Dort, wo früher viele Kinder aus dem Zürcher Oberland während der Winterzeit regelmässig das Skifahren ausüben konnten, fehlt heutzutage der Schnee und die Hänge sind im Winter häufig grün statt weiss. Auch in anderen Regionen der Schweiz ist das so. Die kleinen Dorflifte auf rund 1000 Metern über Meer kämpfen überall ums Überleben oder wurden schon stillgelegt.
Wir sind Oberstufenschüler aus Wald ZH und wollten genauer wissen, was der Klimawandel mit «unserem» Skilift macht. Der grosse Lift führt hier von rund 850 auf 1150 Meter über Meer. Es ist ein Ort, an dem früher Gross und Klein Ski und Snowboard fahren konnten.
Wir fragen darum erst im Dorf, was den Leuten in den Sinn kommt, wenn sie an früher und das Oberholz denken. «Ich fahre da seit meiner Kindheit und ich habe so viele schöne Erinnerungen», erzählt uns jemand. Oder: «Früher konnten wir oft bis ins Dorf runterfahren.» Man glaubt sich zu erinnern, dass man da früher immer Ski fahren konnte.
Für unsere Generation ist das sicher nicht mehr so. Heutzutage hat man schon fast Glück, wenn man ein- oder zweimal pro Jahr im Oberholz am grossen Lift auf die Skier kann.
Aber stimmt dieses Gefühl wirklich? Wir wollten es genau wissen und fragen bei Evelyne Hengartner, Marketingchefin der IG Skilift Oberholz-Farner, nach, wie es um die Anlage steht.
Evelyne Hengartner, was bedeutet ihnen der Skilift im Oberholz?
Evelyne Hengartner: Da steckt sehr viel Herzblut drin. Wir machen das alles schon seit über 20 Jahren. Die Anlage bedeutet mir und uns sehr viel.
Seit wann gibt es im Oberholz eigentlich Skilifte?
Evelyne Hengartner: Der lange Farner-Lift gibt es seit 1954, der Trainerlift wurde 1957 aufgebaut und der kleine Ponylift ca. 2004, da bin ich mir nicht mehr ganz sicher.
Wie entstand überhaupt die Idee, einen Skilift hier zu errichten?
Gründerin war Rosa Oberholzer mit einigen Helfern. Ich denke, dass es darum ging, dass es in der ganzen Region keinen Skilift gab. Wir waren dann die Ersten, erst später kam der Atzmännig und der Hoch-Ybrig dazu.
Was braucht es, um die Skilifte bereit für den Winter zu machen?
Die Mitarbeiter und freiwilligen Helfer bereiten die Piste in Fronarbeit vor. Wie gross der Aufwand genau ist, ist schwierig zu sagen. Normalerweise sind sie zwei bis drei Wochenenden dran. Das hängt auch immer davon ab, wie viele Helferinnen und Helfer da sind. Da kommen einige Stunden zusammen.
Müssen Sie für die Benützung des Landes etwas bezahlen?
Die Landbesitzer der Piste erhalten als kleine Entschädigung für die ganze Familie die Saisonkarte.
Wie viel Strom verbraucht das kleine Skigebiet eigentlich an einem Tag?
Das kann ich nicht einfach so beantworten. Es kommt darauf an, wie viele Lifte wie viele Stunden laufen? Ich kann aber den Kilowatt-Verbrauch pro Stunde (KWh) für die Skilifte angeben: Der Farner Lift braucht 110 Kilowatt, der Trainerlift 22 Kilowatt und der Ponylift 5,5 Kilowatt pro Stunde (Anmerkung: Ein durchschnittlicher Schweizer 4-Personenhaushalt in einem Einfamilienhaus verbraucht pro Tag rund 11 kWh).
Wie viel haben Sie mit dem Skilift in der letzten Saison verdient, wo der grosse Lift gar nie angeschaltet werden konnte?
