«Ideologisch-radikalisiert»: Israelitischer Gemeindebund besorgt über Stimmung an Unis
Die anhaltenden Pro-Palästina-Proteste an Schweizer Universitäten beunruhigen den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund. Er beobachtet mit Sorge, dass sich die Stimmung an den betroffenen Hochschulen offensichtlich hochschaukelt.
Universitäten seien demokratische Einrichtungen, an denen offene Debatten gepflegt werden sollten, hielt der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest.
«Die lauten Stimmen der Protestierenden tragen aber ideologisch-radikalisierte Züge», schrieb SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner. Sie vermittelten den Eindruck, dass alle Studierenden ihre Positionen teilen würden.
Das entspreche sicher nicht der Wahrheit. Es würden Ultimaten und extrem einseitige Forderungen gestellt. Andersdenkende würden eingeschüchtert. Für jüdische Studentinnen und Studenten böte eine Universität so keinen geschützten Rahmen mehr.
Bei 23 Personen handelte es sich um Schweizerinnen und Schweizer. Kontrolliert wurden zudem zwei Personen aus Deutschland sowie je eine aus Italien, Frankreich und Luxemburg. Die Stadtpolizei wertete am Mittwoch die Liste der Verzeigten auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aus. Ob sich unter den Weggewiesenen Studierende der ETH befanden, ist nicht bekannt. Weder die Polizei noch die Hochschule haben dazu Informationen. (sda)
Insofern stelle sich klar die Frage, ob die Proteste insbesondere an der Universität Lausanne durch die Werte einer Universität gedeckt und zu dulden seien. Für klar grenzüberschreitende antisemitische Ausfälle wie den Slogan «From the river to the sea» dürfe es keine Toleranz geben.
Ganz generell seien die Dozierenden gefragt, teilte Kreutner weiter mit. Diese müssten ihrer Verantwortung wahrnehmen. An ihnen und den Universitätsleitungen sei es, «die Lage in den Griff zu bekommen und wenn möglich konstruktive Gespräche mit den Protestierenden zu führen».
An der ETH Zürich, der ETH Lausanne und der Uni Genf hatten am Dienstag Protestierende Gebäude vorübergehend besetzt. An den Universitäten Lausanne und Genf wurden die Proteste am Mittwoch fortgesetzt. (rbu/sda)
