Der Pilot des 2016 in den Niederlanden bei einem Flugunfall der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse abgestürzten Kampfjets ist vom Militärgericht in Aarau zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Pilot verhielt sich gemäss Gericht sorgfaltswidrig und hätte die Kollision verhindern können.
Das Militärgericht 2 verurteilte den 37-jährigen Piloten aus der Ostschweiz am Donnerstag zu einer bedingten Geldstrafe von drei Tagessätzen zu 160 Franken. Die Probezeit für diese Mindeststrafe beträgt zwei Jahre. Der Berufspilot wurde wegen fahrlässigen Missbrauchs und Verschleuderung von Material verurteilt.
Freigesprochen wurde er vom Vorwurf der fahrlässigen Störung des öffentlichen Verkehrs. Eingestellt wird das Verfahren wegen mehrfacher fahrlässiger Nichtbefolgung von Dienstvorschriften. Der Auditor (Ankläger) hatte eine bedingte Geldstrafe von 90 Tagessätzen gefordert. Der Verteidiger plädierte auf Freispruch.
Während eines Trainingsflugs für die «Netherland Air Force Open Days» waren am Nachmittag des 9. Juni 2016 zwei Kampfflugzeuge vom Typ «Northrop F-5 E Tiger II» der Patrouille Suisse in der Nähe des Luftwaffenstützpunktes Leeuwarden kollidiert.
«Wir gehen von einem Fehler bei der Einschätzung der geflogenen Kurve aus», sagte der Präsident des Militärgerichts in der Begründung des Urteils. Der Pilot sei dieses Manöver nicht sehr oft geflogen.
Der Präsident sprach von einem «sorgfaltswidrigen Verhalten» des Piloten. Die erste Priorität beim Fliegen in einer Formation sei die Verhinderung einer Kollision. Der Pilot hätte merken müssen, dass etwas nicht stimme.
Dieser sei mit seiner Maschine zum anderen Flieger aufgeschlossen - und habe diesen wie mit einem Messer geritzt. Der Reglement schreibe einen Mindestabstand (Separation) von drei Metern vor.
Der Pilot hätte voraussehen müssen, dass er sich in einer Gefahrenlage befunden habe. Er hätte daher Abstand gewinnen oder die Übung abbrechen müssen. Der Mann sei jedoch «ein erfahrener und gewissenhafter Pilot». Es gebe keine Anzeigen, dass dieser aggressiv geflogen sei.
Der nun verurteilte Pilot hatte nach der Kollision die Kontrolle über seinen Tiger verloren und den Schleudersitz betätigt. Das Flugzeug stürzte ab. Die Schadensumme beträgt 800'000 Franken. Der Pilot des anderen Kampfflugzeugs konnte sicher landen.
Der Pilot konnte sich die Kollision nicht erklären. «Ich spürte einen Ruck und einen dunklen Knall», sagte er im Schlusswort: «Ich bedauere den Vorfall zutiefst. Der Vorfall belastet mich noch immer sehr. Wir wissen, dass wir einen gefährlichen Job haben.»
Der Ostschweizer flog zum Zeitpunkt des Unfalls erst die zweite Saison bei der Patrouille Suisse. Er war das neuste Mitglied der Gruppe - und er flog den Kampfjet Tiger erst seit zwei Jahren. «Ich fühlte mich nicht unter Druck», sagte er. Es gehe im Team um das Vertrauen. «Man wächst zusammen», sagte er.
Thema an den drei Tage dauernden Verhandlungen waren auch die Gefahren der Kunstflugstaffel Patrouille Suisse. Die Piloten fliegen die Formationen nach Sicht - und die Erfahrung sowie Vertrauen zählen.
Der Gerichtsvorsitzende sagte, es werde in der Patrouille Suisse «relativ viel geduldet». Es gehe auch um die Frage, welches Risiko wirklich eingegangen werden dürfe.
Der Auditor hatte bemängelt, dass der Vorfall bei der Kunstflugstaffel intern nie aufgearbeitet worden sei. Es gebe bei der Patrouille Suisse «keine Fehlerkultur». Man fühle sich «unantastbar». Seit dem Unfall vor mehr als sechs Jahren fliegt die Patrouille Suisse die damalige Formation «Diamant» nicht mehr.
Auch der Verteidiger wies auf die Gefahren hin. Der Kunstflug sei noch gefährlich als das Fliegen. Jeder Pilot müsse sich in der Formation auf seine Kollegen verlassen können. (dab/sda)