Die Kantonspolizeien Bern und Waadt haben am Freitag vor einer neuen Masche von Kriminellen mit Homosexuellen als Opfer gewarnt. Unter dem Vorwand einer intimen Beziehung werden die Leidtragenden betäubt und ausgeraubt. In der Schweiz und in Nachbarländern wurden mehrere solche Fälle gemeldet.
Wie die beiden Kantonspolizeien mitteilten, gehen die Täter bei diesem Phänomen oft mit der gleichen List vor. Sie locken ihre Opfer mit gefälschten Profilen über Internet-Dating-Plattformen an.
Nach der Kontaktaufnahme verabreden sie sich mit der Person, die sie kennengelernt haben, zu einer bezahlten Massage oder einer anderen Dienstleistung bei ihnen zu Hause. Zu Hause und ohne ihr Wissen werden sie betäubt und dann ausgeraubt oder sogar angegriffen, während sie sich in einem Zustand der Bewusstlosigkeit befinden.
Im Kanton Bern meldete sich am 7. November 2023 ein Geschädigter bei der Kantonspolizei Bern. In der Nacht zuvor habe er sich mit einem Unbekannten über die Dating-Plattform romeo.com für eine Massage in Bern verabredet. In der Folge sei er mutmasslich betäubt und bestohlen worden, hiess es in einer Medienmitteilung am Freitag. Die Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland habe umfangreiche Ermittlungen in Gang gesetzt.
Seit 2021 seien in der Schweiz elf mutmassliche Fälle mit dieser Vorgehensweise und einer Betäubung durch synthetische Drogen dokumentiert worden. Fälle gab es in den Kantonen Bern, Baselland, Genf, Waadt, Zug und Zürich.
Zwei Verdächtige, rumänische Staatsangehörige im Alter von 27 und 41 Jahren, wurden im Ausland festgenommen. Die Ermittler in den verschiedenen Kantonen sind damit beschäftigt, weitere tatverdächtige Personen zu identifizieren.
Die Kantonspolizeien hielten mit Unterstützung von Bundesamt für Polizei (Fedpol) in der vergangenen Woche in Lausanne ein operatives Treffen ab, um sich zu koordinieren und Ermittlungsinformationen auszutauschen.
Als Reaktion auf die Vorkommnisse begrüsste Pink Cross die geleistete Ermittlungsarbeit und fordere eine enge Zusammenarbeit der betroffenen Community und deren Fachorganisationen. Der Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz teilte mit, dass eine besonders umsichtige Opferbetreuung bei tabuisierten Themen wie diesem notwendig sei.
«Solche Übergriffe werden durch gesellschaftliche Tabuisierung, Scham und Diskriminierung von schwulen und queeren Lebensweisen begünstigt», sagte Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.
(saw/cpf/sda)