Auf die Plätze, fertig, los: In drei Wochen treten in São Paulo Lehrabgänger zur Berufs-Weltmeisterschaft an. Unter ihnen ist auch die 19-jährige Alexandra Najer aus Dagmersellen LU. Sie vertritt die Schweiz in der Kategorie Health und Social Care. «Wenn man etwas gern macht, ist man meist auch gut darin», sagt sie. Im vergangenen Juli hat Najer ihre dreijährige Lehre zur Fachfrau Gesundheit (FaGe) abgeschlossen. Zurzeit arbeitet sie auf der Medizin und Chirurgie im Luzerner Kantonsspital.
Najer ist eine der 3523 Jugendlichen, die 2014 die Lehre zu FaGe erfolgreich absolvierten. Die Lehre gibt es erst seit 2004. Mittlerweile gehört sie aber bei den Teenagern mit zu den populärsten. «Der Beruf ist stressig, doch zu sehen, dass ich etwas beitragen kann, damit Patienten wieder genesen, motiviert mich», sagt Najer.
Während andere Berufssparten wie der Detailhandel oder die Baubranche Mühe haben, genügend Nachwuchs zu finden, beginnen nach den Sommerferien erneut mehr Jugendliche eine Lehre im Gesundheitswesen. 5005 waren es 2014. Und dieses Jahr dürften es laut der nationalen Dachorganisation der Arbeitswelt Gesundheit (OdASanté) zwischen 5 und 7 Prozent mehr sein. «Junge Menschen erkennen in den Gesundheitsberufen ein Potenzial», sagt Geschäftsführer Urs Sieber.
Bis 2020 werden Zehntausende von Gesundheitsfachleuten pensioniert. Mit Hochdruck ist die Branche deshalb daran, Fachpersonen im Pflegebereich auszubilden. Zusätzlich zur dreijährigen FaGe-Lehre gibt es deshalb seit 2012 auch die zweijährige Ausbildung Assistentin Gesundheit und Soziales (AGS). Und auch sie scheint bei den Jungen auf Interesse zu stossen.
So haben 758 Jugendliche 2014 die zweijährige AGS-Lehre abgeschlossen. Das sind 452 mehr als noch 2013. Um den jährlichen Nachwuchsbedarf zu decken, ist das Gesundheitswesen im Bereich der Lehrstellen auf gutem Weg. «Die Betriebe in den Gemeinden und Kantonen haben in den vergangenen Jahren viele Ausbildungsplätze geschaffen.» Trotzdem müssten die Spitäler und Heime dranbleiben. «Wie viel Nachwuchs wir künftig brauchen, ist noch offen», sagt Sieber.
Ein Mangel an Fachpersonen besteht derzeit noch auf Tertiärstufe, also bei den diplomierten Pflegefachfrauen/-männern – ehemals Krankenschwestern. Zwar haben vergangenes Jahr 2744 Pflegende die höhere Fachschule (HF) oder Fachhochschule (FH) abgeschlossen. Das sind aber 1956 zu wenig.
Ein Grund für die fehlenden Pflegenden ist, dass nur rund 35 Prozent der FaGe-Absolventen eine weiterführende Ausbildung antreten. Die Mehrheit arbeitet als FaGe weiter. Dadurch dauert es auf dieser Stufe noch etwas länger, bis sich die Situation entschärft. Sieber erhofft sich künftig, vermehrt auch Quereinsteiger für die höhere Pflege-Ausbildung begeistern zu können.
Alexandra Najer muss er nicht mehr überzeugen. Sie will im März mit der Ausbildung zur diplomierten Pflegefachfrau beginnen. «Eines Tages möchte ich als Rettungssanitäterin bei der Rega arbeiten.» Doch erst will sie an der Berufs-Weltmeisterschaft ihre «beste Leistung» abrufen und vielleicht einen Podestplatz erreichen. Dafür muss sie in São Paulo unter den wachsamen Augen von Experten Alltagssituationen aus den verschiedenen Pflegebereichen bewältigen.