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Bergsturz Blatten: Die neusten News im Liveticker

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Neuer Lagebericht aus dem Katastrophengebiet +++ Bundesrat fliegt erneut ins Lötschental

Die aktuellen Ereignisse rund um die historische Naturkatastrophe im Walliser Berggebiet und der direkt betroffenen Gemeinde Blatten.
30.05.2025, 06:3131.05.2025, 12:22
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Worst Case ist am 28. Mai 2025 im Lötschental eingetreten: Enorme Geröllmassen sind vom Kleinen Nesthorn und dem Birchgletscher oberhalb des Dorfs Blatten ins Tal gestürzt und haben grosse Teile der Ortschaft unter sich begraben.
  • Die Schäden sind enorm, das Tal ist unterhalb des Gletschers nicht wiederzuerkennen. Viele Dorfbewohner haben ihre Häuser verloren. Eine Person wird vermisst.
  • Das Flussbett der Lonza ist vom Geröll vollständig aufgefüllt worden. Das Wasser staut sich nun in einem entstandenen See auf, Experten befürchten, dass es je nach Abfluss des Wassers zu Überflutungen und Schäden weiter unten im Tal kommt. Es drohen zudem weitere Murgänge.
  • Blatten war aufgrund der drohenden Gefahr am 19. Mai evakuiert worden. Rund 300 Einwohner und Tiere wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht.
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11:56
Angestauter See oberhalb des Schuttkegels scheint leicht zu sinken
Der Pegel des angestauten See oberhalb des Schuttkegels in Blatten VS scheint tendenziell leicht zu sinken. Das meldete die Walliser Staatskanzlei in ihrem Lagebericht am Samstagmorgen.

Die Lonza fliesse weiterhin über die gesamte Länge des Schuttkegels ab. Ihr Wasser fülle nun den entleerten Stausee in Ferden VS wieder auf. Durch den Grundablass habe der Seespiegel des Stausees in der Nacht jedoch stabilisiert werden können. In Anbetracht möglicher Murgänge sei das für die Rückhaltefunktion des Sees sehr wichtig.

Denn wenn dieser voll wäre, könnte der Stausee seine Funktion nicht mehr erfüllen, sagte Antoine Jacquod, stellvertretender Chef der kantonalen Dienststelle für zivile Sicherheit und Militär der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Situation könnte sich schnell verschlechtern, wenn das Bodenventil im Stausee durch Sedimente verstopft würde.

Zur Überwachung des Sees oberhalb des Schuttkegels, der Lonza und des Stausees Ferden seien zahlreiche Messgeräte installiert worden. Wegen der hohen Gefahr im Katastrophengebiet sei ein Einsatz der Hilfskräfte vor Ort weiterhin nicht möglich. Die Bedrohung gehe einerseits von Steinen aus, die vom Berg herabstürzen könnten, und andererseits von der Instabilität der Geröllmasse.

Ebenfalls aus Sicherheitsgründen habe die Suche nach der vermissten Person nicht wieder aufgenommen werden können, sagte Jacquod.

(sda)
11:18
Verteidigungsminister Pfister fliegt erneut ins Lötschental
Bundesrat Martin Pfister fliegt am Samstagabend erneut ins Katastrophengebiet im Walliser Lötschental. Er werde in Wiler an einem Anlass für die Bevölkerung teilnehmen, sagte ein VBS-Sprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Das Regierungsmitglied wolle mit dem Besuch zeigen, wie solidarisch die ganze Schweiz sei, sagte Lorenz Frischknecht, Sprecher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). Vorgesehen sei auch ein Besuch bei den Truppen.

Sicherheitslage lässt keine Truppen zu
Pfister war bereits am Mittwoch – wenige Stunden nach dem Gletscherabbruch – zusammen mit Umweltminister Albert Rösti nach Ferden VS gereist. Er versicherte dabei den betroffenen Menschen, dass die Armee alle nötige Hilfe leisten werde.

Bisher lässt die Sicherheitslage jedoch keinen Einsatz der Truppen zu. Diese stehen in Turtmann VS seit Mittwoch mit Wasserpumpen, Baggern und weiteren schweren Räumungsmitteln sowie Beleuchtungsmaterial bereit.

Divisionär Raynald Droz, der Kommandant des Katastrophenhilfeeinsatzes der Armee, sagte am Freitag, für ihn als Kommandant, Soldat und Mensch sei es frustrierend, wegen des hohen Risikos nicht zum Einsatz zu kommen. Die Armee werde alle Betroffenen behandeln als seien sie eigene Familienangehörige, versprach er.
Swiss Federal Councillor Martin Pfister, left, and Swiss Federal Councillor Albert Roesti, right, speak during a press conference, in Ferden, Switzerland, Wednesday, May 28, 2025. A large part of the  ...
Bild: keystone
Martin Pfister und Albert Rösti (r.).

(sda)
9:41
Dienste des Care Teams im Lötschental werden genutzt
Seit dem Tag des Gletscherabbruchs von Blatten VS steht im Lötschental ein Team von Notfallpsychologinnen und Notfallpsychologen im Einsatz. Dieses Care Team hat seither aus zwei bis drei Personen bestanden. Es führt Einzelgespräche, vermittelt Informationen und unterstützt die Betroffenen mit der Anwesenheit vor Ort.

