Am Samstag ist meteorologischer Sommeranfang, doch am Freitag gab es in Zürich noch kühle 13 Grad und schweizweit viel Regen.
Drohen nun Hochwasser und Überschwemmungen?
watson hat mit Michèle Oberhänsli gesprochen, sie ist Hydrologin beim Bundesamt für Umwelt (BAFU)
Seit Tagen regnet es. Wieso gab es bis jetzt noch keine grösseren Überschwemmungen?
Michèle Oberhänsli: Das ist auf folgende Faktoren zurückzuführen: Erstens ist die räumliche und zeitliche Verteilung des Niederschlags von entscheidender Bedeutung. Die aktuellen Niederschlagsmengen fielen über mehrere Tage verteilt und in verschiedenen Regionen.
Es ist bereits einiges an Regen gefallen und es kommt noch mehr. Deshalb haben wir die Regenwarnungen ausgeweitet. Weitere Informationen und Verhaltensempfehlungen auf https://t.co/qjoYMzvqsA und https://t.co/YxsbM0106B oder auf der MeteoSwissApp. #MeteoSchweiz #Unwetterwarnung pic.twitter.com/Ba23fxp6Xq
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) May 31, 2024
Und zweitens?
Zweitens spielt die Jahreszeit eine wesentliche Rolle. Im Frühling ist die Vegetation in ihrer Wachstumsphase und kann grosse Mengen an Wasser aufnehmen.
Könnte es in den nächsten Tagen noch zu Überschwemmungen kommen?
Wegen der aktuellen Wetterprognosen und der bereits gefallenen Niederschläge gehen wir davon aus, dass es in den Gewässern der Ostschweiz zu weiter steigendem Abfluss und höheren Wasserständen kommen wird. Dort gab es bereits erhebliche Niederschlagsmengen und die Böden sind gesättigt, was das Risiko für Oberflächenabfluss erhöht.
Wann ist das Risiko am höchsten?
Die höchsten Abflusswerte in den Flüssen werden von Freitagabend bis Samstagmorgen erwartet, wobei die Thur und der Hochrhein besonders betroffen sein könnten. Hier könnte Warnstufe 3 erreicht werden – also erhebliche Hochwassergefahr.
Wie sieht es anderswo aus?
In der Gefahrenstufe 2 bewarnt sind der Bodensee, der Walensee, der Zürichsee, die Sihl, die Limmat, der Vierwaldstättersee, die Reuss und die Aare. Die Situation bleibt dynamisch, wir beobachten die Lage durchgehend.
Wie überwacht das BAFU das Überschwemmungsrisiko in der Schweiz?
Das BAFU beobachtet die Hochwassersituation. Ein dichtes Netz von Messstationen erfasst kontinuierlich Daten zu Wasserständen und Abflüssen in Flüssen sowie Wasserständen in Seen. Diese Daten liefern Echtzeitinformationen für die Einsatzkräfte. Wir benutzen ausserdem hydrologische Modelle, um Vorhersageszenarien zu berechnen.
Können Sie das ausführen?
Es geht darum, wie sich bestimmte Wettersituationen auf die Wasserstände und Abflüsse sowie die Hochwassergefahr auswirken könnten. Die Modelle berücksichtigen historische Daten, aktuelle Messwerte und meteorologische Prognosen.
Stemmt das BAFU das alles alleine?
Wir arbeiten eng mit MeteoSchweiz und den Kantonen zusammen, um Informationen auszutauschen und uns zu koordinieren. Diese Zusammenarbeit stellt sicher, dass alle relevanten Akteure rechtzeitig informiert sind und angemessen auf erhöhte Wasserstände und Abflüsse reagieren können.