Bei der zweiten Landessprache in der Primarschule will der Bundesrat abwarten, wie die für 2015 angekündigte Bilanz der Harmonisierungsprozesse (HarmoS) ausfällt. Falle diese Bilanz für das Frühfranzösisch oder Frühitalienisch schlecht aus, mache er von seinen Kompetenzen Gebrauch.
Das sagte Bildungsminister Alain Berset am Freitag bei der Behandlung zweier Interpellationen aus der Westschweiz im Ständerat. Mit dem Zusammenhalt des Landes dürfe nicht gespielt werden. Und für diesen Zusammenhalt sei das Erlernen einer zweiten Landessprache fundamental wichtig.
Wenn es mit der Koordination des Sprachunterrichts innerhalb der Deutschschweizer Kantone nicht klappe, mache der Bundesrat von seinen subsidiären Kompetenzen Gebrauch, stellte er in Aussicht. Bisher sei über die Abschaffung des Primarschulunterrichts in einer zweiten Landessprache noch nirgends definitiv entschieden. Es gelte erst einmal abzuwarten.
Die Interpellanten Raphaël Comte (FDP/NE) und Christian Levrat (SP/FR) hatten sich besorgt über die Tendenz in einigen Deutschschweizer Kantonen gezeigt, den Landessprachenunterricht auf der Primarstufe oder für gewisse Schulstufen abzuschaffen. Joachim Eder (FDP/ZG) zeigte sich ebenfalls besorgt über die Lage. Zudem kritisierte er, dass sich in der Deutschschweiz ein Sprachengraben auftue. Diverse Kantone hätten den Beginn des Erlernen von Englisch und der zweiten Landessprache verschieden festgelegt.
Zuletzt hatte der Kanton Schaffhausen Aufmerksamkeit erregt. Der Kantonsrat sprach sich dafür aus, dass für Primarschülerinnen und Primarschüler nur noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Der Kanton will nun bei der Erziehungsdirektorenkonferenz eine entsprechende Anpassung des HarmoS-Konkordates fordern.
Die Erziehungsdirektorenkonferenz hatte 2004 eine nationale Strategie verabschiedet und im HarmoS-Konkordat konkretisiert. Dieses sieht vor, dass ab der Primarschulstufe zwei Fremdsprachen unterrichtet werden, darunter eine Landessprache. (pma/sda)