Das Licht am Ende des Tunnels: Was wir uns über den Moment des Sterbens vorstellen, kommt nicht von ungefähr. Das zeigen die Geschichten von vier Personen, die in der SRF-Sendung «Reporter» am Mittwochabend ihre Nahtoderfahrung beschreiben. Drei Szenen gehen dabei besonders unter die Haut.
Ramón Gartmann war acht Jahre alt, als er aus zwölf Metern Höhe von einem Dach stürzte. Er stand bereits mit einem Fuss im Jenseits und wollte eigentlich gar nicht zurück. «Da war ein Wesen. Ich sagte ihm, dass ich nicht zurück wolle. Er antwortete, dass er mir etwas zeigen möchte, bevor ich mich entscheide.»
Mit dem Wesen sei er wie durch einen Vorhang in die physische Welt zurück. «Ich sah mich aus der Vogelperspektive im Krankenwagen liegen. Die Sanitäter versuchten, mich zu retten. Im hinteren Teil des Wagens sass meine Mutter. Ich sah ihren Schmerz und was in ihr bricht durch meinen Tod.» Dann habe er sich entschieden, er wolle leben «und zack war ich zurück in meinem Körper und wachte auf.»
Andrea Pfeifer hat ihr Erlebnis mit dem Tod lange geheim gehalten. Sie ist damit nicht alleine: Angeblich hätten fünf Prozent aller Menschen einmal im Leben eine Nahtoderfahrung. Nur die Wenigsten würden darüber reden, heisst es in der Sendung.
«Ich habe es ganz lange niemandem erzählt», sagt Andrea Pfeifer. Sie war 26 Jahre alt, als sie beinahe an einer Lebensmittelvergiftung starb. Was sie im Moment des Sterbens erlebte, klingt nach einer Film-Szene. «Plötzlich sass jemand neben meinem Bett, ein junger Mann. Aber er war nicht menschlich, sondern ganz etherisch, ausgefüllt mit Licht.»
Pfeifer erinnert sich an den Moment mit einem Lächeln auf den Lippen. «Ich habe ihn gekannt. Ich habe ihn noch nie gesehen, aber ich habe ihn erkannt.»
Sie fürchtete, dass sie schubladisiert werden könnte, wenn sie von ihrem Erlebnis erzählt. «Man wird sofort in eine esoterische oder religiöse Schiene gedrängt, aber dort gehöre ich überhaupt nicht hin.»
Bei Nahtoderfahrungen ist oft die Rede vom Licht am Ende des Tunnels. Bei Andrea Pfeifer habe das etwas anders ausgesehen. «Ich ging in einem Lichtermeer auf. Diese Explosion war wie ein Jubelschrei!»
Das Licht sei mehrschichtig und lebendig gewesen, erzählt Andrea Pfeifer. Doch es fällt ihr schwer, die passende Beschreibung zu finden. «Es gibt keine Wort dafür. Es war einfach pures Glück, ein Teil davon zu sein.»
Der Tod steht oft für etwas Negatives und Schmerzhaftes. Die vier Menschen, die der Journalist Simon Christen für seine Reportage traf, empfanden ihn jedoch als etwas Schönes, sogar als pure Glückseligkeit. Ihre Geschichten regen an, über das Sterben nachzudenken.
Eine ältere Protagonistin, Magdalena Bless, erzählt am Ende der Sendung, wie sie durch die Erfahrung den Tod akzeptiert hat: «Ich freue mich auf den Tod, auch wenn ich jetzt noch nicht sterben will. Der Tod ist ein grossartiger Übergang, in dem sich die Rätsel des Universums entschlüsseln.»
Es ist eine Überlegung wert, sich vorzustellen, was Urteile über Menschen, in die wir nicht hineinsehen können, mit ihnen alles anstellen.
Und wieviel dabei verpasst wird.