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Calmy-Rey: «Keller-Sutter hat die Europäer überrascht»

Former Swiss President Micheline Calmy-Rey makes her remark on the US Presidential results during a panel on the set of the Leman Bleu television in Geneva, Switzerland, Wednesday, November 6, 2024. ( ...
Micheline Calmy-Rey sieht in den Aussagen von Keller-Sutter ein Zeichen für eine zunehmende Distanzierung der Schweiz von Europa.Bild: keystone

Calmy-Rey: «Keller-Sutter hat die Europäer überrascht»

23.02.2025, 10:3323.02.2025, 10:33
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Laut Micheline Calmy-Rey hat Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter mit ihren Aussagen zur Rede des US-Vizepräsidenten die Europäer überrascht. «Meiner Meinung nach hätte sie besser nichts gesagt», sagte die alt Bundesrätin in einem Interview mit der «SonntagsZeitung».

Sie sieht darin ein Zeichen für eine zunehmende Distanzierung der Schweiz von Europa. «Ich denke, da ist ein gewisses Kalkül dahinter», so Calmy-Rey. Keller-Sutter hatte die Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance bei der Münchner Sicherheitskonferenz als «Plädoyer für die direkte Demokratie» bezeichnet.

Auf die Frage, ob sich die Schweiz mit den USA gut stellen wolle, sagte Calmy-Rey: «Die offizielle Schweiz versucht, die USA zu besänftigen, dabei sieht uns Amerika bereits jetzt nicht mehr als verbündetes Land.» Sie verwies darauf, dass die Schweiz bereits unter Präsident Joe Biden von der Liste der Länder mit unbegrenztem Zugang zu KI-Computerchips aus den USA gestrichen worden sei.

Skepsis gegenüber EU-Verträgen

Auch das neue Rahmenabkommen mit der EU sieht Calmy-Rey kritisch. Sie wundere sich, dass der Bundesrat den Abschluss der Verhandlungen begrüsse, der Vertragstext aber weiterhin nicht veröffentlicht sei. «Warum hat man seitens des Bundesrates auf eine Beschleunigung der Verhandlungen gedrängt, um dann drei Jahre lang auf das Verdikt des Volkes zu warten?» Calmy-Rey mutmasste, dass der Bundesrat selbst nicht hundert Prozent dahinterzustehen scheint.

Sie wolle sich zwar nicht festlegen, bevor der Text bekannt sei, jedoch scheine ihr der institutionelle Preis der Abkommen zu hoch, etwa wenn die Entwicklungen des europäischen Rechts übernommen werden müssten: «Wenn man uns sagt: Ihr könnt abstimmen, aber wir werden euch bestrafen, wenn ihr Nein sagt, welchen Sinn hat es dann, ein Referendum abzuhalten?»

Gleichzeitig betonte Calmy-Rey die Wichtigkeit der Abkommen, da sie sich auf die Regierungsführung der Schweiz auswirken werden. Sie erwarte vom Bundesrat jedoch mehr Führungsstärke, wenn er das Abkommen tatsächlich wolle. (sda)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Noblesse
23.02.2025 10:47registriert April 2018
KKS kriecht dem rechten US-Clan in den Hintern und sie checkt nicht, in welcher Abhängigkeit wir first zur EU sind. Frage mich schon, wie gute BR haben wir eigentlich? Mir graut es vor einem Ritter als BR!
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Gerd Müller
23.02.2025 10:42registriert August 2022
Und ich dachte immer nur die Briten sähen sich selbst nicht als Europäer, aber in der Schweiz scheint das jetzt auch der Fall zu sein.
Vorschlag zur Güte: Mit den Schotten tauschen. Die haben da auch Seen und Berge, sind aber nicht von EU-Ländern umgeben und die würden sich freuen, weg von den Engländern und näher an der EU zu sein.
Im übrigen hat Keller-Suter die "Europäer" nicht überrascht, sondern verärgert.
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Gurgelhals
23.02.2025 10:58registriert Mai 2015
Ob das bei Karen Thatcher-Sutter wirklich Kalkül ist oder ob da nicht eher ihre autoritäre Gesinnung durchscheint oder ob es am Ende nicht doch bloss ein Zeichen ihrer Unbedarftheit ist, ist m.E. nicht klar.

Muss z.B. daran denken, wie sie sich gem. Interviewaussagen über Weihnachten auf ihr Präsidialjahr vorbereitete, indem sie "The Art of the Deal" und "Hillbilly Elegy" gelesen hat. Ja hat denn in ihrem Umkreis ihr niemand gesagt, dass das totale Bullshit-Bücher sind, wo das meiste erwiesenermassen erstunken und erlogen ist? Sind unsere Bundesräte echt so schlecht beraten und informiert?
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