Greenpeace hat die direkten und indirekten geschäftlichen Beziehungen von neun Konsumgüter-Produzenten mit Erdölunternehmen aufgedeckt. Darunter sind grosse Namen wie Nestlé, Coca-Cola oder Pepsi. Ein Fazit des Berichts: Die Konsumgüter-Konzerne seien systemisch mit den Erdölunternehmen verbandelt.
So unterhalten alle der neun untersuchten Firmen mindestens eine Beziehung zu einem Erdöl- oder Petrochemie-Konzern – also einem Konzern, der chemische Grundstoffe auf Erdölbasis produziert.
Beispielsweise zählt Nestlé zu den Kunden des Verpackungsherstellers Berry und der in Thailand ansässigen Firma Indorama, einer Herstellerin von Kunststoffgranulaten. Diese Hersteller würden unter anderem von ExxonMobil, Shell, Dow und Total beliefert.
Diese Verbandelungen sind laut Greenpeace darum klimaschädlich, weil eine Tonne Plastik etwa fünf Tonnen CO2-Ausstoss verursache – so heisst es im Bericht «Klimakrise unverpackt. Wie Konsumgüter-Multis die Plastikexpansion der Erdölkonzerne anheizen».
Demnach verantwortet Nestlé mit 1'524'000 Tonnen hinter Coca-Cola und PepsiCo den drittgrössten Kunststoffverbrauch der Welt. Dies entspricht gemäss Greenpeace einem Äquivalent von 7'620’000 Tonnen CO2-Emissionen. Über 99 Prozent des Plastiks weltweit wird aus Erdöl und Erdgas hergestellt.
«Die immer gleichen Lebensmittelgiganten, die die Plastikkrise anheizen, tragen auch zur Klimakrise bei», liess sich Matthias Wüthrich, Schweizer Greenpeace-Fachexperte für Zero-Waste, in einer Mitteilung vom Dienstag zitieren. «Trotz ihrer Bemühungen, klimafreundlich zu erscheinen, arbeiten multinationale Unternehmen wie Nestlé mit Erdölkonzernen zusammen, um die Plastikproduktion auszuweiten.» Diese Expansion stehe im Widerspruch zum Ziel, die globale Erderwärmung unter 1,5 Grad zu halten.
Des Weiteren arbeiteten die Lebensmittelkonzerne seit Jahrzehnten mit der Erdölindustrie zusammen, «um den Mythos Plastikrecycling zu fördern», so Greenpeace.
Als Beispiel nennt die Umweltorganisation die direkte Zusammenarbeit von Nestlé und Mars mit den Erdölfirmen Total und Recycling Technologies. Gemeinsam möchten sie Technologien fördern, mit denen Abfallplastik in erdölähnliche Stoffe zurückverwandelt werden. Als «Greenwashing der Erdölfirmen» bezeichnet Wüthrich dieses Vorhaben gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Denn es handle sich dabei nicht um Recycling, sondern um eine «Plastik-zu-Erdöl»-Technologie, die zudem schlecht funktioniere, energieintensiv sei und neben klimaschädlichen Emissionen auch giftige Chemikalien freisetze.
Auch sei Nestlé Mitglied der Recycling-Partnerschaft. Die Allianz fordere in den USA Investitionen für Recycling, zeige jedoch kein Interesse an der Einführung von Flaschenpfand. Ebenso engagierten sich Nestlé, Coca-Cola, Danone und L’Oréal zusammen mit einer Anzahl von Plastik- und Verpackungsunternehmen in einer österreichischen Organisation namens «Verpackung mit Zukunft». Diese setze sich für die Verbreitung von Plastikverpackungen ein und bekämpfe Mehrwegquoten für Verpackungen im Einzelhandel.
Die Wiederverwendung von Verpackungen wäre laut Greenpeace jedoch weit weniger kohlenstoffintensiv als Einweg-Verpackungen. So fordert die Umweltorganisation, dass die Unternehmen in Mehrweg- und Unverpackt-Systeme investieren, Einweg-Plastik eliminieren, ihre Verbindungen mit der Erdölindustrie kappen – und vorallem: ihren Plastik-Fussabdruck endlich transparenter gestalten. (yam/sda)