Schweiz
Kunst

Lukas Gloor gibt die Direktion der Bührle-Stiftung per Ende Jahr ab

Lukas Gloor gibt die Direktion der Bührle-Stiftung ab – und droht Werke abzuziehen

14.11.2021, 08:3814.11.2021, 08:38
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Lukas Gloor, Direktor der Bührle-Stiftung, tritt per Ende Jahr zurück. Wegen der von Stadt und Kanton Zürich verlangten Untersuchung der umstrittenen Bührle-Sammlung droht er zudem, die Werke aus dem Zürcher Kunsthaus abzuziehen. Die Stiftung könne da nicht mitmachen.

«Meine Aufgabe ist abgeschlossen. Die Bilder sind im Kunsthaus», sagte Gloor im Interview mit dem «Sonntagsblick» zu seinem Rücktritt.

Lukas Gloor, Direktor Sammlung Emil Buehrle an einer Medienkonferenz zum Erweiterungsbau des Kunsthaus Zuerich am Mittwoch, 6. Oktober 2021. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Lukas Gloor tritt per Ende Jahr als Direktor der Bührle-Stiftung zurück.Bild: keystone

Die Bilder seiner Bührle-Stiftung stehen unter dem Verdacht, auch Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus zu beinhalten. Emil Georg Bührle war durch Waffengeschäfte während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum damals reichsten Mann der Schweiz geworden. Im November 2020 attestierte eine Studie der Universität Zürich seinen Waffenexporten an beide Kriegsparteien und dem Aufbau seiner Kunstsammlung eine enge Verflechtung.

Die Herkunft und der Hintergrund der Bilder wird in der Ausstellung nun erläutert. «Derzeit werden neben jedem Bild QR-Codes angebracht, die direkt zu unserer Provenienzforschung führen, eine prima Form, Transparenz zu schaffen», sagte Gloor. Es dürfe aber nicht sein, dass die Sammlung zu einer Gedenkstätte für NS-Verfolgung wird, das werde den Bildern nicht gerecht.

Stadt und Kanton Zürich verlangen jedoch nach Kritik von Historikern vom Kunsthaus, dass es den Kontext zur umstrittenen Sammlung Bührle besser vermittelt. Sie fordern konkret eine unabhängige Evaluation der bisherigen Forschung und eine Erweiterung des Dokumentationsraums.

Gloor kritisiert diesen Entscheid. Die ursprüngliche Idee sei gewesen, «dass das Kunsthaus unsere Provenienzforschung übernimmt», sagte Gloor. «Nun ist durch den Übergriff der Stadt auf die Autonomie des Kunsthauses eine neue Situation entstanden.» Wenn jetzt die Stadt Zürich dem Kunsthaus diktiere, wie die Sammlung Emil Bührle dem Publikum zu erklären ist, «können wir nicht mehr mitmachen».

Von einer externen Begutachtung erwartet Gloor materiell nichts Neues«. Die Auseinandersetzung werde sich vielmehr auf die Frage verschieben, »wer die Evaluation vornimmt". (saw/sda)

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13 Kommentare
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Me, my shelf and I
14.11.2021 09:05registriert Februar 2017
Gloor greift zuerst massiv schönend in einen Forschungsbericht zur gesamten Sammlung ein und besteht dann darauf, die Provenienzforschung selbst durchzuführen. Mit seinen vergangenem Verhalten hat er gezeigt, dass im Kunsthaus an Stelle von Provenienzforschung schöne Märchengeschichten geschrieben worden wären - aber nichts, was mit historischer Arbeit zu tun gehabt hätte.

Geh doch und nimm deine potenziell blutige Sammlung gleich mit.
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Bakunin
14.11.2021 11:18registriert März 2021
Das wird den Bildern nicht gerecht? Das ist aber echt schade. Und was wir den Opfern und deren Nachkommen gerecht?

Aber der Herr arbeitet ja auch für Stiftung die zu einem guten Teil existiert, weil der Gründer den Nazis Waffen für ihren Vernichtungskrieg geliefert hat (ganz zu schweigen von Bührles persönlichen Mitgliedschaft in einem rechtsradikalen Freikorps) da wäre auch nur ein auch von Empathie für die Opfer des Faschismus wohl schon überraschend.
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Big ol'joe
14.11.2021 10:50registriert September 2014
Diese Sammlung wird für ein offenes und progressives Zürich zunehmends zur Last. Entweder da wird ordentlich und unabhängig historisch aufgearbeitet - oder die Leute sollen mit der Sammlung einen anderen Ort suchen. Die Stadt soll da ja nich klein beigeben.
Ich finde das Verhalten von Gloor nur peinlich.
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