Der Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen hat zusammen mit einem Wildhüter während der Arbeitszeit in Russland an einer mehrtägigen Wolfsjagd teilgenommen. Das berichtet das SRF-Regionaljournal Ostschweiz. Naturschutzverbände kritisieren die Reise als «Erlebnisreise» ohne tatsächlichen Erkenntnisgewinn.
Für die Reise nach Russland seien vom Kanton fünf Arbeitstage bewilligt worden, erklärte der zuständige St. Galler Regierungsrat Beat Tinner (FDP) im Beitrag von Radio SRF. «Wir haben auf ein Gesuch hin entschieden, dass wir es als sinnvoll erachten, zu schauen, wie in anderen Ländern Wölfe reguliert werden.»
In Russland soll die sogenannte Lappjagd auf Wölfe betrieben werden. Bei dieser Treib- beziehungsweise Druckjagd wird das entsprechende Gebiet im an Leinen behängten Stofflappen umspannt und die Tiere in eine bestimmte Richtung getrieben.
Er unterstütze grundsätzlich neue Erkenntnisse und Weiterbildungen, sagte Tinner gegenüber SRF. «Bis heute hat unseres Wissens niemand die Lappjagd in der Schweiz angewendet. Die Idee dieser Weiterbildung war es, die Methode kennenzulernen und eine mögliche Anwendung in der Schweiz zu eruieren.»
Naturschutzverbände können jedoch kein Verständnis für die Reise zur Wolfsjagd in Russland aufbringen. Sie üben Kritik an der umstrittenen Weiterbildung der beiden Kantonsangestellten.
«Bei der Reise ist kein wissenschaftlicher Ansatz erkennbar, kritische Auseinandersetzungen und Daten fehlen. Die Reise wirkt mehr wie eine Erlebnisreise», sagte Corina del Fabbro von Pro Natura gegenüber dem Regionaljournal.
Für den WWF macht ein Austausch mit umliegenden Ländern über Regulierungsmethoden durchaus Sinn. Russland gehöre aber nicht zu diesen Ländern. Die dort praktizierte Lappjagd sei in der Schweiz aus rechtlichen und tierschutzrechtlichen Gründen nicht anwendbar.
Die Weiterbildung habe aufgrund der dortigen Expertise in Russland stattgefunden, erklärte Tinner auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Lappjagd finde tagsüber weder mit Hunden noch mit elektronischen Hilfsmitteln sowie mit üblichen Jagdwaffen statt. Das sei aus Sicht des Tierschutzes unproblematisch, so Tinner weiter.
Eine abschliessende Beurteilung einer Anwendung in der Schweiz könne im Rahmen einer Weiterbildung allerdings nicht stattfinden. Die Herausforderung werde das alpine Gelände sein. «Hier braucht es gewisse Anpassungen in der Umsetzung der Lappjagd.» (sda)
Es ist nicht anzunehmen, dass die Russen mit Tieren besser umgehen als mit ethnischen Minderheiten. Die einzige Erkenntnis lautet: So nicht!