Schweiz
Natur

Bündner Regierung sieht bei Wolf-Herdenschutz Bevölkerung in der Pflicht

Wolf Graubünden Schweiz
Ein Wolf im Wald im Kanton Graubünden.Bild: shutterstock

Bündner Regierung sieht bei Herdenschutz Bevölkerung in der Pflicht

11.03.2025, 16:5711.03.2025, 16:57
Mehr «Schweiz»

Pro Natura Graubünden sieht nach der Wolfsabschuss-Bilanz vom Montag die Behörden in der Pflicht, die gekürzten Bundesgelder beim Herdenschutz zu kompensieren. Regierungspräsident Marcus Caduff (Mitte) spielt den Ball weiter an die Bevölkerung und will die Kosten keinesfalls auf die Landwirtschaft abwälzen.

Der Wunsch, den Wolf wieder anzusiedeln sei ein gesellschaftlicher, sagte Caduff im Gespräch mit Keystone-SDA am Dienstag. Deshalb müsse auch die Gesellschaft die Herdenschutzkosten übernehmen und nicht die Landwirtschaft. Seit dem 1. Februar beträgt die Kostenbeteiligung des Bundes an Herdenschutzmassnahmen nur noch maximal 50 statt wie früher 80 Prozent.

Marcus Caduff
Marcus Caduff (Mitte) findet die Gesellschaft müsse die Herdenschutzkosten übernehmen.Bild: Kanton Graubünden

Pro Natura erwartete deshalb, dass der Kanton nicht einseitig auf Abschüsse setzt, sondern den Herdenschutz weiter unterstützt und die Ausfälle der Bundesgelder kompensiert. Am Montag publizierten die Bündner Behörden die Bilanz der sogenannten proaktiven Abschüsse von Wölfen zwischen September und Januar. 48 Tiere wurden demnach im Kanton getötet um Konflikte während der Weidesaison zu vermeiden.

Ziel ist gemäss Angaben der Behörden eine Koexistenz zwischen Mensch und Wolf. Herdenschutz bleibe hierzu ein wichtiger Bestandteil. An dessen Finanzierung «sei man dran», so Caduff weiter. Erst am Dienstagvormittag wurde eine Motion des Bündner Ständerats Stefan Engler (Mitte) gutgeheissen, wonach sich der Bund wieder zu 80 Prozent an den Kosten beteiligen soll.

Mitarbeit des Nationalparks möglich

Als Reaktion auf die 48 Wolfsabschüsse forderte der Schweizerische Nationalpark (SNP) in Graubünden mehr Augenmass und wildbiologisches Wissen im Umgang mit den Raubtieren. Weiter erklärte sich der SNP bereit, bei diesem Prozess «wissenschaftlich und fachlich» mitzuarbeiten.

Ein Austausch mit den Verantwortlichen des Nationalparks sei geplant, sagte die zuständige Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte) am Dienstag zu Keystone-SDA. Dabei soll der Umgang mit der Wolfspräsenz im Nationalpark diskutiert werden.

Zuletzt kritisierte der SNP die Behörden für die komplette Eliminierung des Fuorn-Rudels beim Nationalpark. Aus diesem wurden alle zwölf Wölfe getötet, weil es an den Rissen zweier Rinder beteiligt gewesen sein soll. Die Konfliktlage sei hier im Vordergrund gestanden, so Maissen. Die Landwirtschaft und die Bevölkerung in der Region hätten wenig Verständnis gehabt, wenn die dortigen Konflikte anders beurteilt worden wären als in anderen Regionen mit Wolfspräsenz. (sda/nib)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Auge in Auge mit einem Wolf
1 / 6
Auge in Auge mit einem Wolf
Der «böse Blick»: Ein grosser männlicher Wolf merkt auf. Der Filmer ist unsichtbar versteckt und unter dem Wind, macht aber durch Imitation des Heulens auf sich aufmerksam. Die bersteinfarbene Iris der Wölfe war den Menschen so unheimlich, dass Hunde mit heller Iris getötet wurden.
quelle: videostill/stefano polliotto
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Ich bin total gegen Wolfsabschüsse » – Jäger hat klare Meinung
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
24 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Elmas Lento
11.03.2025 18:02registriert Mai 2017
Alternativer Vorschlag: wenn Tiere gerissen werden bei denen es keinen Herdenschutz gab soll es auch keine Entschädigung geben. Das würde den Herdenschutz wohl mehr fördern als da immer mehr Geld zu verteilen.
512
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dogbone
11.03.2025 19:34registriert August 2014
Der Bündner Regierungsrat: erst alles abknallen lassen, dann reden - und Forderungen betreffend Herdenschutz stellen. Was nehmt ihr an den Sitzungen so zu euch?
Und dass ihr im allerheiliegsten Nationalpark, in dem nichts verändert werden darf und soll, ein ganzes Wolfsrudel auslöscht, das ist schon ziemlich dicke Post - zumal es wissenschaftlich schlicht sinnfrei war, ausser man hat einfach Spass daran.
443
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ich-möchte-verstehen
11.03.2025 18:28registriert April 2022
Schafe in den Alpen sind auch ein gesellschaftliches Thema, solange in den Verkaufsflächen Lamm fast ausschliesslich aus Australien und Neuseeland kommt und die Wolle direkt verbrannt wird. Ōkonomisch haben nur ganz wenige Schafe bei uns einen Nutzen. Dh über Steuern / Direktzahlungen wird ein Hobby finanziert. Ich bin für einen Umverteilung: Schafe werden nur noch dann subventioniert, wenn das Fleisch und die Wolle in den Verkauf kommt. Dafür darf die Subvention dann genug hoch sein für den Herdenschutz. Unter dem Strich ist dann alles günstiger.
432
Melden
Zum Kommentar
24
Lehrbetriebe haben weniger mit der Rekrutierung zu kämpfen
Zum Start des Schuljahres Mitte August waren schweizweit rund 6400 Lehrstellen unbesetzt, viele davon auf dem Bau, im Gastgewerbe und in der Maschinenindustrie. Das ist rund ein Viertel weniger als zum gleichen Zeitpunkt im Jahr zuvor.
Zur Story