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Bundespräsident Berset trifft Präsident Selenskyj in Kiew

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.) begrüsst Bundespräsident Alain Berset.Bild: keystone

Überraschungsbesuch in der Ukraine – Berset nach Raketen-Alarm in Sicherheit gebracht

25.11.2023, 07:2225.11.2023, 15:31
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Bundespräsident Alain Berset ist am Samstagmorgen zu einem Überraschungsbesuch in der Ukraine eingetroffen. Bei der Medienkonferenz mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in Kiew musste er wegen eines Raketenalarms in einem Keller in Sicherheit gebracht werden, wie ein Reporter von Keystone-SDA berichtete. Die Medienkonferenz wurde abgebrochen.

Alain Berset, President of the Swiss Confederation wait for the lift after taking refuge in a basement following a ballistic missile alert, in Kyiv, Ukraine, Saturday, November 25, 2023. Switzerland P ...
Berset musste sich nach einem Raketenalarm kurzzeitig in einen Keller begeben.Bild: keystone

Die Anwesenden seien daraufhin ins Untergeschoss gebracht worden. 20 Minuten später wurde der Alarm wieder aufgehoben. Gefahr bestand demnach zu keinem Zeitpunkt. Nach Angaben der ukrainischen Sicherheitskräfte handelte es sich um einen Alarm wegen eines Angriffs auf ein falsches Ziel. Berset konnte danach zusammen mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal seinen Besuch fortsetzen.

Ankunft in Butscha

Berset kam mit dem Nachtzug in Nemishaieve in der Nähe von Butscha an. In dem Kiewer Vorort hatten im Frühjahr 2022 russische Truppen ein Massaker verübt. Der Bundespräsident wurde vom Schweizer Botschafter in der Ukraine, Felix Baumann, begleitet und bei seiner Ankunft vom stellvertretenden ukrainischen Aussenminister Yevhen Perebyinis begrüsst.

Der Staatsbesuch war bis in letzter Minute vertraulich geblieben. Auf dem Programm der Blitzvisite steht ein Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie dessen Ehefrau.

epa10993667 Alain Berset, President of the Swiss Confederation, boards the night train at the Przemysl Glowny railway station, in Przemysl, Poland, 24 November 2023. Switzerland President Alain Berset ...
Berset besteigt den Nachtzug in Przemysl, Polen.Bild: keystone

Berset gedenkt der Opfer des Massakers

Gleich nach seiner Ankunft in der Ukraine besuchte der Schweizer Innenminister das grösste Massengrab in der Ortschaft rund 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew. Dort waren nach der Tat die sterblichen Überreste Dutzender Zivilisten gefunden worden. Am Ort des wahrscheinlich schlimmsten Massakers an Zivilpersonen in den ersten Wochen nach Beginn der russischen Invasion legte Berset einen Kranz nieder, zusammen mit dem Bürgermeister von Butscha, Rusland Krawtschenko, und dem ukrainischen Generalstaatsanwalt Andriy Kostin.

Andriy Kostin, General Prosecutor, right, speaks to Alain Berset, President of the Swiss Confederation, center, next to Ruslan Kravchenko, Mayor of Bucha, left, during a commemoration ceremony at the  ...
Berset (M.) an der Gedenkstätte in Butscha. Bild: keystone

Bei einem Rundgang machte sich der Bundespräsident ein Bild von diesem tragischen Ort, der heute zu einem grossen Teil wieder bevölkert ist. Bilder und Augenzeugenberichte Überlebender hatten in den Tagen nach dem Massaker von Butscha international einen Aufschrei ausgelöst. Russland weist jede Verantwortung von sich und behauptet, das Massaker sei erst nach dem Abzug seiner Truppen verübt worden.

Gedenken an Hungersnot

Danach gedachte Berset der Hungersnot Holodomor, die in der damals sowjetischen Ukraine von 1931 bis 1933 mehrere Millionen Opfer gefordert hatte. Vor dem Denkmal in Kiew entzündete er zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dessen Ehefrau eine Kerze. Dieses Jahr jährt sich die Hungersnot zum neunzigsten Mal. Sie wurde im Jahr 2008 von EU-Parlament als Völkermord eingestuft.

Alain Berset, President of the Swiss Confederation, right, lays down a candle during the commemoration ceremony of the Holodomor?s victims (1932-1933) in Ukraine, at National Museum of the Holodomor-G ...
Berset (r.) zündet an der Holodomor-Gedenkstätte in Kiew eine Kerze an. Bild: keystone

Teilnahme am Gipfel «Ukrainisches Getreide»

Ausserdem nimmt Berset am Gipfel «Ukrainisches Getreide» teil. Dabei geht es um Massnahmen, wie die Ausfuhr von ukrainischem Getreide ins Ausland trotz des russischen Angriffskriegs sichergestellt werden kann. Insbesondere Staaten in Afrika und Asien sind von derartigen Lieferungen abhängig.

Bersets Besuch unterstreiche die Solidarität der Schweiz mit der Ukraine und die finanzielle und humanitäre Unterstützung der Eidgenossenschaft für das Land, teilte der Bund mit.

Drohnenangriffe ohne Einfluss auf Besuch

In der Nacht auf Samstag war Kiew nach ukrainischen Angaben vom stärksten Drohnen-Angriff seit Ausbruch des Krieges im Februar letzten Jahres getroffen worden. 71 russische Shahed-Drohnen seien abgeschossen worden, teilte die ukrainische Armee mit. Fünf Personen, darunter ein Kind, wurden dabei verletzt, wie lokale Behörden berichteten.

Trotz dieser nächtlichen Drohnenangriffe, die vor Bersets Ankunft endeten, lief der Besuch von Berset in der ukrainischen Hauptstadt normal ab. Es sei keine Nervosität spürbar, berichtete ein Journalist der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort. Es herrsche «Business as usual», sagte eine ukrainische Mitarbeiterin der Schweizer Botschaft, die die Schweizer Delegation begleitet. Auch der Gipfel zur Ernährungssicherheit und das Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj könnten wie geplant abgehalten werden, mit den üblichen strengen Sicherheitsvorkehrungen. (sda)

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quelle: keystone / peter klaunzer
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111 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pappnase75
25.11.2023 10:19registriert August 2023
Bravo. Die internationale Unterstützung der Ukraine soll gerade jetzt gestärkt werden. Geschwächt wird sie leider ohehin schon genug.
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So oder so
25.11.2023 10:12registriert Januar 2020
Mit bis zu 75 iranischen Kamikaze Drohnen hat Russland heute die ukrainische Hauptstadt angegriffen und das exakt am Gedenktag zum Holodomor. Putins Niederträchtigkeit ist unermesslich.
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Philguitar
25.11.2023 11:02registriert Dezember 2018
Schön zusehen. Nach den Bildern von Blocher, Maurer, und Köppel etc. Beim Klatschen für Orban darf es auch mal etwas positives sein.
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