Schweiz
Gesundheit

Das hat es mit der Verschärfung bei der «Pille danach» auf sich

Das hat es mit der Verschärfung bei der «Pille danach» auf sich

Durch die Revision des Heilmittelgesetzes ist die «Pille danach» rezeptpflichtig geworden, bis ein Unternehmen eine Klage einreichte – und damit eine Debatte über die Herausgabe der Notfallverhütung auslöste.
17.02.2023, 10:4117.02.2023, 12:46
Mehr «Schweiz»

Die «Pille danach» ist eine Notfallverhütung, die in der Schweiz in Apotheken nur mittels eines Beratungsgesprächs herausgegeben wird. Mit dieser Regelung fährt die Schweiz verglichen mit anderen liberalen Ländern einen strengeren Kurs.

In Ländern wie Spanien, Belgien oder Schweden ist das Medikament ebenfalls rezeptfrei – ein Beratungsgespräch ist für die Herausgabe allerdings nicht notwendig. In Frankreich wird das Medikament bei Bedarf sogar an Schulen herausgegeben.

die pille danach, morning-after-pill, pille danach, sex, gesundheit, schwangerschaft
Mit der «Pille danach» kann bis fünf Tage nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr eine Schwangerschaft verhindert werden.Bild: Shutterstock

Ein einfacherer Zugang ist in der Schweiz nicht vorgesehen. Durch die Revision des Heilmittelgesetzes 2019 des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic ist die «Pille danach» rezeptpflichtig geworden.

Davor waren die Medikamente in fünf Kategorien eingeteilt:

Kategorien

  • A: Einmalige Abgabe eines verschreibungspflichtigen Medikaments in der Arztpraxis oder in der Apotheke.
  • B: Abgabe eines verschreibungspflichtigen Medikaments in der Arztpraxis oder Apotheke.
  • C: Abgabe eines nicht verschreibungspflichtigen Medikaments nach Beratung durch Medizinpersonal. (Kategorie aufgelöst)
  • D: Abgabe eines nicht verschreibungspflichtigen Medikaments nach Fachberatung.
  • E: Abgabe ohne Beratung.

Die «Pille danach» gehörte der Kategorie C an. Swissmedic entschied sich dazu, das Arzneimittel aus Gründen der Arzneimittelsicherheit in Abgabekategorie B umzuteilen.

Das Medikament ist demnach verschreibungspflichtig geworden – für die Kundinnen ändert sich allerdings nichts. Sie erhalten die «Pille danach» nach einem Beratungsgespräch in der Apotheke oder in der Arztpraxis.

Trotzdem hat HRA Pharma, ein Unternehmen, das Notfallverhütung herausgibt, eine Beschwerde gegen die Verschärfung beim Bundesgericht eingereicht. Beim Bundesverwaltungsgericht ist die Klage des Unternehmens bereits abgeschmettert.

«Den Frauen wird nicht genügend Vertrauen entgegengebracht, dass sie eigene, gute und informierte Entscheidungen treffen können», beklagt Myriam Cheli, Länderverantwortliche Schweiz bei HRA Pharma, gegenüber 20 Minuten.

Geteilte Meinung bezüglich Nebenwirkungen und Eigenverantwortung

Nationalraetin Tamara Funiciello, SP-BE, spricht nach der Einreichung der Petition. Die Petition "Meine Gesundheit - Meine Wahl!" fordert die Streichung der Abtreibung aus dem Strafgesetzbuc ...
Tamara Funiciello.Bild: keystone

Eine ähnliche Meinung teilt SP-Nationalrätin Tamara Funiciello. «Die ‹Pille danach› muss dringend und unbedingt einfacher zugänglich gemacht werden», sagt Funiciello zu «20 Minuten». Weiter macht sie auf ein Problem der aktuellen Gesetzgebung aufmerksam: «Dass Frauen in Apotheken abgewiesen werden, darf nicht geschehen.»

Anders sieht es SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann: «Grundsätzlich begrüsst die SVP immer die Abschaffung von Regulierungen und gesetzlichen Hürden. Hier sind die zusätzlichen Vorschriften aufgrund möglicher Nebenwirkungen und Missbrauchspotential aber gerechtfertigt.»

Ob die «Pille danach» in der Kategorie B bleibt, ist vom Beschwerdeverfahren abhängig.

(cst)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
204 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Noob
17.02.2023 10:49registriert Januar 2015
Wir sind zwar gegen Regulierung, aber wenn wir rechte der Frauen wegnehmen können, dann machen wir das. - SVP
31035
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ökonometriker
17.02.2023 10:51registriert Januar 2017
"Hier sind die zusätzlichen Vorschriften aufgrund möglicher Nebenwirkungen und Missbrauchspotential aber gerechtfertigt."

Wo liegt das Missbrauchspotential?
24215
Melden
Zum Kommentar
avatar
Beat_
17.02.2023 10:58registriert Dezember 2018
Die rechtsladtigen Politiker wollen den Frauen weiterhin vorschreiben, was sie tun und lassen sollen. Und sagen dem Medikamentensicherheit.

Offensichtlich gehts weiterhin darum, Frauen zu bevormunden.
20630
Melden
Zum Kommentar
204
Fragen aus dem St. Galler Kantonsrat zur Wolfsjagd in Russland

Der St. Galler Kantonsrat hat am Dienstag einen Vorstoss zur umstrittenen Studienreise eines Amtsleiters zu einer Wolfsjagd in Russland für dringlich erklärt. Thema darin ist vor allem, dass die Reise in ein Land ging, das einen Angriffskrieg führt.

Zur Story