr 2024.Bild: keystone

Als bekannt wurde, dass Glarner neuer Schulpräsident wird, gab es Kritik an den Gemeinderäten, welche den SVP-Mann in diese Position gewählt hatten. Manfred Kaufmann, Vorstandsmitglied der SP Mutschellen-Kelleramt, reichte bei der kantonalen Gemeindeabteilung sogar eine Beschwerde ein. Glarner sei ungeeignet, um die herausforderungsreichen Aufgaben als Präsident des Schulvorstands zu erfüllen, schrieb die Partei.

Glarner sieht keine Reaktion auf seine umstrittene Wahl

Was die Schule in der gegenwärtig schwierigen Situation brauche, sei eine integrative Persönlichkeit mit Erfahrung im Bildungsbereich, die Ruhe und Vertrauen bringe. Glarner fehle die fachliche Qualifikation, er habe keine pädagogische Erfahrung und es mangle an sozialen Voraussetzungen, kritisierte die SP. Sind die Krankschreibungen aller Schulleiter und diverser Lehrpersonen also ein negativer «Glarner-Effekt», eine Reaktion der Angestellten auf den SVP-Hardliner?

Der Schulpräsident bestreitet dies und sagt, er habe nach Gesprächen mit Lehrpersonen, dem Verband Bildung Aargau, dem kantonalen Bildungsdepartement und Eltern viele positive Rückmeldungen erhalten. Um die schwierige Situation zu meistern, suche er Stellvertretungen für die Schulleiter und sei selber bei der Anstellung von Lehrpersonen tätig. «Zudem gibt es eine gute Nachricht: Seit Montag hat mit Florian Stähli ein neuer Co-Schulleiter für den Bereich Dienste angefangen», sagt Glarner.

«Wir brauchen jetzt Zusammenhalt, Mut und Initiative. Wir brauchen Menschen, die hinstehen, Verantwortung übernehmen, mitdenken, mittragen und sich gegenseitig unterstützen.»
Andreas Glarner

«Hinstehen und Verantwortung übernehmen»

In einem internen Schreiben lanciert der Schulpräsident einen Aufruf an die Lehrpersonen: «Wir brauchen jetzt Zusammenhalt, Mut und Initiative. Wir brauchen Menschen, die hinstehen, Verantwortung übernehmen, mitdenken, mittragen und sich gegenseitig unterstützen.» Jede und jeder könne einen Unterschied machen – im Umgang mit den Kindern, in der Organisation des Schulalltags oder im offenen Ohr füreinander.

«Lasst uns nicht fragen, wer fehlt, sondern was wir gemeinsam schaffen können», schreibt Glarner. An einem internen Anlass am Montagabend stellte er den neuen Co-Schulleiter vor und versuchte zusammen mit den Lehrpersonen die nächsten Wochen zu planen. Und im Schreiben rief Glarner auf: «Lasst uns zeigen, was unsere Schule stark macht: Teamgeist, Kompetenz und Herzblut. Wenn wir jetzt zusammenstehen, schaffen wir nicht nur den Übergang – wir wachsen daran.»

Seit Jahren gab es Probleme
Die Mutscheller Kreisschule (KSM) ist bereits seit mehreren Jahren von «einer latenten Unruhe in personeller Hinsicht geprägt», vor allem auf Ebene der Schulleitung, wie die «Aargauer Zeitung» am Dienstag berichtete. Damit hätten die Probleme bereits lange bestanden, bevor Andreas Glarner als Gemeindepolitiker die Aufgabe übernommen habe, die KSM in ruhigere Gewässer zu lotsen. Ausserdem liege an der Schule nicht alles im Argen, wie ein im August 2024 veröffentlichter Expertenbericht zeigte: «Schülerinnen und Schüler fühlen sich insgesamt wohl an der Schule – an der Kreisschule herrscht im Grossen und Ganzen ein lernförderliches Schul- und Unterrichtsklima.»

(aargauerzeitung.ch)

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233 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SkoOct
21.10.2025 17:11registriert Mai 2025
Das passiert, wenn eine Partei, die sonst Lehrer gerne als "Linksgrün" verspottet, plötzlich eine Schule leiten will. Pädagogik ist kein Stammtisch. Wer Bildung verachtet, sollte nicht überrascht sein, wenn die Lehrpersonen reihenweise gehen.
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pages
21.10.2025 17:05registriert August 2025
Oh, ein ganz grosser Motivator. Aber nur auf dem Papier. Die Schulen werden ihm massiv um die Ohren fliegen, wegen kompletter Ahnungslosigkeit. Und was möchte er sagen mit: wird Konsequenzen haben? Es ist nichts anderes als eine Drohung sich über das kantonale Personalreglement hinweg setzen zu wollen. Hoffe die Rechtsschutzversicherungen und der kantonale Schuldienst setzen bereits ihre Messer.
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Gael Gartner
21.10.2025 17:05registriert Januar 2023
Ja, dann soll er die Leute selber finden, die seinen "Kommunikationsstil" als Politiker und Privatperson in der Öffentlichkeit so weit tolerieren, als dass sie für ihre Arbeit keine Konsequenzen ziehen. Je nach Stufe gibt es genügend Optionen und man ist nicht auf eine Stelle mit einem solchen Vorgesetzten angewiesen.
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