«Das Medium ist die Botschaft», lautet die Kernthese von Marshall McLuhan. Der kanadische Medienwissenschaftler wollte mit diesem legendären Satz ausdrücken, dass nicht der Inhalt einer Nachricht entscheidend ist, sondern die Art und Weise, wie sie verbreitet wird. News in Zeitungen wirken anders als am Fernsehen – und am TV anders als am Radio.
Der Satz ist Geschichte, denn der technische Fortschritt hat die Medienlandschaft völlig auf den Kopf gestellt. Heute spricht man von «Konvergenz» und meint damit: Ob Zeitung, Radio oder TV – spielt alles keine Rolle mehr. Texte und Radiobeiträge werden mit Videos angereichert, TV-Sendungen können parallel auf einem zweiten Bildschirm via soziale Medien kommentiert werden – und alles läuft über das Internet.
Das digitale Medienzeitalter hat bereits begonnen: Printmedien – Tageszeitungen und Magazine – melden seit Jahren einen Leser- und Umsatzrückgang zwischen fünf und zehn Prozent. News werden nicht mehr abends in der Tagesschau oder morgens in der Zeitung konsumiert, sondern rund um die Uhr online. «Wir erleben eine dramatische Entwicklung», sagt Gerhard Schwarz, Direktor von Avenir Suisse. «In wenigen Jahren werden wir in einer ganz anderen Medienwelt leben.»
Die Entwicklung hat Gewinner und Verlierer. Die traditionellen Verlage, die in den letzten 50 Jahren sehr gut gelebt haben, müssen sich auf magere Zeiten einrichten. Umgekehrt hat sich die SRG zu einem heimlichen Riesen gemausert. Sie tut dies mit Hilfe des Staates: Über die Gebührenfinanzierung fliessen jährlich rund 1,2 Milliarden Franken in ihre Kassen. Printmedien werden hingegen nur indirekt unterstützt, über eine Vergünstigung der Mehrwertsteuer (ca. 74 Millionen Franken) und vergünstigte Posttarife (50 Millionen Franken).
«Die SRG ist im Begriff, die Medienlandschaft zu monopolisieren», stellt Urs Meister fest. Er hat zusammen mit Michael Mandl im Auftrag von Avenir Suisse das Diskussionspapier «Medienförderung im digitalen Zeitalter» verfasst. Darin fordern sie ein radikales Umdenken: Statt des sich abzeichnenden Monopols der SRG soll ein «natürliches Medien-Monopol» geschaffen werden, das sich in den Dienst von kommerziellen Anbietern stellt.
Von einem «natürlichen Monopol» sprechen Ökonomen dann, wenn ein Gut von der Allgemeinheit gebraucht wird, ein Wettbewerb jedoch zu kostspielig wäre. Wasser, Strom, SBB und Post sind typische Beispiele dafür. Avenir Suisse schlägt nun vor, die SRG in eine Art «Nachrichten-Stromnetz» zu verwandeln.
Das bedeutet konkret: Die SRG soll ein so genannter «Public Content Provider» werden, der Nachrichten in allen Formen herstellt, sie aber nicht mehr selbst vermarktet. Das erledigen private Anbieter. Die SRG hingegen wird zu einem genossenschaftlich organisierten Inhaltsproduzenten ohne kommerzielle Interessen. «Auf diese Weise wird die bestehende Marktverzerrung aufgehoben und ein fairer Wettbewerb geschaffen», erläutert Gerhard Schwarz.
Die ökonomische Logik dieses Vorschlags ist bestechend, die politische weniger. Zwar lässt sich nicht bestreiten, dass eine immer grössere Kluft klafft zwischen der rasanten Entwicklung der Medienlandschaft und der Art und Weise, wie sie geregelt wird. Doch der politische Wille, dies zu ändern, fehlt gänzlich. Die SRG ist ein Teil der Schweizer Polit-Landschaft geworden – und diese passt sich nur langsam und widerwillig den neuen Verhältnissen an.