Wie geht es eigentlich den Teenies und jungen Erwachsenen in der Schweiz, so kurz nach Shutdown-intensiven Pandemiemonaten? Wie geht es jenen, die nach den Sommerferien ein Studium oder eine Lehre beginnen werden? Mögliche Antworten darauf liefert die «Gen Z und Millennials»-Umfrage fürs Jahr 2022 vom britischen Unternehmen Deloitte.
Der Fokus wurde dabei auf die zwei Altersgruppen Generation Z (geboren zwischen 1995 und 2003) und die Millennials (1983–1994) gesetzt. Die Antworten darauf mögen nicht repräsentativ sein (dazu später) – sie werden aber weltweit in Personalmanagement-Etagen (HR) herumgereicht: Wer junge Menschen anstellt, soll anhand der Umfrage ein Gefühl bekommen können, wie die zukünftigen Berufskolleginnen und -kollegen ticken.
Wir haben fünf Punkte aus dieser Umfrage herausgepickt und wollen gleichzeitig von euch wissen: Wie seht ihr diese Punkte?
«Für viele junge Menschen ist der Klimawandel schon seit Jahren ihre grösste Sorge», wird Veronica Melian, Leiterin Human Capital von Deloitte Schweiz, in einer Zusammenfassung der Daten für watson zitiert. Mit dieser Erkenntnis ist der Konzern nicht allein: Auch die Credit Suisse kam in ihrem Sorgenbarometer fürs Jahr 2021 zum Schluss, dass die Herausforderungen der Erderhitzung zu den drängendsten Problemen der Schweizer Bevölkerung (aller Altersgruppen) gehören.
Das Beratungsunternehmen ging aber weiter und fragte spezifisch, was Gen Zs und Millennials von ihrem Arbeitgeber erwarten: «Sie haben klare Vorstellungen, was Unternehmen gegen den Klimawandel unternehmen sollten», wird die Schweizer Deloitte-Kaderfrau Melian weiter zitiert.
Die Umfrage erläuterte auch, was genau sich Jugendliche und junge Erwachsene von Unternehmen wünschen: Mehr Anreize für ökologisches Verhalten, Verbot von Einwegmaterialien, Weiterbildungsmassnahmen und Benefits für ökologisches Verhalten. Am wenigsten häufig soll der Punkt «Renovierung von Bürogebäuden, um grüner zu werden» genannt worden sein.
Gefragt wurde auch, was die Umfrageteilnehmenden am Arbeitsumfeld (sogenanntes «Workplace Environment») verändern würden, um die «Work-Live-Balance» zu verbessern.
Die häufigste Antwort war (nach den Lehren der Pandemie) wenig überraschend: Zwei Drittel möchten lieber in hybriden Arbeitsmodellen einer Lohnarbeit nachgehen. Eine kleine Minderheit bevorzugt die reine Homeoffice-Arbeit oder die Arbeit vom Büro aus. Dieses deutliche Resultat fand Deloitte in beiden Generationen.
Altersdifferenzen gibt es hingegen bei den übrigen Wünschen: So erhielt die Forderung nach «flexiblen Arbeitszeiten» bei der Generation Z (1995–2003) deutlich mehr Unterstützung als bei den Millennials. Bei der älteren Kohorte erhielt das Bedürfnis nach «experimentellen Arbeitszeitmodellen» den Spitzenplatz. Die jüngeren wünschten sich zudem häufiger Führungskräfte, die in Fragen der mentalen Gesundheit sensibilisiert wurden.
Liza Engel, ebenfalls Personalverantwortliche und Geschäftsleitungsmitglied beim Schweizer Ableger von Deloitte, lässt sich dazu ebenfalls zitieren: «Die eigene psychische Gesundheit ist für die Generation Z und die Millennials wichtiger geworden und Arbeitgeber müssen sich dieses Themas seriös annehmen.» Sprich: Unternehmen, die mehr in diesem Bereich machen würden, seien «sehr viel attraktiver» (Sätze, die sich Personalabteilungen gut aufschreiben sollten, da sie eine kostenlose Beratung von einem Beratungsunternehmen sind).
