Schweiz
International

Parlamentarier wollen Roaming-Gebühren abschaffen, Bundesrat blockt ab

Parlamentarier wollen Roaming-Gebühren abschaffen – der Bundesrat blockt ab

Es ist eine teure Extrawurst für Schweizerinnen und Schweizer. Der Bundesrat will auch weiterhin nicht zum europäischen Anti-Roaming-Abkommen beitreten.
30.10.2025, 13:5730.10.2025, 13:57
Michael Graber / ch media

Die Schweiz soll eine Insel bleiben. Während in der EU die Roaming-Gebühren abgeschafft wurden, gelten diese weiterhin für Reisende aus der EU in der Schweiz und Schweizerinnen und Schweizer im EU-Ausland. Und das soll vorläufig auch so bleiben. Der Bundesrat empfiehlt einen Vorstoss von Elisabeth Schneider-Schneiter (Mitte/BL) zur Ablehnung, wie er in der soeben veröffentlichten Antwort schreibt.

Beautiful woman talking on the mobile phone with the sea in the background Copyright: 32161801 RECORD DATE NOT STATED
Telefonieren und am Handy surfen kosten für Schweizerinnen im Ausland weiterhin Roaming-Gebühren.Bild: www.imago-images.de

Zwar stehe die Regierung dem Ansinnen «grundsätzlich positiv» gegenüber, wie sie schreibt. Allerdings sei «der Zeitpunkt für die Aufnahme von Verhandlungen über einen möglichen Beitritt der Schweiz zum Programm ‹Roam like at Home› der EU nicht opportun». Genau das hatte er auch schon Fabian Molina (SP/ZH) geantwortet, der ebenfalls der Roaming-Insel den Kampf ansagte. Auch Preisüberwacher Stefan Meierhans hat jüngst seinen Support für die Abschaffung plädiert und auch eine Petition wurde eingereicht.

Das scheint aber die Runde im Bundesratszimmer nicht sonderlich zu beeindrucken. «Zuerst müssen technische und politische Vorabklärungen zur Möglichkeit eines Roamingabkommens mit der EU unternommen werden», heisst es in der Antwort. Allerdings ist das Problem schon lange bekannt und wurde wiederholt aufs Tapet gebracht. Auch hätte es Teil der sonstigen Verhandlungen mit der EU sein können. Das wollte der Bundesrat nicht. Das wäre zu kompliziert, so die Argumentation. Insider in Brüssel sagen dagegen, der Einbezug des Roaming hätte in Brüssel nie zu grossen Problemen geführt. Ein Deal wäre ein Leichtes gewesen.

Satte Gewinne für die Mobilfunkanbieter

Einer der Gründe für das Roaming-Insel-Dasein dürfte bei den schönen Gewinnen für die Mobilfunkanbieter liegen. Swisscom und Co. nehmen jedes Jahr einen Millionenbetrag ein. Zudem hätten sich die Konsumentinnen und Konsumenten an das Datenroaming gewöhnt. Neben dem Kofferpacken gehört vielfach auch das Lösen eines Datenpakets zu der Ferienvorbereitung in der Schweiz.

Ob das tatsächlich so bleibt, entscheidet nun das Parlament. Die Vorstösse von Molina und Schneider-Schneiter gehen nun in den Nationalrat. Sollten beide Räte zum Schluss kommen, dass Schluss sein soll mit Roaming, muss der Bundesrat doch handeln. Egal wie «opportun» er die Lage einschätzt. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
160 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Shak
30.10.2025 14:31registriert Juni 2023
Wieso die Roaminggebühren abschaffen? -
"weil sich die Schweizer daran gewöhnt haben." Sagt der Bundesrat mit den kostenlosen Flatrate Abos. Ich liebe diese Argumentation. Herrlich
2641
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schlaf
30.10.2025 14:17registriert Oktober 2019
Oha, der BR stellt sich einmal mehr gegen das Volk.

Wären sie bei anderen Entscheiden doch auch so entscheidungsfreudig..
2132
Melden
Zum Kommentar
avatar
Duden
30.10.2025 14:07registriert Mai 2019
Manchmal ist es frustrierend mit der Schweiz und der EU…
Die EU macht etwas absolut sinnvolles, Abschaffung der Roaming-Gebühren, der BR wartet ab (wahrscheinlich Lobbying sei dank).
Festfixierte Pet-Deckel werden sofort übernommen…
20110
Melden
Zum Kommentar
160
Tansanias amtierende Präsidentin gewinnt umstrittene Wahl
Tansanias amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan ist zur Siegerin der Präsidentschaftswahl erklärt worden. Die Wahlkommission teilte am Samstag im staatlichen Fernsehen mit, dass die 65-Jährige 97,66 Prozent der Stimmen erhalten habe. Das Ergebnis der gleichzeitig am Mittwoch stattgefundenen Parlamentswahl steht noch aus.
Zur Story