Ein schwerer Sturm ist am Montagmittag über die Region von La Chaux-de-Fonds NE gezogen. Plötzliche Winde erreichten gegen 11:30 Uhr die Stadt, entwurzelten Bäume und brachten die Region im Kanton Neuenburg zum Stillstand. Der Wind erreichte eine Geschwindigkeit von bis zu 217 km/h. Auch die Nachbarstadt Le Locle war betroffen.
⚡💨 Ces images tournées vers 11h30 témoignent de la puissance des rafales descendantes qui ont accompagné l'orage à Montlebon (Doubs) avant de toucher La Chaux-de-Fonds en Suisse. (© Nathalie Jeanningros Picard via @Meteo_FC_) pic.twitter.com/ORBqnGUtF0
— Météo Express (@MeteoExpress) July 24, 2023
An den Einsätzen waren mehr als 100 Polizisten beteiligt. Die Feuerwehr und der Rettungsdienst des Neuenburger Juras zählten 83 Feuerwehrleute und 15 medizinische Einsätze.
Die Kantonspolizei Neuenburg bestätigte gegenüber Keystone-SDA, dass es mindestens ein Todesopfer gibt. Dabei handelt es sich um eine Person in ihren Fünfzigern, welche von einem umstürzenden Kran auf dem Bahnhofplatz getroffen wurde.
Der Sturm forderte auch mehrere Verletzte. Wie Stadtpräsident Jean-Daniel Jeanneret am frühen Montagabend vor den Medien sagte, wurden rund 40 Leute mit Verletzungen in Neuenburger Spitäler eingeliefert.
Patrick Stierli vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz hält gegenüber watson fest, dass es in La-Chaux-de-Fonds ein extremes Windereignis gegeben hat. «Die gemessene Orkanböe von 217 km/h muss jedoch intern noch verifiziert werden. Das dauert einige Tage.» Würde die Zahl sich bestätigen, dann handelte es sich um die bislang stärkste Gewitterböe in der Schweiz. Der Rekord hält derzeit Glarus, wo am 15. Juli 1985 eine Windböe von 190 km/h gemessen wurde.
Ob es sich beim Ereignis am Montag um einen Tornado oder einen Downburst gehandelt hat, lasse sich derzeit anhand der vorhandenen Messungen bzw. Beobachtungen nicht abschliessend klären, so Stierli. MeteoSchweiz tendiere momentan aber eher zu einem Downburst. Ein Downburst ist eine schwere Gewitterfallböe.
BREAKING: La Chaux-de-Fonds, canton of Neuchâtel, Switzerland just got slammed by an extremely violent thunderstorm. Unconfirmed reports of wind gusts up to 217 km/h (135 mph). Heavy damage is being reported. pic.twitter.com/7KO1AffOmR
— Nahel Belgherze (@WxNB_) July 24, 2023
Stadtpräsident Jean-Daniel Jeanneret sagte am Abend, die Situation sei vorerst unter Kontrolle. Zugleich forderte er die Einwohnerinnen und Einwohner zu grösster Wachsamkeit bei Bewegungen in der Stadt oder in der Natur auf.
Die Warn-App Alertswiss ruft die Bevölkerung im betroffenen Gebiet dazu auf, «äusserste Wachsamkeit zu wahren». Die städtischen und forstlichen Infrastrukturen seien erheblich beschädigt worden und sehr instabil.
Alertswiss rät, offenes Gelände zu meiden, auf Bäume, Türme, Masten und auf herumfliegende Gegenstände zu achten. «Halten Sie Abstand zu beschädigten Gebäuden und Stromleitungen, gehen Sie nicht in den Wald», hiess es am Montagabend.
Der heftige Sturm hinterliess eine Spur der Verwüstung. Viele Fahrzeuge wurden zerstört, Dächer abgerissen, Dutzende Bäume wurden entwurzelt oder einfach geköpft. Ein Teil des Daches der Eisbahn von Mélèzes wurde abgedeckt. Mehrere tausend Gebäude wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Besonders betroffen waren 200 Gebäude im Stadtteil Crêt-du-Locle, wo sich viele Industrie- und Gewerbebetriebe befinden. Auf den Strassen lagen Stühle und Tische von Terrassen, zerbrochene Fenster und abgerissene Fensterläden sowie Ziegel herum.
«Der Schaden ist beträchtlich», so die Polizei. Es seien zahlreiche Anrufe eingegangen. Durch die Heftigkeit der Böen wurden Bäume entwurzelt. In sozialen Netzwerken veröffentlichte Bilder zeigten, dass in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ein Baukran umstürzte.
Das genaue Ausmass der Schäden war noch nicht absehbar. Die Arbeiten zur Sanierung der Infrastruktur werden auf unbestimmte Zeit fortgesetzt. Aufgrund von Netzschäden sei mit Stromausfällen zu rechnen, hiess es.
Der Zugverkehr in der Region ist derzeit eingeschränkt. Betroffen sind die drei Streckenabschnitte La Chaux-de-Fonds–St Imier, La Chaux-de-Fonds–Les Hauts Geneveys und La Chaux-de-Fonds–Le Locle-Col des Roches.
SBB-Mediensprecherin Sabrina Schellenberg sagte gegenüber dem «Blick», es seien viele Fahrleitungselemente beschädigt. «Zwischen La Chaux-de-Fonds und St-Imier sind etwa 30 Bäume sowie ein Hochspannungsmast, der einem Drittunternehmen gehörte, auf die Gleise gefallen.» Es seien Reparaturteams vor Ort, allerdings müsse mit längeren Arbeiten zu rechnen sein. Die meisten Schäden gab es zwischen La Chaux-de-Fonds und Le Locle, wo die Instandsetzung werde voraussichtlich bis mindestens am 7. August dauern dürfte. Derzeit fahren Ersatzbusse im Raum La Chaux-de-Fonds.
«Tornados kommen in der Schweiz nur selten vor», so Stierli von MeteoSchweiz. Der Jura sei jedoch einer der Hotspots bezüglich Tornados in der Schweiz.
So hat je ein Tornado am 19. August 1890 und am 26. August 1971 im Vallée de Joux im Waadtländer Jura sowie am 12. Juni 1926 bei La Chaux-de-Fonds für Verwüstung gesorgt. Kilometerlange Schneisen wurden in den Wald geschlagen und viele Gebäude zerstört, schreibt MeteoSchweiz.
(dab/sda)
...es wird noch lange dauern bis auch der letzte Tropf bemerkt, dass dies nicht normal ist! Respektive das neue-Normal werden wird.