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Über 65'000 Unterschriften gegen Teilabschaffung Verrechnungssteuer

Über 65'000 Unterschriften gegen Teilabschaffung Verrechnungssteuer

21.03.2022, 09:0721.03.2022, 12:28
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Cedric Wermuth, Co-Praesident SP Schweiz und SP-Nationalrat (AG) spricht waehrend einer Medienkonferenrez des Referendumskomitees zur Abschaffung der Verrechnungssteuer, am Donnerstag, 13. Januar 2022 ...
Die SP kämpft gegen die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer. Bild: keystone

Das Referendum gegen die Teilabschaffung der Verrechnungssteuer ist wohl zustande gekommen. Über 65'000 Unterschriften sind von SP, Grünen und Gewerkschaften gesammelt worden. Sie sollen Anfang April eingereicht werden und die Vorlage dürfte im Herbst vors Volk kommen.

SP-Sprecher Nicolas Häsler bestätigte am Montag auf Anfrage einen entsprechenden Bericht des «Blick». Das von der bürgerlichen Mehrheit im Parlament vorgesehene Gesetz, gegen das das Referendum ergriffen worden ist, sieht vor, dass die Verrechnungssteuer auf Zinserträgen bei inländischen Obligationen aufgehoben wird.

Ebenso soll die Umsatzabgabe auf Schweizer Obligationen gestrichen werden. Das Ziel des Gesetzes ist es, den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken.

Laut dem Bundesrat gibt es mit der Aufhebung der Verrechnungssteuer auf Zinserträgen bei inländischen Obligationen einen einmaligen Ausfall von einer Milliarde Franken. Zusätzlich fallen jedes Jahr mehrere hundert Millionen Franken weniger für die Bundeskasse an, die der Bund heute mit der Verrechnungssteuer auf Obligationen einnimmt.

Für das Referendumskomitee ist eine Abschaffung der Verrechnungssteuer auf Obligationen «ein Freipass für in- und ausländische Steuerkriminalität». Die Abschaffung führe je nach Zinssatz zu jährlichen Steuerausfällen von mehreren hundert Millionen Franken. Das Geld fliesse in die Taschen von Steuerkriminellen und reichen Anlegern aus dem In- und Ausland, argumentieren sie.

Vom Referendumskomitee kritisiert wird zudem, dass die Zinserträge aus normalen Bankguthaben der inländischen Privatpersonen weiterhin der Verrechnungssteuer unterliegen sollen. Während «die normalen, ehrlichen Steuerzahler weiterhin kontrolliert werden, sind es in erster Linie die grossen internationalen Konzerne, die ausländischen Anleger und einige wenige inländische Superreiche, die von der Abschaffung der Verrechnungssteuer profitieren». (aeg/sda)

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Eraganos
21.03.2022 09:29registriert September 2019
Warum wollen die Politiker wieder Steuern abbauen zugunsten Geschäft und zulasten von der Mittel - und Unterschicht?
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ELMatador
21.03.2022 09:51registriert Februar 2020
Liebes Parlament, liebe Bürgerliche Parteien.

Ich bin völlig einverstanden, unser Steuersystem ist zu Komplex und verzweigt. Es braucht eine Vereinfachung und Entflechtung. Ich scheue nicht davor zurück viele Steuern abzuschaffen, dafür braucht es aber einen gleichwertigen Ersatz.

Unternehmen auf Kosten der Bevölkerung zu entlasten sendet nicht nur die Falsche Zeichen, sondern ist in Krisen- und Rekordgewinnzeiten moralisch verwerflich.
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Neutrino59
21.03.2022 10:22registriert Oktober 2021
Das ist einer der seltenen Fälle, wo ich der SP zu 100% Recht gebe, und auch mit der SP stimmen werde. Es kann nicht sein, dass die ohnehin schon reichen immer reicher werden, und der kleine Mann die "Zeche" bezahlen muss.
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