Gar nichts. Wir hatten Einnahmen, aber leider mehr Ausgaben, weil es sehr wenig Skibetriebstage gab. Das Personal mussten wir ja trotzdem bezahlen. In den letzten drei Jahren war das Einkommen schlecht.
Gibt es noch andere Einnahmequellen als die Skitickets und das Restaurant?
Ja, die Saisonkarten sind ein Teil. Dann bezahlen Mitglieder der Interessensgenossenschaft pro Jahr als Beitrag 100 Franken. Wir nehmen natürlich immer gerne neue Mitglieder auf.
Wie halten Sie den Skilift instand, wenn Einnahmen fehlen?
Das Ganze geht nur noch mit den freiwilligen Helfern, die gratis arbeiten. Sonst würde es nicht mehr funktionieren. So geht es noch einigermassen auf. Aber auch hier gilt: Wir können immer Helfer gebrauchen.
Ab wie vielen Tagen lohnt sich der Betrieb?
Optimal wäre der Skibetrieb über Weihnachten und Neujahr. Das ist die beste Zeit, auch für uns. Wenn es da genügend Schnee hätte, wäre das schon sehr viel. Wenn nicht, benötigen wir zirka 30 gut besuchte Betriebstage.
Wie viele Tage war denn der Skilift in den letzten Jahren so in Betrieb?
Das kann ich leider nicht genau beantworten. Aber allgemein einfach sehr wenig. Es spielen viele Faktoren mit rein. Das Corona-Jahr war das letzte, das wirklich gut lief.
Wir fragten im Dorf Leute, woran sie beim Skifahren im Oberholz denken. Viele nannten die Abfahrten bis hinunter ins Dorf. Können Sie sich auch noch daran erinnern?
Ja, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Allerdings ist es auch heute noch so: Wenn der lange Farner-Lift läuft, kann man fast immer am Ende des Tages bis nach Wald fahren.
Ist Kunstschnee eigentlich ein Thema?
Nein, das haben wir noch nie gemacht und werden wir auch nie machen. Das macht energietechnisch keinen Sinn und ist auch viel zu teuer. Wir handhaben es so: Wenn es Schnee hat, ist es super. Wenn nicht, dann ist es halt so.
Was sind die Auswirkungen für grosse Skigebiete, wenn kleinere Skigebiete schliessen? Weil dort viele Kinder in kleinen Skigebieten lernen?
Das ist das, was wir von den grossen Skigebieten immer hören. Viele Kinder lernen in der Regel in kleinen Dorfskigebieten auf unserer Höhe Ski fahren. Leider fahren aber immer weniger Kinder Ski, teilweise auch, weil einfach der Schnee in der unmittelbaren Umgebung fehlt. Ich denke, es wäre für die grossen Skigebiete nicht gut, wenn noch mehr kleine Skilifte stillgelegt werden.
Erhalten sie denn Unterstützung von grösseren Skigebieten?
Ja, das ist so. Unsere Partnerbahn ist der Pizol. Wenn man bei uns eine Saisonkarte kauft, erhält man im Pizol eine Tageskarte zum halben Preis.
Wie denken Sie, wie wird der Winter 2024/25?
Wenn wir das wüssten, dann wären wir besser als alle unsere Meteorologen. Wir hoffen einfach gut mit viel Schnee.
Was denken Sie, wie lange macht es noch Sinn, den Skilift am Leben zu erhalten?
Solange es finanziell tragbar ist, macht es zu 100 Prozent Sinn. Weil wir es für den Skisport und die Kinder machen.
Watt ist Leistung, also Arbeit pro Zeit.
kWh ist eine Einheit für Energie(menge), also Arbeit und 1 kWh entspricht 3.6E+6 Joule oder 860 Kilokalorien, was 1.5 Tafeln Schokolade entspricht.
Somit verbrennt der Lift das Äquivalent von weniger als 10 Tafeln Schoggi pro Stunde. Und macht mehr Kinder glücklich als die Schoggi, würde sie direkt an Kinder verfüttert…