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Keller-Sutter relativiert Vance-Aussagen

epa11847037 Swiss Federal President Karin Keller-Sutter speaks during a press conference on the sidelines of the 55th annual meeting of the World Economic Forum (WEF) in Davos, Switzerland, 23 January ...
Karin Keller-Sutter hat ihre Aussagen über J.D. Vance relativiert.Bild: keystone

Keller-Sutter: «Habe über einen Aspekt der Vance-Rede gesprochen»

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat am Mittwochabend ihre umstrittenen Äusserungen zur Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance in München präzisiert.
20.02.2025, 04:0020.02.2025, 13:39
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«Ich habe nur über einen Aspekt von Vances Aussagen gesprochen», sagte sie in der Sendung «Infrarouge» von RTS. Sie habe sich auf die Aussagen bezogen, wonach man auf die Bevölkerung hören und die Meinungsfreiheit garantieren müsse.

«Ich habe nicht über den Rest gesprochen. Es liegt nicht an mir, Kommentare abzugeben oder Vances Aussagen über die USA oder Europa zu bewerten.»

In einem Interview mit «Le Temps» hatte Keller-Sutter zuvor erklärt, Vances Rede sei «liberal in einem sehr schweizerischen Sinne», wenn er betone, dass man auf die Bevölkerung hören müsse. «Er sprach über Werte, die es zu verteidigen gilt und die wir teilen, wie Freiheit und die Möglichkeit, sich zu äussern. Es war ein Plädoyer für die direkte Demokratie», fügte sie hinzu. Damit wich sie von der kritischen Reaktion vieler europäischer Politiker ab. Keller-Sutter wurde für ihre Aussagen hierzulande teils harsch kritisiert, auch aus der eigenen Partei.

Vance hatte in München erklärt, «der wahre Feind Europas sei weder China noch Russland, sondern jene Regierungen, die nicht auf ihre Bevölkerung hörten und stattdessen abweichende Stimmen unterdrückten, was zu einem Rückschritt der Meinungsfreiheit führe».

«Das Schweizer Modell ist das Gegenteil davon»

Keller-Sutter stellte klar, dass sie sich von dieser Kritik nicht angesprochen fühle. «Das Schweizer Modell ist das Gegenteil davon. Die Tatsache, dass wir eine Regierung mit vier Parteien haben, dass es Volksabstimmungen gibt und Kritik geäussert werden kann – auch gegen mich -, zeigt, dass diese Meinungsfreiheit in der Schweiz funktioniert.»

Auf die Strategie des früheren US-Präsidenten Donald Trump zur Beendigung des Kriegs in der Ukraine angesprochen, sagte Keller-Sutter, sie verstehe nicht genau, welche Pläne die US-Regierung verfolge.

«Das Trump-System ist ein Ankündigungssystem, ein Schocksystem. Man sagt etwas und schaut dann, wie es sich entwickelt.»

Diese Art der Politik sei für die Schweiz schwierig: «Wir sind es gewohnt, innerhalb gewisser Rahmenbedingungen Politik zu machen. Wenn jemand plötzlich aus diesem Rahmen ausbricht, ist das brutal.»

Keller-Sutters Einschätzung der Rede von Vance sorgte in der Schweiz für Diskussionen. Kritik kam unter anderem vom früheren Bundesrat Pascal Couchepin, der Mitte-Partei und den Grünen. (sda)

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143 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Gerd Müller
20.02.2025 05:48registriert August 2022
Ernstgemeinte Frage: Wie kann aus der Rede eines Vizepräsidenten eines Landes, das auf Bundesebene kein allgemeines Wahlrecht und keine Volksentscheide kennt und dessen Regierung gerade die Zivilgesellschaft massiv einschränkt, ein Plädoyer für direkte Demokratie erkennen?
Kann mir das jemand erklären?
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stronghelga
20.02.2025 05:18registriert März 2021
Keller-Sutter erkannte in Vance Worten ein „Plädoyer für die direkte Demokratie“. Interessant, wie frau aus einer mit Unwahrheiten und Ungeheuerlichkeiten gespickten Rede den einzigen Teil herausklauben kann, welcher es ihr ermöglicht diese positive Aussage zu machen. Den Rest der Rede überhörte sie geflissentlich. Gelebter Opportunismus.
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wicki74
20.02.2025 06:13registriert August 2018
In dem sie sich herausredet, es sei nicht an ihr die Aussage von Vance zu Europa zu kommentieren, macht sie alles nur noch schlimmer... damit zementiert sie noch mehr das bürgeeliche Neutralitätsverständnis "kritisiere nie das Geld". Ich bin sicher, dass dieses Verhalten je länger je mehr zur Isolation äh Neutralität der Schweiz führt... dass dann ausgerechnet andere bürgerliche (SVP Grütter) laut heraus sagen die Schweiz habe ihre Position als Partnerin wegen der fehlenden Neutralität verloren, lässt einen je länger je mehr frustriert zurück.
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