Die Band verlässt die Bühne. Nur Michael Mayo und sein Mikrofon sind zu sehen. Im Saal ist es still. Ein einziger tiefer Ton erklingt. Es ist Mayo, der seine Stimme mit einem Gerät aufnimmt. Das Loop-Gerät kann Filter auf Stimmen legen und sie wieder abspielen. Immer mehr Töne werden aufgenommen und wiederholt, Mayo harmoniert mit sich selbst, von hoch bis tief. Er beginnt, mit der Zunge zu schnalzen und andere Geräusche seines Mundes aufzunehmen. So stellt er Stück für Stück die Begleitung für das nächste Lied auf. Leise und sanft beginnt er mit den ersten Tönen. Seine hohen Töne klingen wie der Gesang eines Engels. Das Publikum wird in seinen Bann gezogen. Es ist faszinierend und zutiefst berührend.
Der Stimmumfang von Michael Mayo ist drei Oktaven. Sein stimmliches Talent stellt er immer wieder auf die Probe und mit Liedern wie diesem beweist er, was er alles kann.
Seit Anfang März sind Michael Mayo und seine Band auf Europa-Tour. Ihren letzten Stopp machen sie in Muri im «Musig im Pflegidach». Am Abend zuvor treten sie noch in Stockholm auf. Seit halb fünf morgens sind sie wach und auf dem Weg ins Freiamt. Mit Songs aus seinem Debut-Album «Bones» verzaubert Mayo mit seiner klaren, reinen Stimme das ganze Publikum. Auf die Frage, welcher Auftritt bisher sein Bester war, antwortet Mayo: «Ich kann mich nicht entscheiden. Stockholm war toll, Rom hat mir aber auch Spass gemacht. Muri gehört sicher zu den besten, es war der perfekte Abschluss für meine Tour!»
Zu diesem speziellen Konzert erscheinen Menschen aller Art. Jazz-Fans, «Musig im Pflegidach» – Stammgäste und auch eine Schulklasse finden ihren Weg nach Muri. Für die Schüler war das Konzert ein obligatorischer Anlass. Aber wenn man sie nach dem Konzert fragt, was sie davon hielten, sind sich alle einig: Das Konzert sei eine gute und sich lohnende Sonntagabend-Beschäftigung gewesen.
Das Konzert beginnt, nur die Band erscheint. Erst als die ersten Töne bereits erklungen sind, kommt auch Michael Mayo auf die Bühne. Gemütlich schlendert er zu seinem Mikrofon in der Mitte des Raums. Sein Bühnen-Outfit besteht aus einem schwarzen Hemd, einem Glitzer-Ohrring und Adidas Jogginghosen. Seine lockere Art ist während des ganzen Konzertes zu spüren. Technische Probleme spielt er herunter und macht Witze, während sie behoben werden. Als der Computer des Schlagzeugers nicht funktioniert, sagt Mayo schnell, das Publikum soll einfach so tun, als wären sie noch in der Stimmung vom Lied zuvor. Im Publikum wird geschmunzelt.
Zwischen zwei Songs erzählt Mayo von der Tour und wie schön sie war. Er spricht über seine Band, und sagt ausdrücklich, dass er diese Tour mit niemand anderem hätte machen wollen. Diesen emotionalen Moment unterbricht er aber schnell und beteuert: «Das sage ich nur, weil ich ein Publikum habe. Wenn ich mit der Band alleine wäre, wäre ich niemals so nett und emotional.»