Schweiz
Religion

Israelitischer Gemeindebund besorgt über Stimmung an Universitäten

«Ideologisch-radikalisiert»: Israelitischer Gemeindebund besorgt über Stimmung an Unis

08.05.2024, 11:31

Die anhaltenden Pro-Palästina-Proteste an Schweizer Universitäten beunruhigen den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund. Er beobachtet mit Sorge, dass sich die Stimmung an den betroffenen Hochschulen offensichtlich hochschaukelt.

Universitäten seien demokratische Einrichtungen, an denen offene Debatten gepflegt werden sollten, hielt der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA fest.

Pro-Palestinian demonstrators shout slogans during a protest in the entrance hall of the main building of the ETH Zurich on Tuesday, May 7, 2024 in Zurich, Switzerland. (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Pro-palästinensische Demonstranten an der ETH.Bild: keystone

«Die lauten Stimmen der Protestierenden tragen aber ideologisch-radikalisierte Züge», schrieb SIG-Generalsekretär Jonathan Kreutner. Sie vermittelten den Eindruck, dass alle Studierenden ihre Positionen teilen würden.

Das entspreche sicher nicht der Wahrheit. Es würden Ultimaten und extrem einseitige Forderungen gestellt. Andersdenkende würden eingeschüchtert. Für jüdische Studentinnen und Studenten böte eine Universität so keinen geschützten Rahmen mehr.

28 Verzeigungen nach Protest an ETH Zürich
Nach der Sitzblockade an der ETH Zürich hat die Stadtpolizei Zürich am Dienstag insgesamt 28 Personen kontrolliert, weggewiesen und verzeigt: Es handelt sich dabei um 13 Frauen und 15 Männer, die zwischen 17 und 78 Jahre alt sind.

Bei 23 Personen handelte es sich um Schweizerinnen und Schweizer. Kontrolliert wurden zudem zwei Personen aus Deutschland sowie je eine aus Italien, Frankreich und Luxemburg. Die Stadtpolizei wertete am Mittwoch die Liste der Verzeigten auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA aus. Ob sich unter den Weggewiesenen Studierende der ETH befanden, ist nicht bekannt. Weder die Polizei noch die Hochschule haben dazu Informationen. (sda)

Insofern stelle sich klar die Frage, ob die Proteste insbesondere an der Universität Lausanne durch die Werte einer Universität gedeckt und zu dulden seien. Für klar grenzüberschreitende antisemitische Ausfälle wie den Slogan «From the river to the sea» dürfe es keine Toleranz geben.

Ganz generell seien die Dozierenden gefragt, teilte Kreutner weiter mit. Diese müssten ihrer Verantwortung wahrnehmen. An ihnen und den Universitätsleitungen sei es, «die Lage in den Griff zu bekommen und wenn möglich konstruktive Gespräche mit den Protestierenden zu führen».

An der ETH Zürich, der ETH Lausanne und der Uni Genf hatten am Dienstag Protestierende Gebäude vorübergehend besetzt. An den Universitäten Lausanne und Genf wurden die Proteste am Mittwoch fortgesetzt. (rbu/sda)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mrmikech
08.05.2024 12:38registriert Juni 2016
"Er beobachtet mit Sorge, dass sich die Stimmung an den betroffenen Hochschulen offensichtlich hochschaukelt."

Es hat vielleicht damit zu tun, dass der Krieg immer weiter angeheizt wird. Sogar die USA haben einen Waffenlieferstopp eingerichtet, es geht laso nicht nur den Studenten zu weit. Vielleicht sollte der Schweizerische Israelitische Gemeindebund mal aus der Opferrolle heraustreten und die Realität sehen?
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Stanley Ipkiss
08.05.2024 12:43registriert November 2017
Man ist also "ideologisch-radikalisiert" wenn man darauf hinweist das ein von einer rechtsextremen Regierung geführter Staat einen brutalen Krieg gegen eine Zivilbevölkerung führt?
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Yolanda Hecht
08.05.2024 12:43registriert Juni 2022
"Andersdenkende würden eingeschüchtert." Habe ich mir auch gedacht. Wenn man von der Mehrheitsmeinung abweicht, Israels Vorgehen anprangert, sich für die palästinensische Zivilbevökerung einsetzt oder sogar Forderungen an Israel stellt, wird einem Antisemitismus oder Hamas-Sympathie unterstellt.
Wenn das nicht ein probates Mittel ist, gegen Menschen zu hetzen oder sie zum Schweigen zu bringen, was dann? Müssen wieder Studenten erschossen werden, bis man merkt, welche Stimmung geschürt wird? Protest ist sicher nicht schlimmer als 35'000 Tote, hungernde Zivilisten, ein zerbombter Gazastreifen.
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