Die Deloitte-Schlussfolgerung ist in diesem Punkt nicht aus der Luft gegriffen: Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz stehen laut einer wissenschaftlich begleiteten Studie der Pro Juventute tatsächlich unter hohem Stress. Diese Studie untersuchte zwar nur die Jüngsten der Bevölkerung. Eine weitere Umfrage der Gewerkschaft Travailsuisse und der Berner Fachhochschule (kolportiert «repräsentativ») berichtet von einem generellen Anstieg des Stress-Gefühls unter der arbeitenden Bevölkerung.
Am Arbeitsplatz sei jedoch – so die Deloitte-Umfrage weiter – die Furcht gross, offen über diesen Stress, Ängste oder andere Probleme der psychischen Gesundheit zu sprechen. Über ein Drittel der Generation Z und der Millennial soll laut Umfrageergebnisse gar den Arbeitgeber verlassen haben. Ein kleinerer Anteil der Befragten nahm sich stattdessen eine Auszeit – wobei beide Altersgruppen in der überwiegenden Mehrheit der Fälle die psychischen Gründe verschwiegen oder gar gelogen hat.
Letztere Erkenntnis fusst auf keiner sicheren Grundlage: Sie stützt sich gerade mal auf die Aussage von 48 Personen der Generation Z und 33 Millennials in der Schweiz. Das Ergebnis der weltweiten Befragung zeigte jedoch, dass rund die Hälfte aller jungen Erwachsenen und Millennials schon einmal die eigenen psychischen Probleme beim Arbeitgeber verschwiegen hat.
Deloitte führte ihre «Gen Z and Millennial»-Umfrage zwischen dem 24. November 2021 und 4. Januar 2022 durch. An der Online-Befragung nahmen 14'808 Personen der Generation Z und 8412 Millennials in 46 Staaten teil – 300 und 100 davon waren aus der Schweiz.
Für eine Umfrage sind das – zumindest auf globaler Ebene – viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Publikationen dazu verraten aber nicht, wie diese Personen für die Umfrage rekrutiert wurden.
Einzig die Schweizer Daten verraten, dass beinahe alle Teilnehmenden (90 Prozent) in einer «Organisation» sind. Das könnte ein Arbeitgeber oder eine Ausbildungseinrichtung sein. Differenziert werden diese Antworten nicht, was aufgrund des Umfragezeitpunkts zu Verzerrungen führen kann: Die Online-Befragung fand im Corona-Winter 2021 statt, als die Schul- und Arbeitswelt immer noch von Einschränkungen zum Schutz vor Covid geprägt war. Jemand, der täglich im vollgestopften Zug zur Arbeit pendeln musste, antwortete anders als eine Person, die sich zu Hause auf die Prüfung vorbereiten konnte. Zudem erweisen sich die Definitionen der Altersklassen «Generation Z» (1995–2003) und «Millennials» (1983–1994) als untypisch: Sie zielen aufs klassische Berufsalter, während in der Wissenschaft verbreitete Definitionen sogar Jahrgänge bis 2012 noch als «Gen Z» zählen.
Deloitte bezeichnet die Umfrage deshalb praktisch überall nur als «Befragung»/«Untersuchung» (survey) statt als «Studie» (study). Sie hält den wissenschaftlichen Standards nicht Stand – was auch nicht der Anspruch sein dürfte. Sie soll lediglich «Aufschluss darüber liefern», wie man eine bestimmte Gruppe von Menschen «für sich gewinnen und an sich binden kann». Sprich: als eine Art Handbuch für Personalabteilungen, die nicht immer auf fundierte soziologische Studien warten können und stattdessen mit einem schnellen Überblick zufrieden sind. (pit)
Mal davon abgesehen, dass die vorgeschlagenen Massnahmen lächerlich sind, finde ich die Haltung bedenklich, dass man die Leute individuell dazu bringen soll, das Klima zu schützen anstatt grosse institutionelle Lösungen anzustreben. Das Potential für Umweltschutz ist bei den meisten Firmen definitiv an anderen stellen grösser.
Das kann ich ehrlich gesagt nicht so richtig glauben, aber es wir eine Topwelt vorgelebt, ohne Scheitern, Rückschläge und Konflikte. Das baut doch einen Riesendruck auf.
Also alles was bisher normal war, ist nun Stress. Ich kann einem Mitarbeiter keine geschützte Werkstatt zur Verfügung stellen.
Vor allem wenn gewisse Prozesse genau eingehalten werden müssen (Behördenvorgaben) kommt dies nicht gut an. Dann kommt es schon mal vor, dass GenZ anschliessend 3 Tag krank ist.