Nach heftigen Regenfällen im Emmental steht die Gemeinde Schangnau unter Wasser. Der Dorfbach und die Emme sind über die Ufer getreten und haben Keller überflutet. Die Rega hat begonnen, Menschen von ihren überschwemmten Höfen zu evakuieren.
Gemäss David Volken, Sprecher des Bundesamtes für Umwelt, erreichte die Emme den höchsten Stand seit 300 Jahren. Bei SRF Meteo sprach man von einem Hochwasser, wie es so nur alle 350 Jahre vorkommt. Bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter waren es örtlich nach Angaben von Marco Stoll, Meteorologe bei Meteoschweiz. Auch im angrenzenden östlichen Berner Oberland, also in den Gebieten Interlaken, Brienz, Meiringen und Grindelwald regnete es stark, wenn auch nicht so wie im Emmental.
@radio32ag auch in Biberist steigt der Pegel der Emme! #info32 pic.twitter.com/W51zRiW1HG
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#UpdateEmme Die Aareschleuse unterhalb des Bielersees ist zu, damit unten genug Platz bleibt für die Emme-Flutwelle. http://t.co/4YUMnW0vEE
— SRF Regionaljournal (@srfaarau) 24. Juli 2014
Während die Pegel im Oberlauf der Emme wieder sanken, wälzten sich die Wassermassen Richtung Unterland. Die Solothurner Kantonspolizei warnte vor einer Flutwelle in der Unteren Emme und bat die Bevölkerung, sich von den Ufern fernzuhalten. Die Wassermassen haben inzwischen das Mittelland erreicht. Bei der Limpachmündung bei Wiler BE, wo im Monatsmittel sonst zwischen 7 und 13 Kubikmeter durchfliessen, stieg die Wassermenge kurzfristig auf über 412 Kubikmeter an.
Am späten Nachmittag hoben die Behörden die Flutwellenwarnung wieder auf. Nach ersten Erkenntnissen sei niemand zu Schaden gekommen, schreibt die Solothurner Kantonspolizei. Auch grössere Schäden hätten die Wassermassen nicht angerichtet.
Die Emme fliesst etwas später bei Luterbach SO in die Aare. Das Bundesamt für Umwelt sei in Kontakt mit den Behörden des Kantons Bern, sagte Volken. Diese versuchten, im Regulierwerk zwischen Port und Brügg, vorübergehend Wasser, das von den Jurarandseen in die Aare fliesst, zurückzuhalten.
Das Unwetter vom Donnerstagmorgen hat im Emmental wohl Millionenschäden angerichtet, wie der zuständige Regierungsstatthalter, Markus Grossenbacher, am Donnerstagnachmittag vor den Medien sagte. Personen wurden glücklicherweise keine verletzt. Die Bevölkerung in der Region Schangnau werde hart getroffen, führte Grossenbacher aus.
Das Gebiet sei schon 2008 und 2012 von Unwettern heimgesucht worden. Dieses Mal sei aber ein noch grösseres Gebiet betroffen. Das Ausmass der Schäden wird sich wohl erst in den kommenden Tagen ermessen lassen. Er sei froh, dass keine Menschen verletzt worden seien, sagte der Schangnauer Gemeindepräsident Ueli Gfeller vor den Medien.
Das Unwetter nicht überlebt haben drei Ziegen und rund hundert Hühner. Derzeit sind die Einsatzkräfte noch immer an der Arbeit. Vor Ort sind Feuerwehren, der Zivilschutz und Vertreter der Armee. Diese klären ab, ob die Armee allenfalls eine Notbrücke erstellen soll. Das Hochwasser hat in der Region zwei alte Holzbrücken zerstört.
Leserbilder, die auf verschiedenen Onlineportalen Schweizer Medien aufgeschaltet wurden, zeigen ein Bild der Verwüstung. In Bumbach hatten sich die braunen Wasser der Emme einen Weg durchs Dorf gebahnt. Überall Wasser, Schlamm und Geröll.
Vergleichsweise glimpflich kam das altehrwürdige Kemmeribodenbad davon. Die Emme sei zwar auch da über die Üfer getreten. Der Pegel sei im Quellgebiet der Emme, wo sich das Hotel befindet, aber schnell wieder gefallen, sagte Geschäftsführer Reto Invernizzi auf Anfrage. Bis das von der Aussenwelt abgeschnittene Kemmeribodenbad wieder Zugang zur Aussenwelt hat, vertreibt sich Invernizzi mit den Gästen die Zeit «mit Jassen und Plaudern», wie er sagte.
Emme bei Wiler im Moment. Extremer Anstieg in den letzten Minuten. #gewitter #flutwelle http://t.co/JhU9AXHHez pic.twitter.com/WIJRYLgwJ8
— iKrass (@kass_basel) 24. Juli 2014
Das Unwetter vom Donnerstagmorgen hat nicht nur über dem Emmental gewütet, sondern auch im angrenzenden Berner Oberland. In Brienz mussten vorsorglich vier Gebäude evakuiert werden, weil der Mühlebach über die Ufer getreten war, wie die Gemeinde mitteilte. Verletzt wurde niemand. In zwei Gewerbegebäuden bei der Mündung des Mühlebachs in den Brienzersee entstanden erhebliche Sachschäden, wie die Gemeinde weiter schreibt.
Auch in den nächsten Tagen kommt es immer wieder zu Schauern oder Gewittern, insbesondere am Samstag, meldet «Meteonews». Am Montag folgt eine Kaltfront und bringt erneut verbreitet Niederschläge. Auch am Dienstag hält das nasse Wetter voraussichtlich an. Bei der aktuellen Situation mit den gesättigten Böden kann jeder Tropfen Regen einer zu viel sein. (whr/sda/egg)