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SBB-Kondukteur schimpft 10-Jährigen aus, bis er weint – und jetzt heult das halbe Internet auf

SBB-Kontrolleur bringt 10-Jährigen auf seiner ersten Zugfahrt zum heulen. 
SBB-Kontrolleur bringt 10-Jährigen auf seiner ersten Zugfahrt zum heulen. Bild: KEYSTONE

SBB-Kondukteur schimpft 10-Jährigen aus, bis er weint – und jetzt heult das halbe Internet auf

Am Samstagmorgen besteigt ein 10-Jähriger zum ersten Mal in seinem Leben alleine einen Zug – mit gültigem E-Ticket auf dem nigelnagelneuen Handy. Weil er sich nicht ausweisen kann, schimpft ihn ein SBB-Kondukteur aus, bis er die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. Ohne die Details zu kennen, strafen User den Kondukteur im Social Web ab.
19.08.2015, 10:0319.08.2015, 15:20
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Er dachte, es könne nichts schief gehen, als er am letzten Samstag um 9.32 Uhr den Zug von Brugg in Richtung Olten nahm: Auf seinem neuen Handy hatte der 10-jährige Junge ein gültiges E-Ticket für seine erste alleinige Zugfahrt. Doch es kam ganz anders: Weil der Bub sich nicht ausweisen konnte, schimpfte ihn der ältere von zwei Kontrolleuren so lange aus, bis der Junge die Fassung verlor. 

Als seine Gotte in Olten dazu stieg, traf sie auf einen verstörten Jungen. Sie suchte das Gespräch mit dem Kontrolleur, doch dieser reagierte offenbar uneinsichtig. 

NZZ-Bundeshaus-Redaktor Markus Häfliger kennt den Bub und seine Gotte persönlich. Als ihm die beiden die Geschichte erzählen, ist er empört. Und macht seinem Ärger auf Twitter Luft: 

«Der 10-Jährige war zum ersten Mal alleine mit dem Zug unterwegs», sagt Häfliger. Seinen Eltern sei nicht bewusst gewesen, dass es zu einem gültigen E-Ticket einen Ausweis brauche. «Wie konnte der Kontrolleur nicht sehen, dass es sich bei diesem 10-Jährigen nicht um einen Betrüger handelt?», fragt er.

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Die Frage war noch unbeantwortet geblieben. Aber die Meinungen in den sozialen Meiden scheinen gemacht: Böser Kondukteur! Böse SBB! Vorauseilend professionell reagierte SBB-Presseprecher Christian Ginsig unmittelbar auf Twitter: «Das tut mir sehr leid. Bitte um Angabe, wann und wo, ich kläre das ab», sagt er. Und erklärt, dass ein E-Ticket nicht wie ein Papierticket als Urkunde gelte, da es vervielfältigt werden könne. Bei Kindern brauche es dazu einen gültigen Ausweis, da sie bis 16 noch gratis Halbtax fahren können. 

Für ein vollständigeres Bild, was genau passiert ist, fehlt derzeit die Sicht des betroffenen Kondukteurs. Auf Anfrage von watson erklärt Christian Ginsig: «Wir nehmen solche Tweets sehr ernst. Die Abklärungen dazu, nehmen aber noch etwas Zeit in Anspruch.» 

Gegen Mittag erklärt die SBB: «Es handelte sich bei dem Kontrolleur um einen erfahrenen Zugbegleiter, selber Familienvater und auch Lernbegleiter bei der SBB, der sich um die Ausbildung von Jugendlichen kümmert. Er dementiert klar, dass der Junge in seinem Beisein geweint habe.»

Die Reaktionen auf Twitter reichten von Zurückhaltung ...

... und Empörung ...

... bis zu Kindheitserinnerungen.

(rar)

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans Jürg
19.08.2015 14:49registriert Januar 2015
Wir leben wirklich in einer extrem hysterischen Zeit. Über alles (wirklich A-L-L-E-S) regen sich die Leute auf. Über Alles (wirklich A-L-L-E-S) wird geschimpft und geflucht. Die Empörungskultur lebt.
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JoSchtz
19.08.2015 11:47registriert Januar 2015
Bin mal im Zug nach Interlaken gsessen, und als der Kondukteur die Billette von asiatischen Touristen kontrollierte war dort irgendwas nicht richtig. Kondukteur konnte kein Englisch (oder weigerte sich Englisch zu sprechen) und begann eine Hasstirade gegen die Touristen. Andere Passagiere und ich sind dann eingeschritten und haben versucht zu vermitteln. Am Schluss war das Problem lediglich, dass die Touristen nicht von Anfang an den Pass mit dem selber gedruckten Ticket zeigten. Tolle Visitenkarte.
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Fish
19.08.2015 13:51registriert März 2015
Erstaunlich dass sich so viele Leute aufgrund eines Tweets eines Bekannten des Betroffenen ein abschliessendes Urteil bilden können...
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