In Schweizerischen Nationalpark im Engadin hat sich zum ersten Mal seit über hundert Jahren wieder ein Wolfsrudel gebildet. Junge Wölfe tappten in Kamerafallen, die der Nationalpark extra für die Suche nach ihnen auf Verdacht hin aufgestellt hatte.
«Die ersten Hinweise auf die Präsenz von jungen Wölfen im Nationalpark waren zerstörte Insektenfallen, die deutliche Verbissspuren aufwiesen», teilte der Nationalpark am Mittwoch mit. Daraufhin hätten Forschende mehrere Kamerafallen installiert, um die Verursacher zu identifizieren.
«Die Bilder zeigen nun einwandfrei, dass junge Wölfe am Werk waren», schrieb der Nationalpark. In der Gegend dieser Fotoaufnahmen seien zudem in letzter Zeit auch von Wölfen gerissene Hirsche und Gämsen aufgefunden worden.
Das Wolfsrudel wurde auf den Namen «Fuorn» getauft. Es ist das 13. Rudel, das in Graubünden nachgewiesen wurde. Gemäss den Fotos gehören mindestens vier Jungwölfe zum Rudel, wie Hans Lozza, Kommunikationschef des Nationalparks, auf Anfrage erklärte.
«Wir freuen uns darüber, dass die Biodiversität im Schweizerischen Nationalpark um eine bedeutende Art erweitert wird», sagte Lozza. Damit komme man dem Grundgedanken des Nationalparks, Natur sich selbst zu überlassen, einen Schritt näher.
Welches Wolfspaar das Rudel begründete, ist noch unklar. Bereits seit Ende 2016 streift die Wölfin F18 durch das Gebiet des Nationalparks, Nachwuchs blieb aber aus.
Seit Oktober 2022 entdeckten Park-Mitarbeitende und die kantonale Wildhut immer wieder Spuren von zwei Wölfen, die gemeinsam im Park und dessen Umgebung umherstreiften. Die beiden Tiere wurden auch mit Fotofallen nachgewiesen. Ob die Wölfin F98 und der männlichen Wolf M312 die Eltern der Jungwölfe sind, werden aber erst genetische Analysen zeigen.
Im Park finden die Wölfe reichlich Wild und nur geringe Störungen vor, da Besucherinnen und Besucher das Schutzgebiet nur auf den markierten Wegen betreten dürfen. Die Forschenden des Nationalparks hoffen nun, die Auswirkungen eines Wolfsrudels auf das vom Menschen kaum beeinflusste Ökosystem des Nationalparks zu dokumentieren.
«Wir kennen den Ist-Zustand im Nationalpark sehr gut. Nun wird es spannend sein zu sehen, welche Veränderungen die Präsenz eines Wolfsrudels bewirkt», erklärte Kommunikationschef Lozza. (sda)