Die Anerkennung der Belastung, Orientierungen und Informationen seien in dieser Akutphase für Betroffene aus notfallpsycholgischer Sicht am wichtigsten: Das sagt die Präsidentin des Vereins Psychologische Nothilfe Oberwallis, Seraphina Zurbriggen, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Näheres zu den Gesprächen, und ob Leute aus dem ganzen Tal die Dienste in Anspruch nehmen oder nur Leute aus Blatten, sagt die Notfallpsychologin FSP nicht. Dies mit Rücksicht auf die Betroffenen und mit Verweis auf das Berufsgeheimnis. Sie könne aber sagen, dass die Dienste des Care Teams genutzt würden. Allgemein bestehe die grösste Sorge darin, wie es weitergehen werde.

Wichtig zu wissen sei aktuell, so Zurbriggen weiter, dass die Bewältigung dieses Ereignisses noch lange andauern werde. «Aus notfallpsychologischer Sicht gehen wir davon aus, dass gesunde Menschen die Fähigkeit haben, dies zu bewältigen. Wir handeln daher mit der Haltung: soviel wie nötig, so wenig wie möglich.»

Die Betroffenen sollten wissen, wo sie bei Bedarf Hilfe holen könnten. Via Telefonnummer 144 stehe im Wallis Hilfe bereit.
epa12143826 Franziska Biner, State Councillor of Valais, speaks during a press conference after a village was buried in collapse of glacier due to rock fell from the Kleines Nesthorn mountain above Bl ...
Bild: keystone
Franziska Biner, gebürtige Zermatterin, führt in der Walliser Kantonsregierung das Departement Finanzen und Energie.

Teil der Walliser Rettungsorganisation
Das Care Team stehe in ständigem Austausch mit dem Regionalen Führungsstab Lötschental, um zu sehen, wo die Bedürfnisse stünden und um dem Stab Rückmeldungen zu geben, führt Zurbriggen weiter aus. Bereits vor dem Gletscherabbruch habe sich das Care Team in Absprache mit dem KWRO auf einen möglichen Einsatz im Lötschental vorbereitet. Bereits am 18. Mai wurde ja das Dorf Blatten wegen Bergsturzgefahr evakuiert.

KWRO bedeutet Kantonale Walliser Rettungsorganisation. Diese Organisation mit Sitz in Siders VS zählt auf 3000 Personen, welche sich neben ihrem Beruf für Notfalleinsätze bereithalten - ausser Notfallpsychologinnen sind das etwa auch Hundeführer oder Rettungstaucher, wie Direktor Fredy-Michel Roten im Gespräch mit Keystone-SDA sagt.

Im Wallis gibt es drei Zentren respektive Organisationen, welche die notfallpsychologische Versorgung sicherstellen. Der Verein Psychosoziale Nothilfe Oberwallis ist eine dieser Organisationen.

(sda)
9:19
Lage in Blatten nach ruhiger Nacht stabil
Die Situation im Lötschental ist «im Moment zufriedenstellend». Die Nacht sei «ziemlich ruhig» verlaufen, die Lonza fliesse weiterhin über den Schuttkegel, sagte der Walliser Staatsrat Stéphane Ganzer am Samstagmorgen auf RTS. Es habe keine besonderen Probleme gegeben.

Am Freitagabend hatte der Staatsrat die Entscheidung getroffen, die Schleusen des Staudamms Ferden VS zu öffnen. Zuvor hatte er die flussabwärts gelegenen Gemeinden gewarnt, Platz für das ankommende Wasser zu schaffen.

Die Hitze dieser Tage beschleunige die Schneeschmelze, während für nächste Woche starke Regenfälle angekündigt seien, sagte Ganzer. Beides erhöhe die Wassermenge im Staudamm und damit die Gefahr von Murgängen.

«Die Natur gibt den Rhythmus vor», sagte der Staatsrat, der für Sicherheit, Institutionen und Sport zuständig ist. Er wies auch auf die grosse Solidarität mit den Betroffenen hin. Spontane Hilfsangebote aus der Bevölkerung oder von Behörden aus allen Westschweizer Kantonen sowie aus Bern und Zürich seien bereits eingegangen.
Water from the Lonza river flows over the mud and stone, after the formation of a lake on the last houses of the village of Blatten, Switzerland, Friday, May 30, 2025. (Jean-Christophe Bott/Keystone v ...
Bild: keystone
Der in Blatten zu einem See gestaute Fluss Lonza aus der Vogelperspektive.

(sda)
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Gletscherabbruch in Blatten VS

Der Fluss Lonza ist vom Geröll vollständig aufgefüllt worden. Das Wasser staut sich nun in einem entstandenen See auf.

quelle: keystone / jean-christophe bott
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Bergsturz Blatten: Weitere Evakuierungen mit Helis

Video: watson/sabethvela

Hier liegt Blatten VS:

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Felssturz bei Blatten
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Felssturz bei Blatten

Staub von einem Felssturz beim Bietschhorn steigt auf.

quelle: keystone / peter klaunzer
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