Es ist ja nicht so, dass das Miteinander immer nur einfach ist, wenn man gegen ein offizielles Miteinander ist.
Zu kryptisch für euch? Okay, wir beginnen nochmals.
Obwohl ich mich klar gegen Beziehungen ausspreche, also die klassische Zweierkiste, das Ziel aller Hollywood-Romanzen, der Inbegriff der totalen Erfüllung gemäss Rosamunde Pilcher, das traditionelle Eins-und-Eins, das Pärchen-Sein, obwohl ich keine Freundin im herkömmlichen Sinne suche, nicht die schlechtere Hälfte zur besseren Hälfte sein will, obwohl ich keine Beziehung anstrebe und in den letzten Jahren auch keine hatte, hatte ich ja immer mal wieder Frauen in meinem Leben, mit denen ich Gespräche über das Nicht-vorhanden-sein unserer Beziehung reden musste.
Da war Sina, die mich zwar wollte, aber nicht, was ich wollte, sie wollte den Real-Deal, was ich nicht war, denn ich wollte den No-Deal-Deal. Sie hat übrigens kürzlich geschrieben, ob wir uns wiedermal sehen wollten. Auf einen Kaffee. Das hat sie explizit erwähnt. Einen Kafi. Keinen Drink. Einen Kafi. Ich habe ihr geantwortet, aber keine Terminvorschläge geschickt. Frauen, die Kaffee trinken gehen wollen, nachdem man mit ihnen geschlafen hatte, einmal, mehrmals, egal, das verunsichert mich. Will sie mir sagen, dass sie eine Beziehung hat? Warum will sie mir das sagen? Wenn sie keine Beziehung hat, will sie mich zwar treffen, aber keinesfalls mit mir schlafen, weshalb sie Umstände, die Sex begünstigen, Alkohol, Nacht, Bar, weshalb sie all das schon mal ausklammert? Warum will sie mich überhaupt sehen? Will sie nun mit mir befreundet sein, obwohl wir wirklich auch zu unseren besten Zeiten nicht «befreundet» waren? Fragen über Fragen.
Auch mit Valentina habe ich viel über Beziehungen gesprochen. Und mit der Frau, deren Namen ich nicht nennen will, sowieso. Das ist ja alles okay. Geht nicht anders. Gehört dazu. So viel wie mit Lara habe ich aber noch nie in meinem Leben über Beziehungsformen geredet.
Lara, das ist die Frau aus Davos. Meine Fast-Nachbarin, die mich sehr viel sehen will und die ich ausnahmsweise genauso oft sehen will, da ist man ja nicht immer kongruent, beim Bedürfnis nach Treffen.
Was ich ja per se gut finde. Lara will aber auch nicht «keine Beziehung», was es nun, wie sie es gerne nennt, etwas «komplex» macht. Ich finde es eher anstrengend, aber weil ich Lara grundsätzlich wirklich sehr, sehr gut finde, nenne ich es nun eben auch komplex.
Wir reden viel über die komplexe Situation. Lara hat einen Crush - auf mich, zum Glück! - und wenn man so will, habe ich auch einen Crush. Aber Lara ist ja eben polyamor. Glaubt sie jedenfalls. Irgendwann in einem Gespräch, das etwas hitziger wurde, als mir beliebt, ich mag grundsätzlich gar keine hitzigen Diskussionen, wirklich, alles was nur schon einen Hauch von Drama versprüht, ist mir zu viel des Guten, aber irgendwann in diesem Gespräch sagte sie, sie habe das Gefühl, dass ich gar nicht verstehen würde, was Polyamorie denn sei. Ich sagte sofort: «Dochdoch. Du willst nicht nur einen Pimmel. Du willst viele Pimmel. Und du willst sie alle gleich fest.»
Ich habe das nicht wortwörtlich so gesagt. Aber wohl schon etwa so, denn Lara fand es gar nicht lustig. Sie wurde nicht wütend, fand aber meine kindische Aussage würde bestätigen, dass ich nicht wisse, wovon sie rede. Und dass dies die Grundlage für unsere Gespräche sei.
(Zum Glück vögeln wir vor, nach und manchmal auch fast während dieser Diskussionen. Sonst wäre das wirklich der mieseste Deal aller Zeiten.)
Lara hat mir gestern ein Buch über Polyamorie in den Briefkasten gelegt. Sie legt mir oft Dinge in den Briefkasten, was ich grundsätzlich gut finde. Aber das Buch ... ich weiss nicht. Einerseits ist es ja rührend, dass sie so sehr will, dass ich verstehe, wovon sie redet. Andererseits ... ich will doch eben keine Beziehung! Warum muss ich jetzt verstehen, warum Leute nicht nur eine, sondern gleich mehrere Beziehungen wollen?!?!??
Die viel wichtigere Frage ist nun aber: Wenn ich es nicht lese, wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir dennoch weiterhin Sex haben?
So long,
Ben