Die Situation ist vertrackt: Alexander Isak hat noch einen Vertrag bis 2028, möchte aber gerne zum FC Liverpool wechseln. Die Reds haben angeblich signalisiert, dass sie bereit sind, knapp 140 Millionen Euro für den 25-jährigen Stürmer zu bezahlen. Newcastle United will den Schweden aber nicht ziehen lassen und vertritt den Standpunkt, dass er «unverkäuflich» ist.
Auf Newcastles Vorbereitungstour in Asien fehlt Isak. Offiziell heisst es vom Klub, dass es an einer leichten Oberschenkelverletzung liege. The Athletic berichtet mit Bezug auf Isak nahestehende Personen, dass es sein eigener Wunsch war, weil er den Verein verlassen möchte.
Der vielseitige Mittelstürmer hat sich aus dem ganzen Rummel zurückgezogen, er trainiert gerade alleine auf dem Gelände seines Ex-Klubs Real Sociedad im Baskenland. Öffentlich geäussert hat sich Isak nicht. Gegenüber Newcastle hätten er und sein Umfeld aber bereits mehrfach und schon im Verlauf der letzten Saison deutlich klargemacht, dass er in diesem Sommer wechseln möchte.
Ein Grund dafür seien angeblich die verschobenen Verhandlungen vom letzten Jahr. Amanda Staveley, Minderheitsaktionärin und bis im Juli 2024 Direktorin bei Newcastle United, hatte mit Isak über einen neuen Vertrag gesprochen. Dank des guten Verhältnisses zwischen Staveley und dem Spieler sowie seiner Familie waren die Gespräche auf einem guten Weg, Isak wäre wohl glücklich gewesen, zu verlängern. Als Staveley ging und Paul Mitchell, der den Verein mittlerweile wieder verlassen hat, als Sportdirektor kam, legte dieser die Verhandlungen aber auf Eis.
Die Befürchtung war, dass der Klub sich das neue Gehalt Isaks aufgrund der Finanzregularien der Premier League nicht leisten könne. Zumal Isak mit einem Gehalt von schätzungsweise über 170'000 Euro pro Woche bereits zu den Topverdienern der Magpies gehörte und im Falle einer Lohnerhöhung auch andere Spieler teurere Verträge fordern könnten. Doch beim Stürmer, der in der letzten Saison mit 23 Treffern zweitbester Torschütze der Premier League war und beim historischen 2:1-Sieg im Ligacup-Final ein Tor schoss, festigte dies den Wunsch, den Schritt zu einem absoluten Topklub zu gehen.
Mit Liverpool hat er diesen gefunden. Der englische Meister scheint die einzige Option zu sein, die Isak aktuell in Betracht zieht. Obwohl die Reds bereits über 300 Millionen Euro für Spieler wie Florian Wirtz und Hugo Ekitiké ausgegeben haben, seien sie bereit, einen weiteren dreistelligen Millionenbetrag zu investieren. The Athletic hat eine Kostenrechnung aufgestellt, die jedem Investor die Schweisstropfen ins Gesicht treiben würde.
Um Newcastles Ablöseforderungen zu erfüllen, müsste Liverpool demnach mindestens 173,5 Millionen Euro auf den Tisch legen, dazu kommen die Gebühren für Agenten und die Transferabgabe in Höhe von vier Prozent der Ablösesumme, welche Premier-League-Klubs der Liga bezahlen müssen, wenn sie einen Spieler kaufen. Das Fachportal rechnet hier mit schätzungsweise 24 Millionen Euro. Dazu kommt das Gehalt von zwischen 17,5 und 21 Millionen Euro jährlich. Unterschreibt Isak einen Vertrag über fünf Jahre, kostet das seinen neuen Verein insgesamt wohl mindestens 285 Millionen Euro.
Mit der kolportierten Ablösesumme würde Isak zum teuersten Fussballer nach Neymar (220 Mio. Euro) und Kylian Mbappé (180 Mio. Euro) – und zum teuersten Einkauf eines Klubs, der nicht Paris Saint-Germain heisst. Es wäre das nächste Kapitel in der Geschichte des steilen Aufstiegs von Alexander Isak.
Im Januar 2017 kam der Schwede mit eritreischen Wurzeln als gerade einmal 17-jähriges Sturmjuwel von AIK Stockholm zu Borussia Dortmund, wo er sich aber nicht durchsetzen konnte. Nach einem starken halben Jahr per Leihe bei Willem II in den Niederlanden mit 13 Toren in 16 Spielen wechselte Isak für 15 Millionen Euro zu Real Sociedad. In San Sebastian gelang ihm der Durchbruch, er blieb als Torschütze aber dennoch unbeständig. So gab es auch Zweifel, als Newcastle im Sommer 2022 für Isak 70 Millionen Euro hinblätterte.
Der Stürmer konnte diese Bedenken aber schnell aus dem Weg räumen. Trotz einer frühen Verletzung erzielte er in seiner ersten Saison in der Premier League zehn Tore in 22 Spielen, es folgten 21 Treffer in 30 Partien und in der letzten Saison dann 23 in 34 Einsätzen. Isak ist zweifelsohne einer der besten Stürmer der Welt und hat seine Treffsicherheit – anders als Hugo Ekitiké, Liverpools erste Verpflichtung fürs Sturmzentrum – bereits in der Premier League bewiesen.
Ob Isaks Wunsch eines Wechsels aber tatsächlich noch stattgegeben wird, bleibt unklar. Zuletzt gab es positive Anzeichen in Richtung einer Einigung. Trainer Eddie Howe hatte am Dienstag aber noch gesagt, dass es noch kein offizielles Angebot gegeben habe und Newcastle die Zukunft von Isak «in gewisser Weise kontrollieren» könne. Sein Wunsch sei selbstverständlich, dass er weiterhin auf den 25-Jährigen zählen könne. Ein Zerwürfnis habe es zwischen ihm und Isak nicht gegeben, wird berichtet. Böses Blut zwischen dem Stürmer und dem Klub gebe es ebenfalls nicht.
Von Alexander Isak ist derweil weiterhin nichts zu hören.