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Beschwerde abgelehnt: Brian wird nicht aus Sicherheitshaft entlassen

Bundesgericht lehnt Beschwerde ab: Brian wird nicht aus Sicherheitshaft entlassen

28.07.2023, 12:0028.07.2023, 12:00
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Der 28-jährige Brian, einer der bekanntesten Strafgefangenen der Schweiz, wird nicht aus der Sicherheitshaft entlassen. Das Bundesgericht hat eine Beschwerde des jungen Mannes abgewiesen. Es schreibt jedoch, dass nicht nachvollziehbar sei, weshalb die Zürcher Staatsanwaltschaft mit der Eröffnung der aktuellen Strafuntersuchung derart lange wartete.

Portraitzeichnung von Straftäter Brian (bekannnt als Carlos). Das Bezirksgericht Zürich gibt am Mittwoch, 06. November 2019, in Zürich das Urteil gegen den Intensivstraftäter bekannt. 29 Delikte soll  ...
Porträtzeichnung von Brian.Bild: LINDA GRAEDEL

Die zeitlichen Umstände des vorliegenden Falles würden gewisse Fragen aufwerfen, hält das Bundesgericht in einem am Freitag veröffentlichten Urteil fest. Es bezieht sich damit nicht nur auf die späte Eröffnung der Untersuchung.

Sachlich nicht nachvollziehbar sei auch, dass die Staatsanwaltschaft die Haft gerade einmal drei Tage vor der geplanten Haftentlassung im vorausgehenden Verfahren habe erneuern lassen. Die zürcherischen Strafbehörden werden vom Bundesgericht angehalten, die aktuelle Strafuntersuchung «nunmehr zügig voranzutreiben».

Die angeordnete Sicherheitshaft ist laut Bundesgericht mit der Strafprozessordnung vereinbar und verstösst nicht gegen das Recht auf Freiheit. Die ungünstige Prognose der Vorinstanz bezüglich des Rückfallrisikos sei nicht «geradezu unhaltbar». Der Gutachter hatte festgestellt, dass keine Änderung des zuletzt 2019 erstellten Risikoprofils anzunehmen sei.

In Haft erneut formell verhaftet

Im aktuellen Verfahren hat die Staatsanwaltschaft den 28-Jährigen wegen versuchter schwerer Körperverletzung, mehrfacher einfacher Körperverletzung, mehrfacher Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte, mehrfacher Drohung und mehrfacher Sachbeschädigung angeklagt. Es geht um 33 Taten, die Brian mehrheitlich in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in der Zeit vom November 2018 bis Juni 2022 begangen haben soll.

Drei Tage bevor der junge Mann aus der Haft entlassen werden sollte, die im Zusammenhang mit einem früheren Verfahren stand, liess ihn die Staatsanwaltschaft formell verhaften. Es wurde Untersuchungshaft und nach Einreichung der Anklage beim Bezirksgericht Dielsdorf Sicherheitshaft angeordnet. Die vorliegende Beschwerde richtet sich gegen diese Sicherheitshaft.

Brian lebt seit Jahren wegen zahlreicher Delikte in Gefangenschaft. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde der junge Mann nach einem DOK-Film von SRF 2013 als «Carlos». Besonders zu reden gab sein Sondersetting mit Thaibox-Training, das schliesslich abgebrochen wurde. (Urteil 7B_188/2023 vom 24.7.2023) (saw/sda)

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79 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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homo sapiens melior
28.07.2023 13:34registriert Februar 2017
Bitte erst rauslassen, wenn er Selbstbeherrschung gelernt hat!

Er hat sich sicher nicht gebessert. Wieso sollte er, wenn er sich als unschuldiges Opfer sieht und anderen die Schuld gibt? Nur seine kurze Zündschnur ist das Problem. Anderen Knackis gehts auch nicht besser, aber die drehen nicht ständig durch.

Das System kann sanktionieren oder helfen. Dafür ist es da. Als Ex-Knacki spreche ich aus persönlicher Erfahrung. Solange man dagegen kämpft, verliert man. Wenn man anfängt, ernsthaft an sich zu arbeiten, erhält man allerlei Hilfe. Unser CH-System ist da grosszügig und vorbildlich.
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Nickname kann nicht mehr geändert werden
28.07.2023 13:56registriert Juni 2023
Jetzt mal angenommen er kommt raus, arbeitet irgendwo und macht Fehler bei der Arbeit, wie soll ihm das ein Mitarbeiter oder Vorgesetzter mitteilen, in dem Wissen dass er vielleicht ausrasten könnte?

Es gibt viele potenzielle Konfliktsituationen im Alltag, drängelnde Personen, unachtsame Menschen, Leute die vor der Zugtür stehen wenn du aussteigen willst, etc., könnte er damit umgehen?

Wenn er in meinem Gym trainieren würde, würde ich meine Mitgliedschaft sofort kündigen, vielleicht würde ich ja versehentlich seine Lieblingshantel nehmen, sowas würde ich nicht riskieren wollen.
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P. Etter
28.07.2023 13:30registriert Dezember 2021
Wieso haben alle anderen und das System am chronisch renitenten Brian Schuld haben? Das ist doch genau das Grundproblem des Ganzen. Derr Herr soll lernen für seine Taten endlich mal die Verantwortung zu übernehmen und darüber Rechenschaft ablegen. Dann, und erst dann kann man darüber sprechen, mit welchen Massnahmen man die Person zurück in die Gesellschaft entlassen kann.
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